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Karlsgarten Rezept Pfannkuchen mit Rotem Meier

Elisabeth Doll aus dem oberbayerischen Pfaffenwinkel hat sich auf historische Wild- und Kulturpflanzen spezialisiert und dafür einen sogenannten „Karlsgarten“ angelegt. Inspiriert hat sie dazu Karl der Große und der Rote Meier, ein vergessenes Blattgemüse, „unser heimischer Spinat“, wie ihn Elisabeth Doll bezeichnet. Die Gartenbäuerin verrät ein Rezept, in dem der delikate Geschmack und die spektakuläre Optik des Fuchsschwanzgewächses richtig zur Geltung kommen.

Von: Galina Kirsunova

Stand: 18.08.2023

Karlsgarten

Vor etwa 10 Jahren hat Elisabeth Doll, Gartenbäuerin und Kräuterpädagogin aus dem oberbayerischen Marnbach, einen historischen Garten mit alten vergessenen Gemüsesorten, Kräutern und wenig bekannten Gewächsen angepflanzt. Als Leitfaden dafür hat ihr das berühmte „Capitulare de villis vel curtis imperii“ von Karl dem Großen gedient.

In der ersten Land- und Wirtschaftsordnung des Mittelalters regelte der Kaiser Wein-, Gemüse- und Obstanbau. Dafür ließ er u.a. 89 Nutz- und Heilpflanzen zusammentragen, um die Lebensmittelversorgung des königlichen Hofes und die der Bevölkerung zu sichern und zur medizinischen Grundversorgung in seinem Riesenreich beizutragen.
Auf Pflanzenbörsen und -märkten sowie im Internet hat Elisabeth Doll inzwischen über 50 der historischen Pflanzen erstanden und baut sie in einem eigens dafür errichteten Gartenteil an, den sie „Karlsgarten“ nennt.

Heil- und Nutzpflanzen

Auf den insgesamt 13 Beeten hat die Gartenbäuerin ein Kraut „so ziemlich gegen jedes Zipperlein“. Dort finden sich Heilpflanzen, die Mund- und Rachenleiden lindern sollten wie etwa echte Kamille, Melisse oder Salbei. Bei Leber- und Gallebeschwerden sollen Kümmel, Leberblümchen, Löwenzahn, Pfefferminze oder Schafgarbe helfen. Meerrettich und Wacholder wurden im Mittelalter gegen Rheuma empfohlen. Nutzpflanzen wie die Weberkarde hat man im Mittelalter in der Stoffverarbeitung eingesetzt, um fertig gewebtes Wolltuch nachträglich aufzurauen. Und mit Holunder, Wildmalve oder Löwenzahn hat man Stoffe gefärbt. All diese Pflanzen finden auch heute Verwendung, obwohl diese teilweise etwas anders ist.

Roter Meier

Unter den vergessenen Esspflanzen finden sich oft wahre Schätze, die auch heute vielen anderen Gemüsearten erfolgreich Konkurrenz machen und den Speiseplan bereichern können. Einer der Favoriten von Elisabeth Doll ist der Rote Meier, botanisch Amaranthus lividus, auch als Spinat-Amaranth bekannt. Der Rote Meier wurde von den Römern mitgebracht und war vom Mittelalter bis vor ca. 100 Jahren ein sehr verbreitetes und beliebtes Blattgemüse. Dann hat es der ertragreichere Spinat verdrängt und der Rote Meier ist in Vergessenheit geraten. Nur dank seines äußerst attraktiven Blattes in intensiv schimmerndem Dunkelrot hat er in manchem Garten als Zierpflanze überdauert.

Dabei hat das Fuchsschwanzgewächs viele Vorteile und bietet mannigfaltige Verwendungsmöglichkeiten, findet Elisabeth Doll. Der Rote Meier ist leicht im Anbau, schädlings- und schneckenresistent, kann mehrmals im Jahr geerntet werden. Junge Blätter und die zarten Blütenstände kann man wie Spinat verzehren – roh in Salaten und Smoothies, oder gedünstet. Die Samenstände lassen sich wie Amarant oder Hirse verarbeiten. Sehr lecker schmecken diese auch frittiert. Die ausgereiften Samen verleihen jedem Gericht etwas Biss und eine leichte nussige Note.
Der Rote Meier ist schmackhaft, nahrhaft und gesund: Er enthält viel Vitamin C, Eisen, Kalzium und Carotinoide. Im Unterschied zu Spinat enthält der Rote Meier keine Oxalsäure und ist daher bekömmlicher.
Auch auf dem Tisch ist der dunkelrot schimmernde „heimische Amaranth“ ein echter Blickfang. Er wertet Reis, Aufläufe und Soßen auf.
Elisabeth Doll liegt es sehr am Herzen, dass alte historische Pflanzen wieder in die Gärten und Küchen von heute Einzug finden. Deswegen verwendet sie die vergessenen Gewächse in ihren leichten, modernen und optisch attraktiven Rezepten.
Den Roten Meier verwertet sie z.B. als Belag in ihrem herzhaften Ofenpfannkuchen.

Rezept: Ofenpfannkuchen mit Rotem Meier

für den Teig:
- 125 Gramm Mehl
- ein TL Backpulver
- 5 Eier
- 125 Milliliter Milch
- 75 Milliliter Mineralwasser mit Kohlensäure
- ½ TL Salz

Für den Belag:
- ein Esslöffel Öl
- 4 Handvoll Blätter und Samenstände vom Roten Meier, alternativ Mangold, Spinat oder Guter Heinrich.
- 200 Gramm Bergkäse, gerieben

Zubereitung:
Backblech mit Backpapier auslegen und mit Öl bestreichen. In den Backofen schieben und auf 200 Grad vorheizen. Die Blätter gut waschen und in einen Zentimeter dicke Streifen schneiden. Für den Teig Mehl, Backpulver, Eier, Milch, Mineralwasser und Salz zu einem glatten Teig verrühren. Den Teig auf das heiße Blech gießen. Das Gemüse und den geriebenen Käse gleichmäßig darüber streuen. Im heißen Ofen circa 20 Minuten backen. Den gebackenen Pfannkuchen sofort nach dem Backen samt Backpapier vom Blech ziehen. Von der langen Seite her aufrollen und abkühlen lassen.

Tipp: für das Blech einen Backrahmen verwenden, so wird die Rolle gleichmäßig.

Steckbrief

Roter Meier - Amaranthus lividus
Pflanzenfamilie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Herkunft: Südeuropa
Wuchs: aufrecht, leicht verzweigt, bis zu 50 cm hoch
Blütezeit: Juli bis September
Standort: sonniger Standort, braucht nahrhaften Boden, ansonsten anspruchslos
Aussaat in Vorkultur (Pflanzen vorziehen): März-April
Aussaatzeit Freiland: April-Mai. Man streut die Samen auf die Erdoberfläche und gießt sie kurz an.
Pflanzabstand: 25 cm x 25 cm
Haupternte: ganzjährig. Bereits nach ca. 20 Tagen verzehrfertig.
Pflege: nach der Aussaat leicht feucht halten
Vermehrung: durch Aussaat. Tipp: Nicht unkontrolliert aussamen lassen.

Kontakt

Elisabeth Doll
Wieshof 1
82362 Weilheim-Marnbach
Telefon: 0881 2342
Email: info@naturküche-wieshof.de