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Ansagerinnern „Die Gastgeberin“ in Funk- und Fernsehen

Ansagerinnen wurden als "sprechende Visitenkarte", als "Gastgeberinnen" oder im Fernsehen als "Gesicht des Senders" bezeichnet oder etwas despektierlich als "Fräulein ohne Beine".

Von: Historisches Archiv, Sabine Rittner

Stand: 18.09.2023

Fernsehansagerinnen der ersten Stunde: Anneliese Fleyenschmidt, Annette von Aretin und Ruth Kappelsberger (v.li), 1955 | Bild: BR, Historisches Archiv, Sessner

Als die BBC erstmals 1933 eine Ansagerin verpflichtete, hieß es in der Bayerischen Radio-Zeitung: „Die neue Ansagerin soll keinesfalls die männlichen Sprecher verdrängen, die besonders für die Nachrichtendurchgabe besser geeignet sind als die weiblichen Mikrophonsprecher. Wenn der Versuch gelingt, so will man in verstärktem Maße Ansagerinnen beschäftigen“.

Die Sendegesellschaft Norag in Hamburg engagierte bereits seit 1924 die Ansagerin Edith Scholz, die damit in Deutschland die erste Frau in diesem Beruf war. In Bayern sprach ab 1928 am Nürnberger Sender mit Toni Nebuschka erstmals eine Ansagerin. Bei allen anderen Rundfunkgesellschaften in Deutschland war es ähnlich, ab Ende der 1920er Jahre gab es jeweils eine Dame im Programm. Die Anfänge für Frauen am Mikrofon waren mühsam und nur wenige durften im Radio sprechen, oft in Sendungen wie dem „Hausfrauenfunk“ oder dem „Schulfunk“. Männliche Stimmen wurden als seriöser definiert.

Sympathisch und gepflegt

Beim Start des Fernsehens in Deutschland und in Bayern drehte sich das Verhältnis um. Dort waren es Annette von Aretin, Ruth Kappelsberger und Anneliese Fleyenschmidt, die ab 1954 durch das Programm führten. Grund hierfür waren möglicherweise die Voraussetzungen, die in der Presse 1955 formuliert waren: „Charme, Verbindlichkeit und ein gepflegtes Äußeres“.

In der Sitzung des Fernsehausschusses 1955 wurde die Sinnhaftigkeit der Ansage im Fernsehen durchaus noch kontrovers diskutiert und man vermutete, eine Gewohnheit sei vom Hörfunk übernommen worden. Die Mitglieder des Ausschusses kamen dann aber doch zu dem Ergebnis, dass die Ansagerin als eine Art „Gastgeberin“ notwendig sei. Auch wenn es enttäuschend sei, „wenn eine sympathische Ansagerin eine wenig gutes Programm ansagt“.


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