Unternehmen - Der BR

Wolfgang Küpper im Ruhestand Immer offen für Neues

Nach 43 Jahren beim Bayerischen Rundfunk geht Wolfgang Küpper in den Ruhestand. Zuletzt war er Leiter des Programmbereichs Religion und Orientierung, zuvor unter anderem Leiter der Hörfunkredaktion Religion und Kirche und des BAYERN 1 Musikjournals. Der studierte Theologe und Vollblutjournalist war bis zuletzt auch on air präsent, etwa bei Theo.Logik und im Tagesgespräch auf Bayern 2 sowie in ARD-alpha.

Von: Tilmann Kleinjung und Matthias Morgenroth

Stand: 28.05.2020

Wolfgang Küpper moderiert das Tagesgespräch | Bild: BR

Seit mehr als 43 Jahren arbeitet Wolfgang Küpper für den Bayerischen Rundfunk. Da macht ihm so schnell keiner Konkurrenz. Sein journalistisches Handwerkzeug hat er in der katholischen Journalistenschule ifp gelernt (Mitschüler: Heribert Prantl, Clemens Verenkotte). 1977 kam er zum BR, als Radio-Reporter in der München-Redaktion. Sein damaliger Mentor war Michael Stiegler. Da war Küpper noch Student, wohnte im Studentenwohnheim in der Olympiastadt, wo es auf jedem Gang nur ein Telefon gab. "Wolfgang, der Funk!“, riefen dann die Mitbewohner über den Flur, wenn wieder mal die Redaktion nach dem Nachwuchsautor suchte. Der Funk rief immer öfter an, bald auch der Familienfunk und der Kirchenfunk. Und bald war er Anchor-Man bei BAYERN 1.

Engagierter Katholik

Wolfgang Küpper als Reporter beim Kirchentag

Küpper hat in München katholische Theologie studiert. In einer Zeit und an einer Fakultät, die noch ganz vom Reformgeist des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt waren. Die Lehrer von Wolfgang Küpper tauchten dann auch in der "Katholischen Welt" des BR auf: der Dogmatiker Heinrich Fries, der die ökumenische Öffnung der katholischen Theologie vorantrieb oder der Ethiker Johannes Gründel, der die katholische Morallehre aus ihrer Erstarrung befreien wollte.

Küpper hat diese Aufbruchstimmung verinnerlicht und als Journalist immer klar Stellung bezogen gegen jede dogmatische Verengung, jede Fixierung auf kirchliche Hierarchie, jeden Absolutheitsanspruch in Glaubensfragen. Nicht allen gefiel das, wie ein Leserkommentar auf der Webseite eines konservativ-katholischen Internetportals zeigt: "Für extreme kirchenfeindliche Sendungen ist der Leiter des Kirchenfunks Wolfgang Küpper verantwortlich." Kirchenfeindlich? Bei aller kritischen Distanz bleibt der Journalist Küpper der Kirche eng verbunden, unter anderem als Mitglied im Pfarrgemeinderat seiner Heimatgemeinde Murnau.

"Seine Sache ist der Journalismus"

25 Jahre Bayern 1 Musikjournal (v.l. Rolf Castell, Maria von Welser, Wolfgang Küpper, Gabi Schnelle und Gustl Weishappel am 1. Oktober 1987)

Küppers Sache ist der Journalismus – unabhängig, gut gemacht, fachlich fundiert, nie abgehoben, immer geerdet. Und dass das auch in einer Massenwelle funktioniert, hat er als Redakteur und Moderator des Musikjournals (1983 bis 1997) bewiesen. Die Lust am Moderieren ist ihm immer geblieben. "Man muss im Gespräch bleiben", ist so ein Satz, den Kolleginnen und Kollegen und Hörerinnen und Hörer mehr als einmal von Wolfgang Küpper gehört haben. Das Bayern 2 Tagesgespräch, das er seit 2007 neben all seinen anderen Tätigkeiten moderiert, ist ihm da wie auf den Leib geschnitten.

Seit 1997 leitet Küpper die Hörfunkredaktion Religion und Kirche und begleitet sie durch zahlreiche Metamorphosen. Aus dem einstigen Kirchenfunk ist heute die trimediale Redaktion Religion und Orientierung geworden, aus der konfessionell gut eingehegten Nischenredaktion eine breit aufgestellte Fachredaktion, die nicht nur die Kirchen in den Blick nimmt, sondern sich für alle Religionen und existentielle Lebensfragen zuständig fühlt. Wolfgang Küpper ist auch als Redaktionsleiter immer Journalist geblieben, Reporter am Ü-Wagen, bei Kirchentagen, Papst-Reisen und auch im ganz alltäglichen Radiogeschäft, als Moderator von Theo.Logik und Redakteur für die Feature-Strecke Katholische Welt. An dieser Stelle darf auch ein Geheimnis gelüftet werden: Die "Gedanken zum Tag", die morgens in BAYERN 1 und Bayern 2 laufen, hat er ausgewählt.

"Es zählt, was rauskommt"

Wolfgang Küpper im März 2020

... das hat Küpper angesichts von manchem Sitzungsmarathon in trimedialen Zeiten immer wieder gesagt. Zuletzt hat er sich als Radioreporter mit Leib und Seele auch in die Arbeitsweisen des Fernsehens eingearbeitet und die ARD-Fernsehkollegen aus dem Fachbereich koordiniert. Wolfgang Küpper ist eben offen für Neues und Neue.

Viele Kolleginnen und Kollegen im Haus haben oder hatten ein Standbein in der Redaktion, etliche verdanken ihm den Weg in den BR oder eine grundsolide Ausbildung. Noch ein Bild aus den Zeiten des Musikjournals: Wolfgang Küpper, damals einer der "Köpfe" von BAYERN 1, steht im "Kammerl" des Wirtschaftsfunks, der damals für die Sendung zuständig war, und hört sich an der Bandmaschine mit einem Hospitanten dessen Erstlingswerk an, lobt, macht Verbesserungsvorschläge. In aller Ruhe und mit viel Geduld. Wer so im BR anfangen durfte, wollte nicht mehr weg.