Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. Februar 1815 Beginn der kommerziellen Käseverwertung in der Schweiz

Etwa 450 verschiedene Käsesorten werden in der Schweiz hergestellt und bereichern den Speiseplan. Zu verdanken ist das irgendwie Rudolf Emanuel Effinger. Autorin: Isabella Arcucci

Stand: 03.02.2017 | Archiv

03 Februar

Freitag, 03. Februar 2017

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Schwerelos scheint sie über die Bühne zu schweben, springt, wie eine Feder hoch in die Luft, umwölkt von einem weißen Tüll-Tutu. Die Russin Diana Vishneva, eine der größten Primaballerinen unserer Zeit!

Käse - eine umstrittene Köstlichkeit

Doch so ein Tänzerleben ist hart und entbehrungsreich und wer im Schwanensee-Tutu bella figura machen will, der sollte beispielsweise fettige Leckereien tunlichst meiden! Nicht so Diana Vishneva. Die Ballerina verriet kürzlich dem britischen "Telegraph", dass sie neben reichlich Eiern und Kaviarbrötchen, jeden Tag eine ordentliche Portion Käse verdrücke. Dem Käse, so Vishneva, verdanke sie ihre Gesundheit und Körperkraft, eben jenes mühelose "in-die-Höhe-Hüpfen-können". Ein Trost für all jene, die sich in letzter Zeit bei ihrem herzhaften Biss in die innig geliebte Camembert-Semmel ständigen Attacken von Gesundheitsexperten ausgesetzt sehen. Denn Käse, so wird heute oft behauptet, mache dick, krank und führe gar zum baldigen Tod…

Von armen Bergbauern und reichen "Käseherren"

Dabei labten sich doch bereits die alten Griechen und Römer an dem Milchprodukt! Und davor sollen schon Steinzeitjäger den ersten "Käse" aus dem Magen frisch erlegter Kälber gekostet haben, in Form von geronnener Muttermilch. Zugegeben: das ist echt eklig. Also schnell weiter in der Geschichte! 

Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Käse im europäischen Alpenraum, namentlich in der Schweiz, vor allem ein Nahrungsmittel der Bergbauern, das diese selbst produzierten und in geringem Umfang verkauften. Im Tal wurde Ackerbau betrieben. Für einen großen Laib Hartkäse brauchte es damals die Milch von 30 Kühen! So viele hatte kaum ein einzelner Bauer im Flachland. Wer also Käse produzieren wollte, musste sich mit anderen zusammen tun. Am 3. Februar 1815 gründete der Berner Patrizier Rudolf Emanuel Effinger, seines Zeichens Politiker und Agronom, im Dorf Kiesen die erste historisch belegte, genossenschaftliche Käserei der Schweiz. Bald wuchsen andere Käserei-Genossenschaften nach.

Aus vielen Getreidefeldern im Flachland wurden jetzt Grasweiden für die Rinder. Das Landschaftsbild der Schweiz veränderte sich allmählich: von gelb zu grün. Das Nachsehen hatten die Bergbauern, die eigentlichen Erfinder des Schweizer Käses. Ihre Milch- und Viehwirtschaft litt unter der Konkurrenz aus dem Tal. Währenddessen strichen die Käsehändler aus dem Flachland, die sogenannten "Käseherren", dicke Gewinne ein und stapelten in ihren Lagerhallen immer größere Käselaibe. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts boomte der Export mit Appenzeller, Emmentaler und Co. "Man" aß jetzt "Schweizer Käse". Die helvetischen Käseherren belegten mit ihrem Käse die Brote der Reichen und Schönen von St. Petersburg bis New York! 

Eben jene Weltmetropolen, auf deren Opernbühnen Diana Vishneva heute unermüdlich ihre Pirouetten dreht. Angetrieben von der Kraft des Käses, allen Gesundheitsexperten zum Trotz! Ob es sich bei Vishnevas Käse-Treibstoff jedoch um Emmentaler oder gar einen der gefürchteten Stinkekäse handelt, bleibt das Betriebsgeheimnis der Primaballerina.


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