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Loriot-Figur auf einer Parkbank

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"München lächelt": Pasinger Fabrik zeigt komische Kunst

Würde Loriot noch leben, München hätte es wohl schon längst: Das Museum für Humor und komische Kunst, für das das Sammlerehepaar Grill seit Jahren kämpft. Was dort zu sehen wäre, das zeigt jetzt schon einmal die Pasinger Fabrik. Joana Ortmann

Über dieses Thema berichtet: Kulturleben am .

Schlendert man nun durch die großzügigen Räume in der Pasinger Fabrik, dann wird schnell klar: Hier schlummert in der Tat ein ungehobener Schatz: Allein um die 200 komischen Kunstwerke besitzen die Grills selbst, vor allem aus den vergangenen 50 Jahren. Und wenn sie ihr weit verzweigtes Netz von Künstler-, Verlags- und Galeristen-Freunden aktivieren, bekommen sie leicht noch mal das Doppelte an Leihgaben zusammen. Schon jetzt hängt hier ausschließlich Hochkarätiges - beziehungsweise: Hochprozentiges.

„Das ist F.K. Waechter aus Frankfurt, der hat der Frankfurter Schule angehört. Und das war eigentlich ein Weinetikett. Das ist der Teufel, sein Schwanz ist der Korken-Öffner, und da hängt der Korken noch dran… und das ist der Tomi Ungerer, mit dem haben wir begonnen. Er war ein Weltmeister des einfachen Strichs, er konnte ganz exakt eine Figur zeichnen, und es ist immer was ganz besonderes geworden.“ Helmut Grill, Sammler und Galerist

Nackte Frauen verhauen den Chef

Wie etwa dieses Bild: Eine Runde nackter Damen, alle liebevoll-bösartig und höchst individuell gestaltet. Quer über dem Tisch liegt ihr Chef – sie haben ihm die Hosen runtergezogen und versohlen ihm den Hintern mit dem Teppichklopfer. Typisch Ungerer – diese genüsslich zelebrierte Rachsucht. Viele der hier versammelten Künstler sind in erster Linie als politische Zeichner bekannt, das liegt in der Natur der Sache. Umso spannender ist es, sie abseits der Tagesaktualität von Zeitungskarikaturen kennenzulernen.

Der Elefant im Rettungsring

Bekannte Bayern sind vertreten - wie Rudi Hurzlmeier, der Meister der Groteske, oder Franziska Bilek, die Erfinderin von Herrn Hirnbeiß. Aber auch „Zugezogene“ wie Michael Sowa aus Berlin mit einer so grotesken wie dramatischen Szene: Die Arche Noah im Sturm, aufgewühlte See, fahles Mondlicht. Ein Stück weg von der Arche schaukelt ein großer Elefant in einem viel zu kleinen Rettungsring. Wer darf mit, wer nicht? Hintersinniger als Sowa in diesem fast altmeisterlich anmutenden Gemälde kann man diese brandaktuelle Frage kaum stellen. Eines der stärksten Bilder in der Ausstellung, romantisch, politisch und absurd zugleich - aber auch ein Beispiel dafür, welche Wucht komische Kunst als absolut gleichberechtigte zeitgenössische Kunst entwickeln kann. Höchste Zeit, dass sich die Stadt einen Ruck gibt und endlich einen festen Ort schafft für eine solche Sammlung.