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Spalierobst Apfelbaum schneiden

Im Garten von Nadine Haser wachsen zwei Spalieräpfel, die etwas außer Form geraten sind. Heute startet die Gärtnerin mit ihrem Nachbarn eine Rettungsaktion. Hier finden Sie die Tipps zum Schnitt…

Von: Julia Schade

Stand: 02.02.2024

Erziehung ist alles

Gut erzogene Spalierbäume haben pro Etage auf jeder Seite einen kräftigen Leitast. Man kann die Bäume so erzogen kaufen oder sie selbst erziehen. Bei einem Baum mit zwei Etagen dauert es ein Jahr bis das Gerüst steht. Danach gilt es, die Bäume mehrmals im Jahr durch regelmäßigen Schnitt in Form zu halten. Der Aufwand dabei ist durchaus überschaubar, wenn man am Ball bleibt: je Schnitt etwa 15-30 Minuten.
Der Vorteil von Spalierbäumen ist, dass sie dank der waagrecht gestellten Äste auf wenig Platz viel Ertrag liefern. Sie können kahle Wände grün machen oder als Raumteiler im Garten fungieren und das auch bei wenig Platz.

Die Gegebenheiten

Die beiden Spalieräpfel an der Nordseite von Nadine Hasers Garten sind so alt, dass sie mittlerweile Vollertrag liefern müssten. Doch das Bild ist ein anderes: viele Wasserschosser, kaum Fruchtholz, sich überkreuzende und zu viele Leitäste und dementsprechend keine Blüten bzw. Äpfel. Der Grund dafür: die Gärtnerin hat die Bäume zwar regelmäßig geschnitten, weil sie es nicht besser wusste, aber so, wie man es eigentlich macht:
Die Wasserschosser, also die senkrecht nach oben wachsenden Triebe, die nicht fruchten, hat sie entweder komplett entfernt oder zu groß werden lassen. Auch das Gerüst aus Leitästen hat sie vernachlässig und neue Seitentriebe nicht rechtzeitig entfernt.

Auf jeder Etage gibt es pro Seite mindestens zwei sich kreuzende Leitäste, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Die wurden zwar am Ende eingekürzt, dann aber nicht mehr geschnitten. Dementsprechend stark haben sie sich dort verzweigt. Die Folge: die Bäume sind viel zu dicht und es dringt kaum Licht an die nötigen Stellen. Außerdem müssen sie ihre gesamte Kraft auf zu viele Äste verteilen. Noch dazu ist der Draht vom Spalier an vielen Stellen eingewachsen. Auch das sollte nicht passieren.
Um die Äpfel künftig zum Blühen und Fruchten zu bringen, hat sich Nadine Haser Hilfe geholt. Ihr Nachbar Kurt Mayer ist Vorsitzender des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins und hat eine Weiterbildung zum Baumwart gemacht. Gemeinsam wollen die beiden die Spalieräpfel retten und wieder in Form bringen.

Die Rettung

Um die Bäume wieder in Spalierform zu bringen, entfernen Nadine Haser und Kurt Mayer zunächst alle überschüssigen Leitäste. Die Wahl fällt ohne zu zögern auf die, bei denen der Draht eingewachsen ist. Manche dieser Äste entfernen sie direkt am Stamm, andere an einer Verzeigung, da der nächste Abzweig zum neuen Leitast werden soll. Das entscheiden die beiden von Ast zu Ast und in Abhängigkeit von den anderen Leitästen derselben Etage.
Stehen bleiben dürfen die Äste, die das höchste Potenzial fürs Bilden von Fruchtholz haben.
Das sind im Fall von Nadines Bäumen nicht unbedingt die kräftigsten, sondern vielmehr die mit den wenigsten Verzeigungen, die dafür aber viele Knospen haben. Biegt man solche Äste in die Waagrechte, bekommen sie besonders viel Licht. Ihre Knospen treiben aus und werden im Sommer erneut eingekürzt, damit sie sich nicht zu Wasserschossern entwickeln. Aus den verbleibenden Knospen treibt dann das wertvolle Fruchtholz aus.

Erzieht man ein Spalier von Anfang an, geht man strukturierter vor und erhält so ein gleichmäßigeres Gerüst. Doch in diesem Fall gehen die beiden Gärtner Kompromisse ein und arbeiten mit dem Baum. Außerdem wäre es bei so stark wachsenden Bäumen sogar besser, sie im Herbst zu schneiden, da sie dann weniger Reservestoffe für den Winter einlagern können und im Frühjahr dementsprechend schwächer austreiben. Doch da letzten Herbst das Wetter nicht mitgespielt hat und die Bäume den Schnitt so dringend nötig haben, nehmen Nadine und Kurt den starken Austrieb in Kauf und schneiden lieber das Jahr über nochmal nach anstatt auf den nächsten Herbst zu warten.

Spalierschnitt im Frühjahr auf einen Blick

Wetter:
trocken, aber nicht kälter als -5° C

Zeitpunkt:
Bäume, die im ausgehenden Winter/Frühjahr geschnitten werden, treiben mit ihrer vollen Kraft aus; Bäume, die im Herbst geschnitten werden, lagern weniger Reservestoffe ein und treiben nicht so stark aus

Vorgehen:
- von oben nach unten arbeiten, um den Baum nicht unnötig zu verletzen
- erst große, dann kleine Äste entfernen
- bei großen Ästen nah an Verzweigungen/am Stamm schneiden, damit die Wunde besser verschlossen werden kann
- sich überkreuzende oder konkurrierende Äste entfernen, dabei die mit vielen Knospen und wenig Verzweigungen fördern
- Wasserschosser auf zwei Augen einkürzen
- Verbleibende Leitäste waagrecht stellen fördert Bildung von Fruchtholz, da mehr Licht an die Triebe kommt und sie weniger Konkurrenz durch andere haben
- Zum Anbinden Bindeschlauch/Hohlschnur verwenden, damit nichts einwächst