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Wenn Philosophie praktisch wird

Von: Geseko von Lüpke

Stand: 23.07.2013 | Archiv

Ethik und Philosophie / Soziale und politische BildungGy

Tiefenökologie sieht die Erde als ein lebendes System: Sie sieht den Menschen nicht als Krone der Schöpfung, sondern eingebunden in das Netz des Lebens

Als der norwegische Philosoph Arne Naess 1973 den Begriff der "deep ecology" prägte, hatte er folgende Grundidee vor Augen: er wollte in Abgrenzung zur "oberflächlichen Ökologie", die sich mit dem Anspruch auf eine saubere Umwelt befasst, das Recht auf eine tiefer gehende Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse formulieren. Dazu stellte Naess ein Gerüst aus acht Grundsätzen auf, die den Menschen als Teil des "Erdhaushaltes" auf seine natürliche Größe herunterstutzt. Jene ethischen Gebote gehen vom gleichen Wert aller Lebewesen aus, von der Notwendigkeit, die Vielfalt des Lebens zu respektieren, von der zu großen Anzahl und Machtfülle des Menschen, von der Notwendigkeit der gesellschaftlichen Neuorientierung und der Verpflichtung zu handeln. Erst wenn der Mensch sein Leben in Einklang mit dem Ganzen bringe, gelänge ihm die Überwindung seines gespaltenen Bewusstseins, so predigen die Anhänger der Tiefenökologie. Nicht das ständige Hochschrauben der Lebensstandards, sondern der Zuwachs an Lebensqualität gebe die Befriedigung, am ganzheitlichen Entwurf für ein besseres und friedlicheres Zusammenleben teilzuhaben. Sein Höhepunkt ist erreicht, wenn jeder einzelne die gleiche Achtsamkeit den eigenen Belangen wie denen der Natur zufließen lässt und zu einer neuen Wahrnehmung der Welt gelangt.


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