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Autorinnen ausgezeichnet Zwei Medienpreise für Bayern 2

Angebote für psychisch kranke Menschen greifen die Beiträge von Nicole Ficociello und Anne Kleinknecht auf. Sie haben die Themen wissenschaftsjournalistisch professionell aufbereitet und beleuchten, wie ein offener Umgang mit psychisch Kranken gelingen kann. Damit gehen die Medienpreise der DGPPN in den Jahre 2020 und 2021 jeweils an Bayern 2. Anne Kleinknecht wurde für ihr IQ-Radiofeature über Sterbehilfe für psychisch Kranke geehrt, Nicole Ficociello erhielt den Preis für einen Zündfunk Generator über Mental Health.

Von: Redaktion Grundbildung, Geschichte und Gesellschaft; Redaktion Zündfunk

Stand: 11.12.2021

Bei der Übergabe der Medienpreise der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde an Nicole Ficociello (links) und Anne Kleinknecht (rechts) | Bild: DGPPN C. Burger

Das Corona-Jahr 2020 war eine Herausforderung, auch für unsere seelische Gesundheit. Es gibt einen ungewöhnlichen Ort, an dem eine kleine Gruppe von Menschen dafür kämpft, das Thema psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren: Instagram. Dort tauschen sich Betroffene und Therapeuten, so genannte Therapie-Influencer, offen über das Thema Mental Health aus. Nicole Ficociello hat einen Blick hinter Strahle-Selfies und sexy Sonnenuntergänge geworfen. Für ihr Hörfunk-Feature "#mental health - Warum psychische Erkrankungen bei Instagram trenden" (Zündfunk Generator) erhielt sie jetzt den DGPPN-Medienpreises für Wissenschaftsjournalismus. Die DGPPN ist die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde.

Fundierte und kritische Berichterstattung, die zum Nachdenken anregt

In der Begründung der Jury heißt es: "Frau Ficociello hat mit ihrem Beitrag ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen: Psychische Erkrankungen in den sozialen Medien und die damit verbundenen Entwicklungen. Sie hat sich angeschaut, was passiert, wenn man Likes für Depressionen bekommt und die Regel gilt: je mehr Tränen, desto mehr Kommentare. Frau Ficociello nähert sich dem Thema fundiert und kritisch. Sie regt damit zum Nachdenken über den öffentlichen Umgang mit dem Stigma von psychischen Erkrankungen an."

"Immer mehr Menschen, auch und gerade sehr junge, tauschen sich über Social-Media-Plattformen wie Instagram über psychische Erkrankungen aus. Nicole Ficociello wirft einen genauen Blick auf einige der Profile, in denen diese Themen verhandelt werden, spricht über Risiken und Nebenwirkungen einer Social-Media-Aufmerksamkeitsökonomie, über Verantwortung und über Chancen eines offenen Umgangs mit psychischen Erkrankungen. Es ist dies ein sehr aufmerksamer und vor allem auch sehr zeitgemäßer Blick auf ein Thema, das aktuell durch Corona sicherlich nochmal verstärkt wird, aber nach Corona ebenso sicherlich nicht verschwunden sein wird."

Jan Heiermann, Redaktionsleitung Zündfunk

Die Preisverleihung fand im Rahmen des Jahreskongress der DGPPN in Berlin statt. Dort wurden auch die Preisträgerinnen und Preisträger aus dem Vorjahr  geehrt, da die Verleihung im letzten Jahr pandemiebedingt ausfallen musste. 2020 ging der Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus in der Kategorie Hörfunk an Anne Kleinknecht, die für ihr Radiofeature "Todesspritze statt Therapie? – Sterbehilfe für psychisch kranke Menschen" ausgezeichnet wurde. Das Feature lief in Bayern 2 auf dem Sendeplatz "IQ Wissenschaft und Forschung". Die Redaktion hatte Susanne Poelchau.

Sterbehilfe für psychisch kranke Menschen

Die Niederlande, Belgien und Luxemburg haben die liberalste Gesetzgebung zur Sterbehilfe in der EU. In den drei Staaten können Mediziner auch psychisch kranken Menschen legal aktive Sterbehilfe leisten, was für diese Patientengruppe sehr umstritten ist. Wie sollen Psychiater entscheiden, ob ein Patient tatsächlich "austherapiert" ist, wie Patientinnen zur Therapie motivieren, wenn gleichzeitig die Option der Sterbehilfe im Raum steht? Mit diesen Fragen lässt der Gesetzgeber Ärztinnen und Ärzte allein.

"Bei manchen Vorschlägen unserer Autorinnen und Autoren merkt man sofort, dass es sich um wirkliche Herzensprojekte handelt. So auch in diesem Fall. Anne Kleinknecht hat für dieses brisante Thema, das damals noch kaum öffentlich bekannt war, viele Monate recherchiert und lange Reisen unternommen. Sie hat nicht lockergelassen, alle Details zusammengetragen, Betroffene aufgespürt und eine Sendung geschrieben, die uns allen ein gesellschaftlich relevantes und sehr komplexes Thema nahebringt."

Susanne Poelchau, Redaktionsleitung Grundbildung, Geschichte und Gesellschaft

Sehr gut recherchiert, gute Protagonisten, überzeugende Experten

In seiner Laudatio sagte Prof. Thomas Pollmächer, Direktor des Zentrums für Psychische Gesundheit am Klinikum Ingolstadt und DGPPN-Präsident: "Frau Kleinknecht thematisiert nach monatelanger Recherche und intensiver Vorbereitung in ihrem Beitrag Verunsicherungen bei betroffenen Patientinnen und Patienten und auch bei Behandlern. Ein sehr gut recherchierter Beitrag mit guten Protagonisten und überzeugenden Experten. Das komplexe Thema wird sehr differenziert dargestellt. Nach dem Hören ist man produktiv verunsichert und ahnt: Bei den hier aufgeworfenen Fragen gibt es keine einfachen Antworten."


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