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Landauer - Der Präsident Rollenprofile

Stand: 29.07.2013

Von links: 60er Präsident Radschuweit (Eisi Gulp), der Münchner Oberbürgermeister Karl Scharnagel (Harry Täschner), FC Präsident Kurt Landauer (Josef Bierbichler) und FC Vize Siggi Hermann (Herbert Knaup) beim Derby 1860-FC Bayern. | Bild: BR/Zeitsprung Pictures GmbH/Willi Weber

Kurt Landauer (Josef Bierbichler)

Kurt Landauer war in München eine lebende Legende, eine Respektperson. Spätestens mit der gewonnenen Meisterschaft 1932 hatte der Präsident des erfolgreichen Fußballclubs Bayern München seinen Status als einer der wichtigsten Söhne seiner Stadt sicher. Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verliert der Jude Landauer seinen Posten, genau wie seine Arbeitsstelle bei einer Zeitung und nach der Reichspogromnacht auch seine Freiheit. Er wird 1938 in Dachau interniert. Zwei Monate später wird er entlassen und flieht in die Schweiz. Doch obwohl Landauer mit dem Leben davon kommt, wird zuhause in München seine Existenz weiter zerstört. Seine Geschwister werden von den Nazis ermordet. Als der Krieg endet, hat Landauer alles verloren – seine Familie, seinen Verein, seine Heimat.

Er kehrt nach München zurück und obwohl er die Möglichkeit hat, in die USA auszuwandern, wählt er den Wiederaufbau. Landauer ist ein Ur-Bayer, ein stolzer Münchner und er will sich seine Heimat nicht nehmen lassen. Seinen Verein, der für ihn immer für das Gute stand, nicht aufgeben. Landauers Herz schlägt für den Fußball, für die positive Macht des Sports. Er will sie nutzen, um seinen Glauben an eine bessere Zukunft Realität werden zu lassen. Dabei ist Landauer gar nicht allen willkommen. Manch einem wird er zum wandelnden schlechten Gewissen, eine Mahnung der Gräuel, die sich in den 12 Jahren von Hitlers Herrschaft ereignet haben. Als jüdischer Rückkehrer balanciert Landauer in seinem neuen alten Leben auf einem feinen Grat zwischen Selbstaufgabe und Selbstfindung, Scheitern und Siegen, Vergangenheit und Zukunft und ganz besonders zwischen Vergeben und Verantwortung. Aber es gibt auch noch ein Leben neben dem Sport, eine Liebe, die nicht dem Fußball gilt. Landauer findet in der Hauswirtschafterin und ehemaligen Geliebten Maria die einzige Über-lebende seines alten Familienverbandes wieder, mit der eine neue Existenz in München möglich und erreichbar scheint.

Siggi Hermann (Herbert Knaup)

Siggi Hermann ist Landauers ältester Freund und war lange Jahre sein Vize-Präsident beim FC Bayern. Als die Nazis Landauer zwingen, seinen Posten als Präsident aufzugeben, übernimmt Hermann pro forma, während Landauer im Hintergrund weiter die Fäden zieht. Als Landauer zurückkehrt, gewinnt Hermann die Hoffnung zurück, dass der Club tatsächlich überleben könnte.

Mit seinem alten Freund an seiner Seite tut Hermann alles dafür, Landauers Pläne Realität werden zu lassen. Gleichzeitig versucht er, Landauer den Rücken frei zu halten und die Situation zwischen dem Präsidenten und dem aktuellen Trainer und ehemaligen Spieler Conny Heidkamp zu schlichten. Dabei sind Hermanns Bemühungen letztendlich nicht von Erfolg gekrönt – eine Niederlage, die ihn fast noch mehr mitnimmt als Landauer selbst. Doch an einer Stelle kann Hermann an die alten Erfolge anknüpfen: er schafft es, zusammen mit Landauer, ein Derby zwischen Bayern München und 1860 München auf die Beine zu stellen.

Conny Heidkamp (Andreas Lust)

Conny Heidkamp und Landauer kennen sich noch aus der Vorkriegszeit. Heidkamp war als Spieler beim FC Bayern aktiv, zum Zeitpunkt von Landauers Rückkehr 1947 ist er der Trainer des Vereins. Von Beginn an besteht ein Misstrauen zwischen Landauer und Heidkamp, das auf Heidkamps schlechtem Gewissen beruht. Er hatte nicht den Mut gehabt, bei einem Spiel des FC Bayern gegen die Schweiz während des Krieges auf Landauer zuzugehen und sich den alles überwachenden Nazis zu widersetzen. Dies hat Landauer Heidkamp nicht verziehen und Heidkamp sich selbst auch nicht. Aber Heidkamp brüstet sich auch nicht mit seiner Leistung während des Krieges. Ihm ist es zu verdanken, dass der Club die dunklen Jahre überlebt hat. Er hat die Spieler bei Stange gehalten, indem er das Vermögen des Clubs für Nahrungsmittel angezapft hat. Er hat junge Spieler vom Dienst an der Front freigekauft und alles getan, um den Club nicht ganz in die Hände der Nazis fallen zu lassen. Dennoch ist es schließlich Heidkamp, der Landauer ins Gesicht sagt, dass man die Uhr nicht zurückdrehen und die schrecklichen Ereignisse nicht ungeschehen machen kann. Für Heidkamp ist Landauer das personifizierte schlechte Gewissen, das die Menschen daran hindert, nach vorne zu sehen.


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