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Marderhund So sieht ein Marderhund aus

Was sind Marderhunde oder Enoks genau? Wo kommen sie her und trifft man sie auch in Bayerns Wäldern? Bellen Marderhunde? Die Antworten lesen Sie hier.

Stand: 24.05.2024

Ein Marderhund, aufgenommen in einem Wald in Bayern | Bild: mauritius images / David & Micha Sheldon / imageBROKER

Wie sieht ein Marderhund aus

Er hat ein dickes, dichtes Fell, seine Gesichtszeichnung erinnert ein wenig an den Waschbären, aber er gehört zur Familie der Hundeartigen. Der NABU beschreibt ihn so: "Marderhunde sind etwa fuchsgroß, wirken mit ihren eher kurzen Beinen jedoch deutlich untersetzter als ihr europäischer Verwandter. Ihr Fell ist rot- bis schwarzbraun, mit dichter Unterwolle und langem Deckhaar." Man nennt sie auch Enok oder Tanuki.

Marderhunde in Bayern

Ihren genauen Bestand in Bayern kennt man nicht. Ein Sprecher des zuständigen bayerischen Wirtschaftsministeriums schreibt: "Anhand der Jagdstrecken lässt sich feststellen, dass der Marderhund in allen bayerischen Regierungsbezirken vorkommt. Vergleichsweise hohe Streckenzahlen wurden in den letzten Jahren in Oberfranken, Unterfranken und der Oberpfalz verzeichnet, was dort auf eine starke Präsenz des Marderhunds hindeuten kann." Eine Jagdstrecke ist die genaue Anzahl der erlegten Tiere in einem bestimmten Zeitraum. 132 Marderhunde wurden in Bayern in der Jagdsaison 2022/2023 erschossen – 2018 waren es noch 64 Tiere.

Marderhunde Jagd

Marderhunde werden von der EU als streng zu kontrollierende invasive, also eingewanderte, Art geführt. Marderhunde dürfen in Bayern ganzjährig bejagt werden, sie haben keine Schonzeit. In diesem Zeitraum wurden in ganz Deutschland insgesamt 27.129 Tiere erschossen; in Thüringen waren es über 10.000 Tiere. Marderhunde sind im Nordosten Deutschlands weit stärker verbreitet als in Bayern. Viele Naturschützer sehen eine Bejagung des Marderhunds eher kritisch. Der NABU begründet das unter anderem damit, dass ein in Jagdkreisen behaupteter Schaden an anderen Beständen wie zum Beispiel Jungvögeln und Niederwild, dazu gehören zum Beispiel Fuchs, Dachs und Hase, nicht nachgewiesen ist. "Zudem ist ein Zurückdrängen der Art durch Bejagung eher ausgeschlossen, da Untersuchungen in Skandinavien gezeigt haben, dass eine intensive Bejagung die Reproduktion und Ausbreitungsgeschwindigkeit eher verstärkt."

Unterschiede Marderhund Waschbär

Die Ähnlichkeit von Marderhunden mit den Waschbären liegt an der Gesichtszeichnung - die ist beim Marderhund allerdings an der Nase geteilt. Auch an ihrer Fortbewegung kann man sie unterscheiden: Marderhunde laufen wie Hunde, Waschbären haben einen schleichenden, manchmal leicht hüpfenden Gang. Waschbären können sehr gut klettern, das können Marderhunde überhaupt nicht. Waschbären haben außerdem eine geringelte Rute.

Woher stammen Marderhunde

Marderhund-Welpe: Würfe mit bis zu 12 Jungen sind keine Seltenheit.

Der Marderhund oder Enok, stammt ursprünglich aus Asien, ist aus Pelztierfarmen in der Ukraine nach Deutschland eingewandert und wurde in den 1960er Jahren das erste Mal in Deutschland gesichtet. Dass Sie ihm begegnen, ist sehr unwahrscheinlich: Der Marderhund lebt ausgesprochen scheu und zurückgezogen - auch in den Wäldern Bayerns und geht erst bei Dämmerung auf Nahrungssuche. Der Marderhund ist Allesfresser, vertilgt Pflanzliches wie Pilze, Nüsse und Beeren, aber auch Insekten, Regenwürmer, Amphibien, Fische und Aas. Der Marderhund bezieht oft verlassene Fuchs- oder Dachsbauten.

Bellen Marderhunde

Richtig bellen können Marderhunde nicht. Die Welpen piepsen eher und die Rufe der erwachsenen Tiere klingen wie ein Miauen oder Winseln, so das Wildtierportal des bayerischen Innenministeriums. Auf der verlinkten Webseite kann man sich die Rufe der Marderhunde auch anhören. Bei Gefahr knurren Marderhunde.

Hören Sie in unserem Interview Podcast Blaue Couch mit Tierverhaltensforscher Norbert Sachser, wie schlau Hunde, Rabenvögel und andere Lebewesen sind. Den Podcast können Sie in der ARD Audiothek kostenlos downloaden und abonnieren.

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/norbert-sachser-tier-verhaltensforscher-ueber-schlaue-voegel-und-soziale-nager/bayern-1/94565492/


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