Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen Feste - Bayern genießen im April

Ein graues Einerlei, viel grauer noch als das Wetter der letzten Wochen, das wär unser Leben ohne Festtage. Das Feiern gilt den Menschen aller Zeiten und Kulturen als das Ziel des Arbeitens und Lebens, als das eigentliche Leben schlechthin.

Von: Gerald Huber

Stand: 07.04.2013 | Archiv

In Rottach-Egern stellen am 1. Mai 2012 die Männer des Ortes, traditionell in Tracht gekleidet, unter Anteilnahme des gesamten Dorfes und seiner Besucher den 35 Meter hohen Maibaum vor das Rathaus | Bild: picture-alliance/dpa

Die Themen von Bayern genießen im April

  • Oberbayern: Ganz weiß. Vorbereitung auf die Erstkommunion (Regina Fanderl)
  • Niederbayern/Oberpfalz: Ganz alt. Die Gerner Dult (Harald Mitterer)
  • Mittel-/Oberfranken: Ganz laut. Die Dinkelsbühler Knabenkapelle, ein Fest für die Ohren (Tobias Föhrenbach)
  • Mainfranken: Ganz rot. Das Schachblumenfest im Sinntal (Jochen Wobser)
  • Schwaben: Ganz jung. Das Stabenfest in Nördlingen (Beate Mangold)
  • München: Ganz groß. Feiern in München – einst und heute (Hannelore Fisgus)

Redaktion und Regie: Gerald Huber

Jetzt, mitten in der österlichen Festzeit am Anfang des Jahres, wollen wir heut bei Bayern genießen das Fest, Aspekte des Feierns in Bayern thematisieren. Dabei haben wir natürlich – aber nicht nur – das Schwergewicht jetzt aufs Frühjahr gelegt.

Oberbayern

Ganz weiß. Vorbereitung auf die Erstkommunion

Kinder bei der Heiligen Erstkommunion  | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Weißer Sonntag Kirche, Kerze und Kommunion

Am Weißen Sonntag wird es für viele Drittklässler ernst. An diesem Tag empfangen sie zum ersten Mal die Heilige Kommunion. Und Geschenke gibt es auch. Erfahren Sie, was hinter diesem ganz besonderen Sonntag steckt. [mehr]

Heut ist Weißer Sonntag, der Abschluss der Osterwoche, der dies albae, der weißen Tage oder Tage der Morgenröte, wie man die Tage nach Ostern im Mittelalter einmal genannt hat. Ostern – das ist nämlich nicht der Name einer Frühlingsgöttin Ostara, sondern vielmehr der Tag der Eos, der Morgenröte, die die finstre Nacht durchbricht und den Tag weiß strahlen lässt. Die Kleider der zu Ostern erstmals getauften waren selbstverständlich weiß und mit diesen weißen Kleidern sind sie dann am Sonntag nach Ostern – zumindest im katholischen Bayern – zum ersten Mal zur Kommunion gegangen. Bis noch vor wenigen Jahrzehnten war der heutige weiße Sonntag der Erstkommunionstag schlechthin.

Dann allerdings machten das bayerische Kultusministerium und die Reisegewohnheiten der Bayern einen Strich durch die Rechnung. Der Weiße Sonntag ist seit vielen Jahren der letzte Sonntag der Osterferien, weswegen das Familienfest Erstkommunion in der Regel auf einen späteren ferienfreien Sonntag geschoben wird. Die Vorbereitungen auf den ersten großen Festtag der Buben und Mädchen aber laufen selbstverständlich bereits auf Hochtouren. Regina Fanderl ist bei einer Erstkommunikantin in Oberbayern zu Gast.

Niederbayern/Oberpfalz

Ganz alt. Die Gerner Dult

Eigentlich ist es Unsinn, ein Fest wegen der Ferien zu verlegen. Bereits im alten Rom nämlich haben sich die Anhänger eines Kults und die Feiernden eines religiösen Fests eigens dafür arbeitsfrei genommen. Das Wort "Ferien" bedeutet ursprünglich nichts anderes als "religiöse Feiertage", wie es eigentlich überhaupt nur religiöses Feiern gibt. Das englische "holiday" – "heiliger Tag" – deutet ja in die gleiche Richtung. Nicht zuletzt ist die von den lateinischen „feriae“ abgeleitete italienische "fiera" genauso doppeldeutig wie unser Wort „Messe“. Gemeint ist das gemeinsame weltliche Feiern nach einer kirchlichen Feier – nicht umsonst steckt in der "Kir-mes" ebenfalls die "Messe", die "missa" drin.

Nach dem strengen Ritual des Gottesdienstes heißt es "ite, missa est", wörtlich soviel wie "geht, es ist Aussendung" und nach dem "deo gratias", dem "Gottseidank" der Gemeinde, öffnen sich die Kirchentüren und die im Wortsinn "Ausgelassenen" feiern draußen weiter. Die allermeisten großen Volksfeste sind ursprünglich solche Kirch-Messen – Kirmes eben. Die Altbayern allerdings sagen statt Kirmes Dult – ein uraltes Wort, das in die Anfänge der Bajuwaren zurückreicht. Es stammt von den Goten, die am Ende des Römischen Reichs hier das Sagen hatten. Und Gotisch "dulth" heißt auch nix anderes als Kirmes, Marktfest am Jahrtag eines Heiligen, eben Jahrmarkt. Nach Faschings- Fasten und Osterzeit war der Georgstag am 23. April einer der wichtigsten Heiligen-Jahrmarktstage im Frühjahr. Der niederbayerische Hofmarksort Gern bei Eggenfelden mit seiner Georgskirche feiert seine Gerner Dult schon seit 1348. Von damals bis heute werden die Gäste von einheimischen Hobbywirten bewirtet.

Übersichtskarte Bayern: Volksfeste, Dulten, Kerwas & Kirtas

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Übersichtskarte Bayern: Volksfeste, Dulten, Kerwas & Kirtas

Mittel-/Oberfranken

Ganz laut. Die Dinkelsbühler Knabenkapelle, ein Fest für die Ohren

Zum Fest gehören die Fete, die Feier, die Ferien und das Feuer, auch das Fanal, der Fanatiker und der Fan – und es ist kein Zufall, dass alle diese Wörter mit "f" beginnen. Sie haben nämlich alle dieselbe jahrtausendealte indoeuropäische Wurzel, die in den meisten Sprachen zwischen dem indischen Ozean und dem Atlantik vorkommt: "ph-" das ist der Laut, mit dem die Leute der Jungsteinzeit ihr heiliges Feuer angeblasen haben, das Feuer, um das man sich am Abend nach getaner Jagd versammelt hat zum "Feuerabend", ja, tatsächlich: zum Feierabend. "Feuer" und "Feier" sind das gleiche Wort. Das "Fest" genauso wie die französische "fete" kommen ursprünglich aus dem Lateinischen "festum" (=Festtag) oder "festus" (=feierlich). Die ebenfalls lateinischen "Ferien" hängen mit "Fest" genauso zusammen wie das Opferfeuer der antiken Priester, das "fanum".

Die Dinkelsbühler Knabenkapelle

Den Schein des Feuers, das "Fanal" durften Uneingeweihte nicht sehen. Sie blieben "pro-fan", standen also dumm und stumm außerhalb des Heiligtums wie heutzutage die Oktoberfesttouristen, die keine Bierzeltreservierung besitzen. Die Insider dagegen, die "fanatici", die "Fanatiker", die "fans", gerieten außer sich, sie tobten und rasten und begannen vor Begeisterung über das heilige Erlebnis zu "faseln" – auch das ein Wort, das seit Urzeiten unmittelbar mit dem "Fest" zu tun hat – und mit den dazu verwendeten alkoholischen Hilfsmitteln, versteht sich. Musikalische Hilfsmittel sind übrigens ebenfalls unabdingbar für ein Fest. Und vielleicht liegts am "f,f", dass Blasmusik bei allerlei Festen immer noch die wichtigste ist. Eine ganz alte Tradition hat dabei die uralte Knabenkapelle Dinkelsbühl.

Mainfranken

Ganz rot. Das Schachblumenfest im Sinntal

Wenn alle Tag Feiertag wär, wärs auch nicht mehr feierlich. Es ist ja gerade das spezielle Charakteristikum des Feiertags, dass er aus dem Werktag, dem Alltag, herausgehoben, dass er zeitlich begrenzt ist – wie ja übrigens alles im Leben. Die Blütezeit des Frühlings, die jetzt ansteht, zum Beispiel.

Service

Wer sich Fest und Schachblume im unterfränkischen Spessart-Örtchen Obersinn mal anschauen möchte: Das Fest an der Reithbrücke findet heuer statt am 20. und 21. April. Am Samstag Festbetrieb um 14 Uhr, am Sonntag um 10 Uhr. Mehr unter:

Auch zu ihrem ganz speziellen Reiz gehört, dass sie zeitlich begrenzt ist, dass ihr die Vergänglichkeit immer schon eingeschrieben ist: Wenn die Schönheit im Zenit steht, dann hat der Verfall bereits begonnen. Umso heftiger und inniger wird die Schönheit gefeiert, wenn sie für kurze Zeit in voller Blüte steht. Das ist etwa bei den japanischen Kirschblütenfesten so, den sogenannten "Hanami" mit ihrer Jahrtausende alten Tradition. Aber auch die Bayern haben einen Sinn für Schönheit und Vergänglichkeit und feiern deshalb ihre Feste wie sie fallen – im unterfränkischen Spessart beispielsweise findet jeden April ein Fest zu Ehren der Schachblume statt – einer ebenso schönen wie seltenen Pflanze …

Schwaben

Ganz jung. Das Stabenfest in Nördlingen

Ganz typisch für Feste: Alle wollen mitfeiern. Die allerwenigsten Feste sind ursprünglich für alle da. Aber auch wenn ursprünglich einmal nur ein Dorf oder eine Schule gefeiert hat – Gäste wurden schon immer eingeladen und bald schon sind solche feste immer größer und größer, zuletzt in manchen Fällen große überregionale Volksfeste. Das Stabenfest in Nördlingen macht da keine Ausnahme.

Service

Das Stabenfest beginnt mit dem Vergnügungspark und Festzeltbetrieb bereits am Samstag, 4. Mai 2013 und endet am Stabenmontagabend. Der Stabenfestumzug beginnt am Montag, 6. Mai 2013 um 9:00 Uhr.

Ursprünglich ein Schülerfest, Reiten- oder Rutenfest genannt, bei dem die Schüler, wie auch in anderen Städten üblich, hinaus in den Wald gehen mussten, um Ruten oder Stäbe zu schneiden. Die waren gleichzeitig Amtszeichen der Lehrer und Züchtigungsmittel. Davon aber ist heut nicht mehr viel übriggeblieben. Spätestens im 19. Jahrhundert war es ein allgemeines Bürgerfest. Beim Festumzug machen traditionell weit mehr als 2000 Kinder und Musiker mit.

Das Nördlinger Stabenfest 2012 - Schönster Schultag des Jahres

München

Ganz groß. Feiern in München – einst und heute

Jedes Fest ist nur so gut wie die Vorbereitung dafür. Es ist ein Märchen, dass die Fastenzeit oder die Adventszeit immer „stade Zeiten“ waren – im Gegenteil: Wegen der Vorbereitungen auf die großen Festtage ists da schon immer rund gegangen. Das ist heute nicht anders. Familienfeste wie die Erstkommunion, andere kleinere oder größere Feste machen eine Riesenarbeit. Kein Problem, wenn viele zusammenhelfen.

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Für eine Kleinfamilie ist aber schon die festliche Ausrichtung einer Erstkommunion eine große Herausforderung. Grad gut, dass es dafür Profis gibt – nicht nur in Wirtshäusern. Manchmal möchte man für das Fest ja ein ganz spezielles Ambiente – oder der Platz ist eh schon vorgegeben. In solchen Fällen helfen seit Jahrhunderten professionelle Festveranstalter. Schon am Münchner Herzogs-, Kurfürsten- und Königshof war das nicht anders.

Mehr Bayern genießen im Fernsehen

Das Oktoberfest, das bayerische Volksfest schlechthin also, ist gewissermaßen die Urmutter der heutigen olympischen Spiele. Einige Nummern kleiner – aber nicht weniger attraktiv ist das Bayern-genießen-Thema unserer Kollegen vom Fernsehen. Sie berichten von einem typischen fränkischen Schlachtfest auf Schloss Oedenberg direkt vor den Toren Nürnbergs.
"Zwischen Spessart und Karwendel", sonntags, um 15 Uhr, auf BR-alpha.


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