Nach einer Welle der Empörung über den geplanten Stellenabbau bei Siemens lenkt die Arbeitnehmerseite jetzt ein. Betriebsrat und IG Metall erklärten sich zu ergebnisoffenen Gesprächen mit dem Management bereit. Die Gespräche könnten schon nächste Woche beginnen, hieß es aus Unternehmenskreisen.
Siemens will 6.900 Arbeitsplätze streichen
Siemens hatte vor zwei Wochen angekündigt, in den Kraftwerks- und Antriebssparten 6.900 Arbeitsplätze zu streichen, die Hälfte davon in Deutschland. Die Standorte Leipzig und Görlitz sollen ganz geschlossen werden, Offenbach steht auf der Kippe. Betriebsrat und IG Metall hatten Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen sofort für tabu erklärt, jedes weitere Gespräch für sinnlos erklärt und mit Streiks gedroht. An vielen Standorten gab es Proteste, erst am Mittwoch waren in Görlitz etwa 2.500 Menschen auf die Straße gegangen.
Arbeitnehmer und Siemens mit offenem Dialog und gemeinsamer Lösung?
Nach einer Aufsichtsratssitzung in München teilten die Arbeitnehmervertreter und das Management am Donnerstag gemeinsam mit, sie hätten vereinbart, "unverzüglich die Gespräche" über die Pläne aufzunehmen und "in einem offenen Dialog nach gemeinsamen Lösungen zu suchen". Die Gespräche sollen sowohl auf der Ebene von Vorstand und Gesamtbetriebsrat als auch an den Standorten geführt werden, hieß es aus Konzernkreisen.
Stellenabbau soll bis 2023 abgeschlossen sein
Siemens will auf betriebsbedingte Kündigungen möglichst verzichten, schließt sie aber auch nicht aus. Der Stellenabbau in Deutschland soll bis 2023 abgeschlossen werden.
Der Großteil - 6.100 Stellen - soll in der Kraftwerkssparte gestrichen werden. Sie gehört zwar noch zu den umsatzträchtigsten Geschäftsfeldern, aber der konventionelle Kraftwerksbau ist wegen der erneuerbaren Energien in der Krise. Der Markt für große Gasturbinen ist um 40 Prozent, für Dampfturbinen sogar um 70 Prozent geschrumpft. Rund 800 Stellen sollen in der Antriebssparte wegfallen, die Elektromotoren für Bergbau, Öl- und Gasindustrie herstellt. Wegen des niedrigen Ölpreises wird dort seit längerem wenig investiert.