Bayern 2 - Das Kalenderblatt


0

9. Juni 1900 Fred Waring geboren, der Mann, der Amerika das Singen beibrachte

Sein Rauswurf aus dem Studentenchor an der Uni wurmt ihn derart, dass er auf eigene Faust eine steile Musikkarriere hinlegt. Fred Warning expandiert in Sachen Bandgröße, arrangiert selbst große Orchester und Chöre und wird schließlich selbst Gesangslehrer - Der Mann, der Amerika das Singen beibrachte. Autor: Xaver Frühbeis

Stand: 09.06.2022 | Archiv

09 Juni

Donnerstag, 09. Juni 2022

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Er war der "Mann, der Amerika das Singen beigebracht hat". - Fred Waring, zur Welt gekommen am 9. Juni des Jahres 1900. "The Man Who Taught America To Sing" - das war sein Ehrenname. Los geht es anders, mit einer Niederlage, mit Schmach und Schande. An der renommierten Penn State University will man ihn nicht im Studentenchor mitsingen lassen. Der Grund: Waring spielt Banjo in einer Jazzband. In den Zwanziger Jahren ist Jazz die wildeste und heißeste Musik, die man sich vorstellen kann, und in den Augen der Meisten ist es Musik aus der Gosse. Mit so einem will sich der Chorleiter nicht die Finger schmutzig machen.

No Jazz!

Waring schmeißt sein Studium hin und geht mit der Band auf Tournee. Die besteht jedoch erst mal aus einem einzigen Auftritt. Und das Geld für die Bahnfahrkarten muss Mutter Waring vorstrecken. Doch die Burschen arbeiten unermüdlich. Tag und Nacht wird arrangiert und geprobt, und so steigt Warings kleine Studenten-Jazzband in wenigen Jahren zu einem der beliebtesten und berühmtesten Jazz-Tanzorchester auf. Sie treten live im Radio auf, sie spielen vier bis fünf Bühnenshows am Tag, und wenn es zeitlich eng wird zwischen den Auftritten, dann eskortiert schon mal die Polizei die Autos der Band durch den dichten New Yorker Verkehr, damit sie rechtzeitig von der einen Show zur anderen kommen. 

Wenn es rockt, dann rockt es ...

Doch dann wird plötzlich die Lage ernst. Junge Jazz-Fans wachsen heran, und die wollen neue Musik hören. Bebop. Oder Rhythm & Blues. Viele der alten Musiker legen ihr Instrument weg und arbeiten als Kellner oder Autowäscher. Waring jedoch geht mit seinen Leuten einen ganz anderen Weg. 

Dass man ihn damals an der Uni nicht in dem Studentenchor hat mitsingen lassen, wurmt ihn noch immer. Und so gründet er jetzt einfach seinen eigenen Chor. Die alte Band stockt er auf zu einem großen Orchester, mit völlig neuem Sound. Und siehe da, kitschige Unterhaltungsmusik mit Chorgesang ist genau das, was die Leute hören wollen. Und als Waring zur Amtseinführung des US-Präsidenten Eisenhower, extra für ihn komponiert, ein kleines Jubel-Lied auf Platte rausbringt, da wird Eisenhower nicht müde, öffentlich zu betonen, dass Warings Orchester seine Lieblingsband sei. Reklame kann er nämlich auch, der Waring.

Und schließlich kommt er noch auf eine völlig andere Idee, die ihm seinen Ehrennamen einbringen wird. Unterricht! Waring organisiert Sommer-Workshops für junge Leute, die gern professionell singen möchten. In einem alten Landhotel samt Theater, eigens zu dem Zweck gekauft, bringen Warings Sänger den wissbegierigen Anfängern bei, was man braucht, um ein Profi zu sein. Und das vierzig Jahre lang, fast bis zu Warings Tod. Viele seiner Studenten sagen hinterher: "Dieser Mann hat mein Leben umgekrempelt. Was wäre ich geworden ohne ihn." Fred Waring bekommt drei Sterne auf dem Hollywood Walk of Fame - und diesen Ehrennamen. "The Man Who Taught America To Sing - Der Mann, der Amerika das Singen beigebracht hat".


0