Bayern 2

     

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radioDoku in zwei Teilen Der Demenzfahnder

Nach Jahren der Euphorie herrscht Katerstimmung in der Demenzforschung. Vor allem für die größte Gruppe der Demenzkranken – die Alzheimerpatienten – scheint eine wirksame medikamentöse Therapie wieder in weitere Ferne gerückt. Doch gerade jetzt ist es wichtig, weiter nach Lösungen und passende Patienten für Studien zu suchen.

Von: Verena Fiebiger

Stand: 29.12.2019 | Archiv

Taucher mit Koralle | Bild: credit: Vlad Tchompalov
 

Folge 1: Der perfekte Patient

Der Neuropsychiater Dr. Felix Müller-Sarnowski tut etwas Unübliches für einen Arzt, der an einem Uniklinikum arbeitet: Er bleibt nicht im akademischen Elfenbeinturm, sondern reist quer durchs Land, um Familien mit der seltenen, erblichen Form der Alzheimerdemenz zu suchen, zu finden und zu behandeln. Sein Ziel: sie zu diagnostizieren und ihnen Plätze in wissenschaftlichen Studien zu vermitteln. Denn in ihren Genen könnte der Schlüssel zur Erforschung einer der fatalsten Volkskrankheiten liegen: der Verlust des Gedächtnisses und damit der eigenen Persönlichkeit.

Für die Alzheimer-Krankheit, die häufigste Demenz, gibt es nach wie vor keine Behandlung, die die Erkrankung aufhalten oder auch nur nennenswert bremsen könnte. Obwohl sich die Forscher schon vielfach kurz vor dem großen Durchbruch glaubten, konnten die vielversprechenden Behandlungsansätze in der klinischen Erprobung bislang nicht den erhofften Erfolg erzielen.

Ein Schlüssel zur Erforschung des immer noch wenig verstandenen Krankheitsmechanismus könnte in der seltenen erblichen Alzheimerdemenz liegen, die meist schon im jüngeren Alter auftritt. In Folge 1 besucht Demenzfahnder Dr. Felix Müller-Sarnowski deshalb einen Anfang fünfzigjährigen Alzheimerpatienten in Berlin.

(Sendung: 29.12.2019 | 17.05-17.30 Uhr | Bayern 2)

 

Folge 2: Forschung auf Umwegen

Während der Demenzfahnder zum "Mann mit den 1000 Gehirnen" nach Wien reist, droht ein seit mehreren Jahrzehnten vorbereiteter Therapieansatz zu scheitern, noch bevor er es als Medikament auf den Markt geschafft hat. Die rätselhaften Puzzleteile einer der komplexesten Krankheiten überhaupt müssen wohl neu zusammensetzt werden.

Beim "Mann mit den 1000 Gehirnen" – dem ungarischen Neuropathologen Gabor Kovacs – trifft der Demenzfahnder eine Familie, die von einer APP-Mutation, einer der seltenen vererbten Genmutationen bei Alzheimer, betroffen ist. Das Gehirn des bereits früh verstorbenen Vaters hat Neuropathologe Kovacs analysiert. Es zeigt: Alzheimer ist noch komplexer als bislang angenommen und nicht immer zeigen Patienten die Symptome, die sie laut ihrer kranken Gehirnstruktur zeigen müssten. Auf den ersten Blick machen diese speziellen Fälle alles komplizierter, auf den zweiten könnten sie die Forscher aber auf neue Lösungsansätze bringen.

Obwohl einer der weltgrößten Pharmakonzerne sein Demenz-Forschungsprogramm Anfang des Jahres gestoppt hat und eine weltweit angelegte Studie vor kurzem noch vor ihrem Ende abgebrochen wurde, wollen Grundlagenforscher und Ärzte nicht aufgeben. Wo früher Forschungszweige konkurrierten und nach der einen Universallösung suchten, sind sie nun wohl gezwungen, zusammenzuarbeiten.

(Sendung: 05.01.2020 | 17.05-17.30 Uhr | Bayern 2)


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