Bayern 1


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Aus was besteht Honig? Honigsorten und wie sie entstehen

Was bedeutet eigentlich, wenn auf Ihrem Honigglas "Waldhonig" oder "Blütenhonig" steht? Welche Blüten haben die Bienen angeflogen und woher wissen sie, wo sie hinfliegen sollen? Das ist das Geheimnis hinter sortenreinem Honig.

Stand: 22.08.2023

Imker in Schutzkleidung mit Bienenwabe  | Bild: mauritius-images

Hören Sie in unserem Besser Leben Podcast, wie Sie gepanschten Honig erkennen:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/so-erkennen-sie-gepanschten-honig/bayern-1/89459796/

Honig kann so vieles sein: dunkel oder hell, auskristallisiert oder flüssig, nur süß oder auch würzig. Wie genau der Honig schmeckt und aussieht, hängt mit den Pflanzen zusammen, die die Bienen auf ihrer Suche nach Nektar angeflogen haben.

Unterschied Waldhonig und Blütenhonig

Blütenhonig und Waldhonig sind Mischhonige, das bedeutet, dass die Bienen nicht nur an einer bestimmten Pflanzenart waren, sondern in einem bestimmten Gebiet die dort typischen Blüten angeflogen haben.

Blütenhonig ist ein Mischhonig und damit leicht zu produzieren.

Blütenhonig ist hell, hat einen milden Geschmack und kristallisiert sehr schnell aus, erklärt Stefan Ammon vom Landesverband Bayrischer Imker e.V.. Der Großteil des industriell hergestellten Honigs ist Blütenhonig. Man unterscheidet zwischen Frühjahrsblütenhonig und Sommerblütenhonig, je nachdem, wann der Honig geerntet wurde.

Waldhonig, der auch Honigtauhonig genannt wird, ist im Gegensatz zum Blütenhonig eher dunkel. Er schmeckt würziger und ist dadurch sehr aromareich und intensiv. Der Gehalt an Fruchtzucker ist im Honigtauhonig so hoch, dass er kaum auskristallisiert und mitunter über Jahre hinweg flüssig bleibt. Die Bienen fliegen in erster Linie Nadelbäume an, wie Tannen, Fichten oder Kiefern. Sie sammeln aber auch Baumharz oder die süßen Säfte, die Läuse abgeben. All das fließt in den Waldhonig mit ein und macht ihn deshalb so aromatisch.

Was ist sortenreiner Honig?

Sortenreiner Honig ist zum Beispiel Akazienhonig, Kleehonig, Lindenhonig oder Orangenblütenhonig. Die Honig-Verordnung sieht vor, dass ein Honig nur dann mit einer Pflanze in Verbindung gebracht werden darf, "wenn der Honig vollständig oder überwiegend den genannten Blüten oder Pflanzen entstammt und die entsprechenden organoleptischen, physikalisch-chemischen und mikroskopischen Merkmale aufweist." Überwiegend bedeutet in diesem Fall, dass mindestens 60 Prozent vom Nektar und Honigtau von der angegebenen Sorte stammen, so Imker Stefan Ammon.

Um sortenreinen Honig zu produzieren, muss es um den Bienenstock herum vorwiegend eine Pflanzenart geben, also ein Kleefeld oder eine Orangenplantage.

Woher weiß die Biene, welche Blüte sie anfliegen darf und welche nicht?  

Die Frage ist berechtigt, denn woher soll die Biene wissen, welchen Honig sie produzieren soll und welche Blüten sie ansteuern soll, damit der Honig später sortenrein wird. Denn auch auf einer Orangenplantage wachsen andere Blüten. Zudem fliegen Bienen bis zu drei Kilometer weit, um Futter zu finden.

"Honigbienen sind orts- und blütenstet."

Stefan Ammon, Landesverband Bayrischer Imker e.V.

Das bedeutet, dass eine Biene während eines Ausflugs nur Blüten derselben Pflanzenart besucht. Sie bleibt auch bei weiteren Ausflügen dem Ort, der Richtung und der Pflanze treu, solange es genug Sammelgut gibt.

Für sortenreinen Honig müssen alle Bienen im Stock nur eine Pflanzenart anfliegen.

Doch woher wissen alle Bienen im Stock, was gesammelt werden soll? Bevor alle Honigbienen ausschwärmen, fliegen Kundschafterinnen los. Etwa fünf Prozent der Flugbienen sind Kundschafterinnen. Es sind meist die älteren Bienen, deren Verlust für den Bienenstock kein Risiko mehr darstellt. Die Aufgabe der Kundschafterinnen ist es, in unbekannten Gebieten nach Nahrungsquellen zu suchen. Alle anderen Sammlerinnen warten währenddessen im Stock.

War eine Kundschafterin erfolgreich, fliegt sie mit ihrer Beute zurück und würgt einen Teil des gesammelten Nektars nach oben. Die Vorkosterbienen testen den Nektar. Wird dieser für gut befunden, fordern die Vorkosterinnen die Kundschafterin dazu auf, den anderen Sammlerinnen den Ort mitzuteilen.  

Und jetzt tanzt die Kundschafterbiene die Informationen. Denn Bienen kommunizieren durch bestimmte Flugbewegungen, sogenannte Tänze. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten: Den Rundtanz und den Schwänzeltanz.  

So funktioniert der Rundtanz

Beim Rundtanz läuft die Biene für bis zu drei Minuten in einem kleinen Kreis. Dadurch wird der Fundort des Futters zwar nicht direkt angegeben, die Sammlerinnen erfahren allerdings, dass sich die Quelle im näheren Umkreis des Bienenstocks befindet. Die Sammlerinnen bleiben mit ihren Fühlern möglichst nahe am Hinterleib der Tänzerin, um die schnellen raschen Bewegungen nachzuvollziehen. Dadurch nehmen sie auch den Geruch der gesuchten Pflanze auf. Manchmal würgt die Tänzerin auch Nektartropfen hervor, um die anderen kosten zu lassen. Danach wird ausgeschwärmt, wobei sich die Bienen hauptsächlich anhand des Duftes orientieren. Der Tanz wird so oft wiederholt, bis alle Bienen mitbekommen haben, was gesucht werden soll.

Der Schwänzeltanz der Bienen

Bienen kommunizieren durch Tänze. Dabei wird die Tänzerin von den anderen umkreist.

Beim Schwänzeltanz liegen die Futter- oder Ressourcenquellen weiter vom Stock entfernt. Die Tänzerin läuft zunächst unter heftigem seitlichem Vibrieren des Hinterleibs wenige Zentimeter geradeaus. Anschließend kehrt sie zum Rundtanz zurück. Sie wiederholt die Tanzschritte mehrmals. Dabei wird sie wie beim Rundtanz von den Sammlerinnen umkreist.

Die Distanz zur Futterquelle wird über die für den Flug benötigte Energie beschrieben. Die Tänzerin übersetzt die Daten in ihr Tanztempo. Je mehr Umdrehungen das Tier pro Zeiteinheit macht, desto näher liegt die Futterquelle. Zudem beschreibt der Tanz den optischen Fluss, also, wie oft sich die Umgebung während des Flugs verändert. Je nachdem, in welche Richtung der Tanz ausgerichtet ist, gibt das die spätere Richtung der Futterquelle an. Der Schwänzeltanz ist sehr komplex. Imker und Imkerinnen forschen bis heute an der Kommunikation zwischen den Bienen.

Woraus besteht Honig?

Honig wird aus dem Nektar von Blüten oder aus Honigtau erzeugt. Die Biene saugt mit ihrem Rüssel den Nektar und den Honigtau aus den Blüten. Über die Speiseröhre gelangt der süße Saft in den Honigmagen, die sogenannte Honigblase der Biene. Zurück im Bienenstock leert sie den Blaseninhalt und übergibt ihn an die Stockbienen. Der Saft wird immer wieder aufgesaugt und ausgespuckt. Dadurch verringert sich der Wasseranteil und der Honig wird zäh. Ist der Honig perfekt, dann wird er in Lagerzellen eingelagert, eigentlich als Nahrungsreserve für den Nachwuchs und den Winter. Die Zelle wird mit einem luftundurchlässigen Wachsdeckel verschlossen. Beim Honig-Ernten und Schleudern werden diese Wachsdeckel zerstört und der Honig aus den Waben gelöst. Als Nahrungsreserve gibt der Imker den Bienen stattdessen Zuckerwasser oder ähnliches.

Kennen Sie den Unterschied zwischen Honigbiene und Wildbiene?


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