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Vom Banker zum Bauern Ein Biolandwirt auf Mallorca

Im Nordosten Mallorcas liegen die Felder der Bio-Finca Binifela. Hier wachsen Tomaten, Salate und Paprika. Aber nicht irgendwelche, sondern mallorquinische Lokalsorten. Sie möchte Georg Bräutigam für die nächsten Generationen erhalten.

Von: Sabrina Nitsche

Stand: 14.04.2023

Lokale Raritäten

'Tap de Cortí' heißt eine Paprika-Sorte die im Frühjahr auf die Felder der Finca gepflanzt wird. Diese alte Sorte ist der Geschmacksgeber für die sogenannte Sobrasada, eine scharfe Wurst die typisch ist für die Insel. Vor einigen Jahren gab es nur noch wenige Landwirte und Gärtner, die die Sorte vermehrten. Sie war vom Aussterben bedroht. Heute besinnen sich immer mehr Anbauer auf die alten, speziellen Sorten, versuchen diese so zu erhalten.

Jede Pflanze bekommt eine Schaufel Kompost, als Dünger und zum Boden verbessern. Ist alles gepflanzt, gibt’s fürs Gemüse eine Mulchschicht. So bleibt das Wasser im Boden und lästige Beikräuter bleiben weg.
Pflanzen, Düngen, Mulchen, Ernten – für Gärtner und Landwirte alltägliche Arbeiten. Für Georg Bräutigam immer wieder eine Herausforderung, denn er ist eigentlich Banker:

"In der Bank hat es mir nicht so viel Spaß gemacht, der Besitzer hier hat einen Pächter gesucht und dann habe ich den Sprung gemacht. Erst habe ich versucht einen Job zu finden, ein Praktikum, um das Gärtnern zu lernen, das hat leider nicht geklappt. Und dann habe ich den Hof übernommen und seitdem heißt es learning by doing…"

erzählt Georg Bräutigam

Biogärtnern im Rhythmus der Natur

Georg Bräutigam möchte mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten. Deshalb rotiert die Anbaufläche. Einmal wächst dort Gemüse und in den Jahren danach ist es Weideland für die Rinder. Die sind ein weiteres Standbein des Landwirts. Er verkauft das Fleisch der Rinder. Zudem liefern die Tiere den Ausgangsstoff für die Düngung. Aus ihrem Mist entsteht wertvoller Kompost als Dünger für die Pflanzen. Und auch bei den Tieren setzt der Landwirt auf alte Rassen. Er hält eine Herde Menorquinischer Rinder, eine vom Aussterben bedrohte, alte und sanftmütige Rasse.
Seit 2001 bewirtschaftet der Landwirt die Finca Binifela im geschlossenen Kreislauf. Nachhaltig und im Einklang mit der Natur.

Komposttee

Beim Kompost fährt der Landwirt zweigleisig. Einmal betreibt er eine große Warmmiete, so wie klassischer Weise Kompost erzeugt wird. Dieser Kompost kommt dann immer beim Pflanzen mit auf die Felder. Die zweite Variante ist der Wurmkompost. Dort sorgen spezielle Kompostwürmer für einen sehr nährstoffhaltigen, wertvollen Kompost. Dieser wird allerdings nicht einfach aufs Feld gefahren. In kleinen Portionen kommt der fertige Wurmkompost in alte Damenstrümpfe und dann für zwei Tage in ein Sprudelbad. Pumpen halten das Wasser permanent in Bewegung, sorgen dafür, dass immer ausreichend Nachschub ins Wasser gelangt. Nach 48 Stunden sind alle Mikronährelemente ins Wasser übergegangen und der Sud kann aufs Feld. Aber nicht ohne ihn zu verdünnen. Im Verhältnis 1:5 mit Wasser gemischt kommt der Komposttee in die Rückenspritze.

Lagertomaten?!

Dann geht’s aufs Feld zu den Tomaten. Wie ein Film legt sich der Kompostsud auf die Blätter der Jungpflanzen, düngt und schützt zugleich vor schädlichen Pilzkrankheiten. Diesen Sud gibt’s einmal pro Woche.

"Das ist die typische Tomate, die Ramallet-Tomate, das ist die alte Sorte, die Trockentomate. Die wird traditionell ohne Bewässerung angebaut und hat eine ganz dicke und zähe Schale. Ich habe jetzt noch welche von letztem Jahr im August. Früher hat man die immer so aufgefädelt zum Lagern, damit sie keine Druckstellen haben. Ich lagere sie einfach in Kisten, das funktioniert auch."

sagt Georg Bräutigam

Am besten schmecken Ramallet-Tomaten auf geröstetem Brot mit Knoblauch, Olivenöl und Salz. Dieses traditionelle "Pa amb oli" würde es ohne die Ramallet-Tomatensorte wohl nicht mehr geben. Um die Vielfalt zu erhalten, braucht es Landwirte wie Georg Bräutigam. Und zwar nicht nur auf Mallorca.