Karin Danner, scheidende Managerin der FC-Bayern-Frauen
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Karin Danner, scheidende Managerin der FC-Bayern-Frauen

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Karin Danner beim FC Bayern: Die Strategin hört auf

Mehr als 25 Jahre war Karin Danner für den Frauenfußball beim FC Bayern verantwortlich. Sie führte das Team von der Zweitklassigkeit in die europäische Elite. Nun verlässt diese prägende Person den Verein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Ära Karin Danner beim FC Bayern München geht zu Ende. Danner leitete mehr als 25 Jahre die Abteilung Frauenfußball beim FC Bayern. Nun hört die 64-Jährige zum Ende der Saison auf. "Karin Danner hat bei der Entwicklung der Frauenfußball-Abteilung des FC Bayern über zwei Jahrzehnte lang Pionierarbeit geleistet", ließ sich Bayern-Präsident Herbert Hainer zitieren. "Unsere Frauenfußball-Abteilung ist ihr Lebenswerk - und das ist mehr als gelungen."

Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn schlug ähnliche Töne an: "Ohne Karin Danner stünde der Frauenfußball des FC Bayern niemals da, wo er heute steht. Sie hat diese einzigartige Erfolgsgeschichte als Spielerin und vor allem als Managerin nachhaltig geprägt. Der FC Bayern ist ihr zu unermesslichen Dank verpflichtet." Ihre Nachfolgerin wird Bianca Rech. Die 42-Jährige war bislang Sportliche Leiterin. Danner wird ihr zunächst helfen, die Nachfolge anzutreten und die großen Spuren, die sie hinterlässt auszufüllen.

Karin Danner: Eine Strategin auf und neben dem Platz

Schon auf dem Platz hatte Danner beim FC Bayern die Fäden in der Hand. "Als Strategin, ein echter 10er", beschrieb sie einst sich selbst. Mit 18 Jahren kam sie nach München, streifte sich das rot-weiße Trikot über und führte den FCB 1976 zur ersten deutsche Meisterschaft im Frauenfußball.

Dass der FC Bayern nun knapp 50 Jahre nach ihrer Ankunft sich in der Spitze des deutschen und europäischen Frauenfußballs etabliert hat, zuletzt zweimal über 20.000 Zuschauer in die Münchner Arena lockte und in dieser Saison die fünfte deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte gewinnen könnte - das alles ist ihr Verdienst. Denn nach dem Ende ihrer aktiven Karriere übernahm sie die Verantwortung der Frauenabteilung - und wurde dort so etwas wie das weibliche Pendant zu Lichtgestalt Uli Hoeneß.

Danner: Eine Straßenkickerin kämpft sich an die Spitze

Schon als Mädchen lernte sie beim Fußball, was es bedeutet, sich durchzusetzen: "Ich habe mit elf Jahren mit dem Fußball begonnen. Es gab keine Mädchen-Mannschaft, ich habe gleich bei den Erwachsenen angefangen. Man durfte damals erst ab zwölf Jahren offiziell spielen, aber ich hatte so viel Talent, da hat der Verein jedes Spiel 20 Mark Strafe gezahlt, damit ich auflaufen durfte. Trotz meines Alters war ich mit die Beste, weil ich eine typische Straßenfußballerin war, vom Kicken mit meinen Brüdern", sagte Danner einst im Klubmagazin "51".

Und auch beim FC Bayern musste sie sich durchbeißen. 1993 verließ sie ihren Job als Buchhalterin, um sich ganz ihrem Herzensverein zu widmen. Doch nicht als Führungskraft - Danner begann als Fan-Artikel-Verkäuferin. "Fans verirrten sich nur sehr selten in diese Boutique. Nach drei Monaten sagte ich, ich werde verrückt, nur Zeit absitzen, das ist kein Job für mich", erinnerte sich Danner, die 1995 Abteilungsleiterin Frauenfußball wurde und fortan dort die Geschicke lenkte - zunächst rein ehrenamtlich.

Die Architektin der erfolgreichen Ära

Unter ihr entwickelte sich die Abteilung weiter. 2000 gelang der Aufstieg in die Bundesliga. Mit 100 Toren und ohne Punktverlust wurde der FC Bayern Bayernliga-Meister. Der Erfolg kam nicht von ungefähr. Zuvor hatte Danner in der Region unzählige Spielerinnen gescoutet, bearbeitet und von einem Wechsel überzeugt. Beim FC Bayern, da bauen wir was auf, war ihr Argument.

Und auch Danner stieg auf. Fortan arbeitete sie nicht mehr ehrenamtlich. "Nach dem Aufstieg 2000 in die Erste Liga sagte ich dann: Entweder wir machen das ab sofort gescheit oder gar nicht, da ist mir meine Freizeit zu schade. Dieser Aufstieg war die Basis für alles", so Danner. Denn nun wurden auch die Spielerinnen bezahlt. 200 Mark und 50 Mark für jeden Punktgewinn.

Die Meisterschaft als Abschiedsgeschenk?

Und auch die Bedingungen professionalisierten sich: Vom Sportpark Aschheim, ins Dantestadion und schließlich der Umzug auf den FC Bayern Campus - die Trainings- und Spielbedingungen für das Team haben sich in den vergangenen Jahren stark verbessert. Doch Danner hat noch ganz andere Visionen für den Frauenfußball in Deutschland: "Eine komplette Profiliga muss eines der obersten Ziele sein. Spielerinnen sollten sich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren können. Hier gehen die Vereine, die um die Champions-League-Plätze spielen, sozusagen in Vorleistung", sagte Danner gegenüber der Sportschau.

Und auch für ihren Verein hat sie weiterhin ehrgeizige Pläne: Der Frauenfußball soll eine der Säulen sein, auf der der große FC Bayern steht. Doch zunächst ist es an ihren Spielerinnen, für das perfekte Abschiedsgeschenk zu sorgen. Vier Siege müssen sie noch einfahren, um die fünfte Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte zu gewinnen. Ein schöneres und passenderes Abschiedsgeschenk könnte es für Danner kaum geben.

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