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Allgemeinmedizin Migräne – Diese Medikamente helfen im Akutfall

In Deutschland leiden etwa zwei bis zehn Prozent der Bevölkerung an Migräne, wobei Frauen drei Mal häufiger betroffen sind. Migräne ist zwar eine unheilbare, neurologische Erkrankung, was aber nicht heißt, dass man sie nicht in den Griff bekommen kann. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, welche Medikamente bei einer akuten Migräneattacke gut wirken.

Stand: 16.05.2023 08:10 Uhr

Frau mit Kopfschmerzen hält sich den Kopf und verzieht das Gesicht | Bild: picture-alliance/dpa/Westend61/Robijn Page

Die Zahl der Migränepatienten nimmt in Deutschland stetig zu. Oft sind die Kopfschmerzattacken von Übelkeit und Erbrechen begleitet. Typisch ist auch eine ausgeprägte Geräusch- und Lichtempfindlichkeit. Die Dauer der Schmerzattacken kann in der Regel zwischen vier und 72 Stunden variieren. Es gibt aber zum Glück wirksame Medikamente, mit denen sich ein akuter Migräneanfall gut behandeln lässt und die Patienten sind oft nach kurzer Zeit wieder schmerzfrei.

Einfache Schmerzmittel bei leichter Migräne

Bei einer leichten Migräne oder zu Beginn der Migräneattacke kann ein einfaches Schmerzmittel (beispielsweise Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin) gegen den akuten Schmerz helfen. NSAR (nicht steroidale Antirheumatika) mit dem Wirkstoff Ibuprofen sind dem Wirkstoff ASS (Acetylsalicylsäure) in der Regel unterlegen, können aber im Einzelfall helfen.

Wichtig:

Nehmen Sie bei Migräne möglichst früh Medikamente. Je früher, desto größer ist die Chance, die Symptome in den Griff zu bekommen.

Triptane

Bei stärkeren Migräneattacken hat sich die Wirkstoffgruppe der Triptane bewährt, beispielsweise Sumatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Zolmitriptan und viele andere. Sie bewirken, dass sich die Blutgefäße wieder verengen und die Entzündungen zurückgehen. Triptane wirken ausschließlich beim Migränekopfschmerz, man kann sie also notfalls als Diagnostikum einsetzen, um festzustellen, ob es sich um Migräne handelt oder nicht.
Nachteil: Triptane führen bei zu häufigem Gebrauch (zehn oder mehr therapiebedürftige Schmerztage pro Monat) zu einer gewissen Abhängigkeit.

Medikamente gegen Übelkeit

Oft ist die Migräne mit Übelkeit verbunden. Übelkeit bedeutet, dass der Magen nicht das macht, was er soll, nämlich seinen Inhalt geordnet an den Dünndarm weiterzugeben. Dann liegt das Migränemittel im Magen und gelangt nicht dorthin, wo es der Körper aufnehmen kann. In diesen Fällen empfiehlt es sich, etwa 15 bis 20 Minuten vor dem Migränemittel ein Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen zu nehmen (beispielsweise Metoclopramid, Domperidon oder Dimenhydrinat).
Tipp: Zäpfchen umgehen das Magenproblem elegant.

Intravenöse Injektion von Acetylsalicylsäure

Bei einem akuten Migräneanfall hilft vielen Betroffenen eine intravenöse Injektion mit ASS (Acetylsalicylsäure) beim Arzt. Das kann auch sinnvoll sein, wenn das Triptan nicht wirkt, weil beispielsweise die Migräneattacke bei der Einnahme schon zu weit fortgeschritten war.

Medikamentöse Prophylaxe

Bei häufig auftretenden und/oder länger anhaltenden Migräneattacken kann eine medikamentöse Vorbeugung sinnvoll sein. Damit lässt sich die Häufigkeit und die Intensität der Migräneattacken vermindern. Folgende Medikamente kommen häufig als Migräneprophylaxe zum Einsatz:

  • Betablocker, die normalerweise als Blutdrucksenker eingesetzt werden.
  • Kalziumantagonisten, die ebenfalls normalerweise bei Bluthochdruck Anwendung finden.
  • Antidepressiva
  • Vitamin B2
  • Magnesium
  • Pestwurzelextrakt
  • Monatliche Migränespritze, die direkt in den Mechanismus der Migräne eingreift. Studien haben gezeigt, dass sich bei etwa der Hälfte der Testpersonen die Schmerztage mindestens um die Hälfte reduziert haben.

Hier finden Sie Ernährungstipps bei Migräne.
Auch physiotherapeutsche Übungen können bei Migräne Abhilfe schaffen.

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Bleiben Sie gesund! Wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"


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