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Ein Verein entsteht 32 Jahre bis zum ersten Meistertitel

Die ersten FC Bayern-Fußballer trugen ausgefallene Strohhüte - kein Wunder: Der Verein wurde inmitten der Schwabinger Bohème gegründet. Auch in sportlicher Hinsicht wurde er ein besonderer Klub und bald eine der Topadressen in Süddeutschland. 1932 reichte es dann erstmals zum Meistertitel.

Stand: 12.08.2015 | Archiv

Der FC Bayern bei der Vereinsgründung im Jahr 1900 | Bild: FC Bayern München

1900, als der FC Bayern geboren wurde, war der aus England stammende, also "undeutsche" Fußball hierzulande noch verpönt. Im Wilhelminischen Kaiserreich schätzte man mehr die vaterländisch gesonnenen Turner. Auch die im Männerturnverein (MTV) 1879 München untergebrachte Kicker-Abteilung bekam das zu spüren. Man wollte sie daran hindern, sich zu emanzipieren und dem Verband Süddeutscher Fußballvereine beizutreten.

Schwabinger Bohème-Klub

Vereinsgründer: Der Berliner Franz John

Das jedoch wollten sich die MTV-Fußballer nicht gefallen lassen. Am 27. Februar versammelten sich elf "Rebellen" in der Schwabinger Gaststätte "Gisela" und hoben den FC Bayern München aus der Taufe. Die Gründungsmitglieder sind im Foto oben abgebildet. Erster Präsident wurde der Berliner Franz John. Damals wie heute lenkten also "Zuagroaste" die Geschicke des Vereins.

Das erste FCB-Team (Foto von 1901)

Die FCB-Pioniermitglieder waren Kaufleute, Studenten und Künstler, was angesichts der unmittelbaren Nachbarschaft von Bohème-Prominenz wie Frank Wedekind oder "Simplicissimus"-Gründer Thomas Theodor Heine nicht unbedingt verwundert. Das Etikett des elitären Klubs, das ihnen bis heute anhaftet, verpasste man den Münchnern bereits damals. Die ersten Vereinsfarben der - Bayern - waren übrigens weiß-blau.

Sofort die Nummer eins in München

Willem Hesselink: Auch der zweite Präsident kam nicht aus Bayern.

Auch der zweite Präsident kam nicht aus Bayern. Auf den Gründungs-Coup folgten die sportlichen Paukenschläge: Am 1. April fegte der neue Klub bei seinem ersten offiziellen Match das alte Stammteam MTV mit 7:1 von der Theresienwiese. Danach folgten - Kantersiege waren damals nicht ungewöhnlich - ein 15:0 und ein 12:1 gegen weitere Stadtkonkurrenten. Nach nur einem halben Jahr hatte sich der FC Bayern in der Münchner Fußballszene schon nach ganz oben katapultiert.

Erste Titel

Der Auftakt der inzwischen über 100-jährigen Derby-Geschichte mit dem TSV 1860 war am 21. September 1902. Die Bayern gewannen 3:0 und dominierten ihren späteren Dauerrivalen bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Im selben und in den beiden Folgejahren gewann der FCB jeweils die inoffizielle Münchner Stadtmeisterschaft, scheiterte aber in den Ausscheidungsrunden um den Titel in Süddeutschland. Mannschaften wie der Karlsruher FV oder die Stuttgarter Kickers waren noch zu stark.

Seit 1906 in Rot

Novum für den FCB: Spielfeld mit Tribüne

Aus Finanzgründen fusionierte der FC Bayern 1906 mit dem MSC München. Vom neuen Partner übernahm man die Farbe der Hosen. Die Bayern waren fortan die "Roten". Ein Jahr später bekam der Verein an der Leopoldstraße ein neues Spielfeld, das sogar eine kleine Holztribüne hatte. Damit konnte man auswärtige Teams standesgemäß einladen.

Englische Schule

Erster FCB-Nationalspieler: Max Gablonsky

Der FC Bayern begann nämlich damals schon, sich an internationalen Maßstäben zu orientieren. Unter anderem gastierten in München Teams aus England, wo bereits im 19. Jahrhundert Profi-Fußball eingeführt worden war. Spiele gegen die Blackburn Rovers oder die Tottenham Hotspurs waren trotz hoher Niederlagen willkommener Anschauungsunterricht.

1910: "Ostkreismeister"

1910 und 1911 waren die Roten erstmals in der neu geschaffenen bayerischen Liga ganz vorn, scheiterten aber wieder jeweils in der Endrunde um die süddeutsche Meisterschaft. Der Erste Weltkrieg stoppte jedoch die Aufwärtsentwicklung der Bayern jäh. 1918 waren 300 von 450 Mitgliedern im Feld, 61 starben.

Revolution hilft Fußball

Dafür ging es danach umso rasanter wieder bergauf. Mit dem Kaiser dankte vorübergehend auch der Militarismus ab, was die sportliche Hegemonie der patriotischen Turner beendete. Fußball dagegen wurde immer beliebter. Das hatte auch mit dem Achtstundentag zu tun, den Kurt Eisners bayerische Revolution im November 1918 mit sich brachte.

1919: Das erste Ligaspiel nach dem Weltkrieg

Nicht nur die Spieler hatten dadurch mehr Zeit für Sport, ebenso die Zuschauer. Auch München wurde vom neuen Fußball-Boom erfasst. In das 1926 fertiggestellte 1860-Stadion an der Grünwalder Straße, das auch die Roten nutzten, besuchten bis zu 30.000 Fans die Spiele des FC Bayern.

Neue Ära mit Kurt Landauer

Prägte einen modernen FC Bayern: Kurt Landauer

Neuer Präsident des FC Bayern war 1919 Kurt Landauer geworden. Der Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie setzte auf modernen Fußball mit systematischer Jugendarbeit. Er orientierte sich an internationalen Maßstäben, die im Europa der 1920er-Jahre England, Österreich und Ungarn setzten.

Dementsprechend holte Landauer von der Insel mit William Townley den ersten Profi-Trainer des Vereins. Der brachte nicht nur die Kultur des Flachpass-Spiels mit nach München, sondern ließ auch Ballbehandlung üben. Der Name FC Bayern wurde langsam klangvoll. Lange vor der Champions League gaben Weltklubs wie der FC Barcelona oder Peñarol Montevideo aus Uruguay private Gastspiele an der Isar.

In den 1920er-Jahren etablierten sich die Roten endgültig im Süden, auch wenn sie noch nicht an die Erfolge des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Fürth anknüpfen konnten. 1925/26 und 1927/28 wurden die Bayern jeweils Primus in Süddeutschland, 1928 erreichten sie sogar das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, in dem ihnen jedoch der Hamburger SV eine 8:2-Lektion erteilte.

1932 - das erste Meisterstück

1931 schaffte es erstmals ein Münchner Klub ins Finale um den deutschen Titel. Doch der TSV 1860 München verlor unglücklich gegen Hertha BSC Berlin.

Finale in Nürnberg: Das 1:0 per Elfmeter

Mehr Fortune hatte ein Jahr später der rote Lokalrivale. Landauer hatte inzwischen den österreichischen Trainer Richard "Little" Dombi verpflichtet, auch er jüdischer Herkunft. Er führte die Bayern zum ersten Mal ins Finale, wo sie am 12. Juni 1932 in Nürnberg vor 58.000 Zuschauern auf Frankfurt trafen.

Siegerfoto der Meisterelf

Dem geschmeidigen Kombinationsspiel der Münchner hatte die Eintracht wenig entgegenzusetzen. Bayern-Star Oskar "Ossi" Rohr besorgte das 1:0, Franz Krumm stellte den 2:0-Endstand her. Die erste deutsche Meisterschaft war perfekt. Die Bayern waren zwar noch nicht der FC Hollywood, aber standesgemäß feiern konnten sie damals schon - per Triumphkorso mit Kutsche durch die Stadt.


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