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Gespräche gegen das Vergessen Juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen

Die jährlichen "Gespräche gegen das Vergessen“, veranstaltet vom Bayerischen Rundfunk und dem Münchner Volkstheater, rücken in diesem Jahr die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der Nachkriegszeit in den Mittelpunkt. ARD-alpha zeigt die Veranstaltung am Mittwoch, 11. April, um 21.00 Uhr.

Stand: 29.03.2018

Die Holocaust-Überlebende  | Bild: BR

Themen sind u.a. das gesellschaftliche Klima, in dem über Schuld und Unschuld geurteilt wurde, die Verstrickung von Ämtern und Institutionen noch Jahre nach dem Krieg in die braune Vergangenheit sowie die Frage, warum wir uns heute noch mit der NS-Zeit auseinandersetzen sollen.

Moderator Andreas Bönte spricht im Münchner Volkstheater mit der Zeitzeugin und Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano und dem Oberstaatsanwalt a. D. Dr. Dietrich Kuhlbrodt. Ebenfalls zu Gast sind Kabarettist Christian Springer, der in Syrien jahrelang auf der Suche nach dem NS-Täter Alois Brunner war, sowie Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt am Main.

Esther Bejarano ist 19 Jahre alt, als sie nach Auschwitz deportiert wird. Die Hölle des Holocaust überlebt sie als Musikerin im sogenannten Mädchenorchester von Auschwitz. In Zeitzeugengesprächen und mit ihrer Musik will sie vor allem die Jugend erreichen und sagt: "Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.“
Für die Veranstaltung steht die 93-jährige Menschenrechtsaktivistin auch mit der Rap-Gruppe "Microphone Mafia“ auf der Bühne.

Der 85-jährige Oberstaatsanwalt a. D. Dr. Dietrich Kuhlbrodt berichtet von den Widerständen, die ihm entgegenschlugen, während er als junger Staatsanwalt in der "Zentralen Stelle zur Verfolgung von NS-Gewaltverbrechen“ arbeitete, wie es dazu kam, dass sein wichtigster Fall, der "Alsterdorfer Massenmord“, eingestellt wurde, und warum seiner Meinung nach nur eine geringe Anzahl an Naziverbrechern vor Gericht gebracht wurden.

Der NS-Täter Alois Brunner war für die Deportation von 120.000 Juden verantwortlich, trotzdem konnte er nach dem Krieg unbehelligt zunächst jahrelang in Deutschland, später in Syrien leben. Weil die deutschen Behörden untätig blieben, machte sich der Kabarettist Christian Springer als junger Mann auf eigene Faust auf die Suche nach ihm. Er erzählt von seinen Beweggründen und unglaublichen Erlebnissen während dieser jahrzehntelangen Suche.

Von wissenschaftlicher Seite kommt Frau Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt am Main, zu Wort. Hier wird die Geschichte der NS-Massenverbrechen und deren Wirkung bis in die Gegenwart erforscht und vermittelt. Dabei ist das Institut dem Andenken an Fritz Bauer verpflichtet – ohne den jüdischen Remigranten und Generalstaatsanwalt hätte es keine Auschwitz-Prozesse gegeben.

Tag der Quellen

Dem Abend im Münchner Volkstheater geht auch dieses Jahr wieder der "Tag der Quellen“ voraus. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte werden persönliche Berichte und Texte aus dem Holocaust von Schülerinnen und Schülern gelesen und inszeniert. Diese Texte werden dem Publikum den ganzen Tag über präsentiert.

Der Mitschnitt der Abendveranstaltung steht nach Ausstrahlung ein Jahr in der BR Mediathek zur Verfügung: www.br.de/mediathek


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