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Kampf gegen die Verschwendung Tipps: Lebensmittel vor dem Müll retten

Was für eine Verschwendung! Sechs Millionen Tonnen Lebensmittel aus deutschen Haushalten landen pro Jahr im Müll. Das geht besser – nur wie? Und was ist bei der Lagerung von Nahrung eigentlich zu beachten? Experten geben Tipps.

Von: Veronika Beer, Manuel Steiger

Stand: 14.10.2019

Ein voller, übersichtlicher Kühlschrank | Bild: picture-alliance/dpa

Das Brot ist ein bisschen trocken geworden, hinten im Kühlschrank haben sich Himbeeren versteckt und fangen an zu schimmeln. Kurz vor dem Urlaub wird reifes Obst und Gemüse zur Sicherheit gleich weggeschmissen. Mehr als sechs Millionen Tonnen Lebensmittel landen so in Deutschland jedes Jahr im Müll.

Lebensmittel vor dem Müll retten und neu verteilen

Rettet Lebensmittel und berät auch beim richtigen Einräumen des Kühlschranks: Leo Dünninger von "foodsharing".

Leo Dünninger, Foodsaver und Mit-Initiator der Organisation "foodsharing", hat dieser Verschwendung den Kampf angesagt. Er holt bei etwa 450 Kooperationsbetrieben in ganz Bayern Lebensmittel ab – bei Supermärkten, Bäckereien oder auch Obstständen. Früher war er in der Münchner Großmarkthalle und im Abfallwirtschaftsbetrieb tätig. Dort erlebte er hautnah mit, in welchen Massen Lebensmittel weggeschmissen werden – und beschloss, etwas dagegen zu unternehmen.

Inzwischen bringen immer mehr Menschen Lebensmittel an zentralen Sammelstellen wie dem "fairteiler" vorbei – oder holen sich dort welche ab. Beides ist sehr erwünscht. In München hat "foodsharing" bereits drei dieser Stationen aufgebaut. Dort landen auch Lebensmittel, die bei der täglichen Ausgabe der Münchner Tafel übriggeblieben sind.

Besonders das gerettete Gemüse braucht schnell einen Kühlschrank – ungekühlt gehen die wertvollen Vitamine schneller verloren. Leicht verderbliche Lebensmittel wie rohes Hackfleisch oder Fisch sind im "fairteiler" nicht erwünscht.

Kühlschrank – Übersicht und richtige Aufteilung

Grundsätzlich gilt auch für zu Hause: Ist Kühlschrank aufgeräumt, verderben weniger Lebensmittel. Die Experten von "foodsharing" kommen gerne vorbei und beraten, wie es im Inneren aussehen sollte. Wurst ist beispielsweise auf der untersten Glasplatte über den Gemüseschubladen am besten aufgehoben, denn dort ist der kälteste Punkt im Kühlschrank.

Was im Kühlschrank nichts verloren hat, sind Zitronen, Bananen, Tomaten, Kartoffeln oder Zwiebeln. Diese Produkte halten sich bei Zimmertemperatur deutlich besser – im Kühlschrank ist es ihnen viel zu kalt.

Kreativ mit Resten kochen

Profikoch Vincent Fricke rät zu Experimenten in der Küche.

Auch Vincent Fricke engagiert sich dafür, Essen vor der Tonne zu retten. Der Profikoch hat das Buch "Leftover" geschrieben und rät dazu, kreativ zu sein und aus übriggebliebenem Gemüse wie Kohlrabi, Blumenkohl und Gelben Rüben einfach einen Brotsalat zu machen – oder Blumenkohl auf polnische Art mit Karotten-Kohlrabi-Salat.

Fricke geht es vor allem darum, die Leute wieder mehr in die Küche zu bringen und ihnen Lust auf Experimente zu machen: "Außer schiefgehen kann nicht viel – und schmecken tut eigentlich fast alles!"

Falscher Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdatum

Großartiges Reste-Essen: Brotsalat mit Blumenkohl, geraspeltem Kohlrabi und Gelben Rüben

Dem Koch und dem Foodsharer liegt auch das Thema Mindesthaltbarkeitsdatum am Herzen. Der gesellschaftliche Umgang damit sei falsch – es handle sich ja nicht um ein Verfallsdatum. Wenn man einen Joghurt drei Tage über dem Mindesthaltbarkeitsdatum probiere, schmecke der meistens noch wunderbar.

Der gemeinsame Tipp der beiden Männer: Die Menschen sollten wieder lernen, ihre eigenen Sinne zu gebrauchen, an den Lebensmitteln zu riechen, sie zu probieren und sie genau anzuschauen. Auf diese Weise könnte viel Essen gerettet werden. Und nebenbei würde dieses Verhalten sogar Geld sparen: nämlich mehr als 200 Euro pro Kopf im Jahr.


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