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Tomaten veredeln Reiche Ernte dank starker Wurzel

Wachsen Tomaten seit Jahren auf demselben Fleck, kann es zu Kümmerwuchs und Ernteausfällen kommen. Der Grund: Der Boden ist ausgelaugt, Schädlinge und Krankheiten haben sich ausgebreitet. Die Lösung: Veredelte Tomaten!

Von: Sabrina Nitsche

Stand: 08.04.2022

Tomaten veredeln mit Josef Eichhorn (Bayerische Landesanstalt für Gartenbau, Bamberg) und Sebastian Eichfelder (Auszubildender im Gemüsebau) | Bild: BR / Tino Müller

Warum Tomaten veredeln?

Profigärtner steigern damit den Ertrag und die Gesundheit ihrer Tomaten. Auch für Freizeitgärtner hat es durchaus einige Vorteile, denn auch sie müssen meist auf den immer gleichen Flächen im Gewächshaus ihre Tomaten anbauen. Im Laufe der Zeit wird der Boden müde, Krankheiten und Nematoden breiten sich aus. Genau dann sind veredelte Tomaten im Vorteil, denn ihre kräftige Wildtomaten-Wurzel wird auch mit Fadenwürmern und Krankheiten fertig. Zudem wachsen die Pflanzen kräftiger und bringen dadurch bis zu 40 Prozent mehr Ertrag.

Was braucht es zum Veredeln?

Als Wurzel, also als Unterlage, kommen meist Wildtomaten oder sehr robuste Sorten zum Einsatz. Sie sind sehr kräftig im Wuchs, brauchen häufig auch in der Anzucht nicht so viel Zeit. Da Edelsorte und Unterlage beim Veredeln gleich stark sein sollen, sät man deshalb meist erst die Edelsorte und dann fünf bis sieben Tage später die Unterlage. Sind beide kräftig gewachsen und haben zwei bis drei Blattpaare, ist es Zeit zum Veredeln.

Tomaten veredeln Schritt für Schritt:

1. Im ersten Schritt setzt man die Unterlagen in eigene Töpfe oder Quickpotplatten, so haben die bald frisch veredelten Pflanzen ausreichend Platz.

2. Sind die Hände von Erde gesäubert, verliert die Unterlage ihren Kopf. Dafür eignet sich eine Rasierklinge. Diese wird im 45 Grad Winkel angesetzt und der Stiel mit einem ziehenden Schnitt durchtrennt. Wichtig dabei: Den Stiel nicht quetschen oder knicken!

3. Anschließend wird die Edelsorte geschnitten. Hier braucht es ein scharfes Auge, denn Stiel von Unterlage und Edelsorte sollen möglichst gleich stark sein. Auch die Edelsorte wird im 45 Grad Winkel geschnitten.

4. Damit die beiden Partner zusammenwachsen können und die Veredlungsstelle geschützt ist, kommt nun ein Veredelungsclip oder eine Veredelungsklammer zum Einsatz. Sie wird auf die Unterlage aufgesteckt und die Edelsorte aufgepfropft.

5. Jetzt noch einmal kontrollieren, ob die beiden Tomaten gut zusammenpassen, denn nur wenn die Schnittstellen direkt aufeinander liegen und die Gewebeschichten Kontakt haben, können sie verwachsen. Ist das der Fall, bekommt die veredelte Jungpflanze noch einen Holzstab als Stütze und wird dann ringsum nass gesprüht. Am besten mit Zimmerwarmem Wasser. Das mindert die Verdunstung und ein Schlappen der Pflanzen.

6. Jetzt dürfen die Jungpflanzen an einen warmen und hellen Platz, ohne direkte Sonne. Eine Haube oder ein Folienzelt hält die Luftfeuchte hoch und mindert die Verdunstung. Nach vier bis sieben Tagen beginnen die Spitzen der Tomaten zu wachsen, dann ist die Veredelung geglückt.

Tomaten muss man aber nicht zwingend selbst veredeln. Veredelte Jungpflanzen gibt es auch in Gärtnereien und Gartencentern.

Kontakt

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
An der Steige 15
97209 Veitshöchheim
Telefon: 0931 98010
Telefax: 0931 98013100
Email: poststelle@lwg.bayern.de