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NS-Wiege "Hauptstadt der Bewegung"

Stand: 26.11.2007 | Archiv

Polizeiparade 1938: Königsplatz während NS-Zeit | Bild: Bundesarchiv, Bild 183-2003-1217-501 / Fotograf: o. A. / Lizenz CC-BY-SA

1935: Der Titel Hauptstadt ist schon an Berlin vergeben, Adolf Hitler erklärt dafür München zur "Hauptstadt der Bewegung". Er weiß warum. In München wurden entscheidende Weichen für den Aufstieg des Nationalsozialismus gestellt.

Gründung der NSDAP

Der Münchner in den Augen des "Simplicissimus" (1923)

Der Schock der Niederlage im Ersten Weltkrieg, der Hass auf das "Schanddiktat" von Versailles und die Niederschlagung der Münchner Räterepublik von 1919 verschaffte den reaktionären Kräften Auftrieb. Der erfolglose Maler Hitler gehört zu ihnen. 1920 gründet er zusammen mit Anton Drexler die NSDAP. Die Partei erhält rasch Zulauf. Noch im selben Jahr hält Hitler im Hofbräuhaus die erste Massenveranstaltung der Partei ab. Im Jahr darauf jubeln ihm im Zirkus Krone schon 6000 Teilnehmer zu. Ebenfalls 1921 gründet er die SA, die umgehend einen "Vorgeschmack" auf kommende Zeiten bietet: Bereits zwölf Jahre vor 1933 prügelt sie Juden durch Münchner Straßen.

Hitlers Putschversuch

Hitler-Putsch 1923

Ab März 1920 ist der konservative Gustav Ritter von Kahr Ministerpräsident. Der Anti-Parlamentarier verspricht, aus Bayern die "Ordnungszelle" des Deutschen Reichs zu machen. Wie von einem Magneten werden Anti-Republikaner nach Bayern gezogen, zumal nach dem gescheiterten Kapp-Putsch 1920 in Berlin.

München wird zum Sammelbecken für reaktionäre Kräfte. Kahr, der zwischenzeitlich zurücktrat, kam 1923 - als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde - wieder, diesmal als Generalstaatskommissar. Am 9. November 1923 versucht Hitler, die Macht mit einem Gewaltstreich an sich zu reißen. Mit dabei: Hermann Göring, Ernst Röhm, Heinrich Himmler, Rudolf Heß. Vor der Feldherrnhalle stoppt die Polizei Hitlers Putsch-Versuch. In dem anschließenden Prozess - mehr eine Farce als ein Gerichtsverfahren - kommt er mit einer äußerst milden Haftstrafe davon.

"Die eigentlich dumme Stadt"

Von einem liberalen Klima kann im Bayern der 20er-Jahre keine Rede mehr sein. Thomas Mann formuliert 1926: "Wir mußten erleben, daß München in Deutschland und darüber hinaus als Hort der Reaktion, als Sitz der Verstocktheit und Widerspenstigkeit gegen den Willen der Zeit verschrien war, mußten es erleben, daß man es eine dumme Stadt, die eigentlich dumme Stadt nannte". Diese Stadt treibt ihn 1933 ins Exil. Anderen Künstlern war es schon zuvor an der Isar zu ungemütlich geworden: Bert Brecht, Heinrich Mann oder Lion Feuchtwanger gingen nach Berlin.

München im Faschismus

Königsplatz: steinernes Aufmarschareal der Nationalsozialisten

Sie alle beobachten ab 1933 aus dem Ausland, was die Nazis aus München machen: Der Königsplatz verwandelt sich in ein aus Stein gemeißeltes Aufmarschareal, moderne Kunst wird als "entartet" diffamiert, faschistische dagegen im 1937 errichteten "Haus der Deutschen Kunst" gefeiert. Juden werden entrechtet, enteignet, in KZs gesperrt. Etwa 3.000 aus München kommen in den Lagern um.

Zerbombte Stadt

Das zerstörte Alte Rathaus, im Hintergrund: der Turm des Neuen Rathauses

Das Ende vom Lied: Ab August 1942 fallen die Bomben der Alliierten auf die Stadt, besonders zahlreich im Juni und Juli 1944 sowie von Januar bis April 1945. 6.000 Menschen fallen den Luftangriffen zum Opfer. Mehr als 50 Prozent des Baubestands ist bei Kriegsende zerstört. Von der einstigen "Hauptstadt der Bewegung" sind im Mai 1945 fünf Millionen Kubikmeter Schutt übrig geblieben.


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