Letztes Gipfeltreffen Werner Schmidbauer sagt Servus
BR-Kultmoderator Werner Schmidbauer hat nach 22 Jahren und 126 Folgen Abschied von seiner Herzenssendung "Gipfeltreffen" genommen! Eine Entscheidung, die Werner Schmidbauer selbst getroffen hat. Aber warum? Peter Maier hat sich darüber mit ihm unterhalten.

Herr Schmidbauer, ist Ihnen die Lust am Bergwandern abhandengekommen? Oder wird's immer schwieriger, interessante Gäste zum Mitwandern zu bewegen? Was war der Grund fürs Aufhören?
Also, die beiden von Ihnen genannten waren es mit Sicherheit nicht! Ich habe nach wie vor wahnsinnig viel Lust, in die Berge zu gehen. Ich bin ja auch abseits vom Gipfeltreffen viel in den Bergen unterwegs, weil ich genauso gerne allein gehe wie mit Menschen. Es ist nur so, dass ich ja nicht nur 22 Jahre Gipfeltreffen hinter mir habe, sondern auch 42 Jahre Bayerisches Fernsehen, wo ich einfach viele Talkshows gemacht habe, viel mit Leuten geredet habe und im zweiten Beruf als Musiker unterwegs bin. Und jetzt merke ich einfach, dass ich heuer 64 werde. Meine beiden Berufe sind von den Lebensrhythmen her ziemlich diametral: Wenn man dreht, oder auch die Arbeit im Schneideraum - das sind alles Schichten, die tagsüber stattfinden. Und abends spielt man dann seine Musik. Ich möchte mich jetzt einfach noch ein paar Jahre auf die Musik konzentrieren.
Das heißt, Sie scheiden ohne Groll vom Gipfeltreffen?
So ist es! Das Gipfeltreffen ist dermaßen mein Leben! Und ich erinnere mich an jeden Drehtag. Ich weiß, mit wem ich auf welchem Gipfel war und kann mich auch noch an die jeweiligen Gesprächsthemen erinnern. Die Sendung ist richtig gut gelaufen, auch was die Quoten angeht.
Aber Sie kennen ja das Sprichwort: Wenn es am schönsten ist, sollst Du aufhören. Und jetzt ist es noch meine Entscheidung. Wie schnell kann gesundheitlich was dazwischenkommen. Das größte Kriterium meiner Karriere beim BR war, dass ich immer in Ruhe gelassen worden bin und meine Arbeit machen durfte.
Und weil's grad so richtig gut geht, können wir jetzt gut aufhören. Es gibt ein Lied von mir, das ich auf der Solo-Tour gerade immer als erstes Stück vom Programm spiele, das heißt "Wenn's an der Zeit ist."
Was war denn das Erfolgsrezept des Gipfeltreffens? Der Moderator, der das einfach super-gut gemacht hat? Oder war es die grundsätzliche Idee, der Ratsch beim Wandern?
Also die Moderation mag ich jetzt nicht beurteilen. Ich glaube aber schon, dass ich da gut hingepasst habe. Entscheidend war aber die Idee, entstanden 2002, wo ich eigentlich schon mit dem Fernsehen aufhören wollte. Da war ich 20 Jahre dabei, und ich hab keine Lust mehr auf diese Studiotalkshows gehabt. Um zu erklären, warum ich aufhören will, bin ich mit meinem besten Freund auf den Berg gegangen. Das machen wir immer so, wenn's was Wichtiges zu besprechen gibt.
Damals waren wir auf dem Heuberg, und beim Runtergehen hab ich gesagt: "Das war doch wieder mal ein gutes Gespräch". Und dann hat er gesagt: "Ja, das war wirklich gut. Im Fernsehen gibt's sowas noch nicht, oder?" So hat er mir diesen Stein in den Garten geworfen. Unten auf dem Parkplatz hab ich gleich Sonja Kochendörfer angerufen. Die hat die Idee gut gefunden, auch der auch der damalige Unterhaltungschef Thomas Jansing war angetan und hat mir das Geld für eine Pilot-Sendung zur Verfügung gestellt. Und dann sind wir mit Elmar Wepper auf den Mitterberg bei Bad Feilenbach gegangen. Eine wunderschöne Sendung, aufgezeichnet im November 2002 bei einem Föhnsturm. Übrigens derselbe Berg, wo auch die letzte Sendung war. Mir war wichtig, den Bogen zu schließen.
Sie waren mit so vielen Leute unterwegs, die bestimmt nicht alle gleich fit waren. Haben Sie sich auf die körperliche Leistungsfähigkeit der einzelnen eingestellt? Wie groß war die Spannweite?
Die war riesig! Das hat angefangen bei 120 Höhenmetern mit dem Kardinal Marx, weil der im Vorgespräch gesagt hat: "Wissen Sie, ich bin kein Mann der Berge, ich mache keinen Sport. Bitte machen Sie mich nicht fertig!" Da sind wir dann mit der Herzogsstandbahn aufgefahren. Zu gehen waren es dann gerade noch mal 120 wunderbare Höhenmeter. Die weiteste Tour bin ich mit einem Bewegungsmonster im positiven Sinn gegangen: mit der Rosi Mittermeier. Da waren es 1400 Höhenmeter. Und der höchste Berg, das war ein Wagnis: mit Wolfgang Ambros auf den Watzmann, 2700 Meter hoch. Ich kenne Wolfgang lang vom Musikmachen, und dann hab ich ihn mal gefragt: "Warst du eigentlich mal auf dem Watzmann, dem Berg, der dich mit deinem Musical berühmt gemacht hat?" Und er hat gesagt: "Nein Alter, das ist mir zu hoch!" Ich hab ihn aber trotzdem überreden können, dass wir uns da raufquälen. Es war eines der schönsten Gipfeltreffen.
Herr Schmidbauer, wie schaut's jetzt bei Ihnen aus? Sie schalten einen Gang zurück und kompensieren den Wegfall vom Gipfeltreffen mit mehr Musik?
Ich glaube, es geht nicht nur darum, welche Arbeit ich jetzt machen könnte. Dadurch, dass die Zeit so intensiv war, habe ich viele Sachen nicht machen können. So wollte ich schon immer mal mit dem Radl die Alpen überqueren. Weil ich so lange gewartet habe, wird's jetzt wahrscheinlich ein E-Bike werden. Meine Frau und ich sind beide gleich alt. Mit 64 stehen wir beide am Tor zur Jugend des Alters, sagt man. Man kann noch Dinge machen, muss sich aber nicht mehr beweisen. Und das ist eigentlich auch ein Hauptziel. Natürlich werde ich mehr Musik machen. Die Arbeit geht mir nicht aus. Aber ich glaube, ich möchte auch die Berge einmal wieder für mich haben. Also, dass ich nicht mit dem Kamera-Auge reingehe. Es ist auch schön, Zeit zu haben. Wir haben eine große Familie, letztes Jahr bin ich Opa geworden. Irgendwas ist immer los. Ich hab einmal ein Lied geschrieben, das ist noch gar nicht alt, das heißt: "Höre nie auf, anzufangen – fange nie an, aufzuhören." Das Aufhören beim Gipfeltreffen ist nicht resignativ, sondern einfach ein Verteilen der Kräfte und der Perspektiven.