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Burghauser Harfenfrühling

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Keltischer Zauber: Flashmob beim Burghauser Harfenfrühling

100 Harfenspieler waren es zwar nicht ganz, aber doch deutlich über fünfzig, die sich an der Salzach zu einem Open-Air-Event versammelten: Gespielt wurde der altirische, legendäre Brian-Borus-Marsch - und gefachsimpelt wurde auch. Von Peter Jungblut.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Ob der altirische Brian Boru-Marsch wirklich 1000 Jahre alt ist, daran gibt es erhebliche Zweifel. Aber auf der grünen Insel werden sentimentale Legenden hoch geschätzt, und so hat sich die Mär gehalten, dass der Marsch beim Tod des gleichnamigen ersten Hochkönigs der grünen Insel am Karfreitag des Jahres 1014 drei Tage lang gespielt wurde. So viel Ausdauer hatten die Harfen-Spieler in Burghausen zwar nicht, aber immerhin fünf Mal hintereinander erklang der Brian Boru-Marsch beim „Flashmob“ im Rahmen des „Harfenfrühlings“, mit stetig wachsender Geschwindigkeit. Etwa 70 Harfenistinnen und auch ein paar Harfenisten hatten sich dazu am Samstagnachmittag unter freiem Himmel versammelt, was diesmal ausnahmsweise kein Risiko war: Das Wetter war geradezu hochsommerlich.

Sogar Biker bremsten für die Harfen

Erstaunlich: Musiker, die erst vor ein paar Tagen überhaupt erstmals mit einer Harfe konfrontiert waren, zupften bereits unerschrocken mit – und zwar ohne „negativ“ aufzufallen. Der Brian Borus-Marsch scheint also unverwüstlich. Klar, dass auch ganz junge Spielerinnen schon ihren Spaß hatten. Andere, wesentlich ältere freilich, seufzten hinterher vernehmlich über das „schnelle Tempo“, bei dem nicht jeder mithalten konnte. So mancher nahm ein paar Takte Auszeit und reihte sich unauffällig wieder ein, was wohl selbst im alten Irland vorgekommen sein dürfte. Keltische Atmosphäre kam jedenfalls auf, und sogar Motorradfahrer auf dem rasanten Weg durch Burghausen bremsten für dieses Event - vielleicht das schönste Lob für die Veranstalter.

Bretonische Tanzmusik

Beim „Harfenfrühling“, der schon zum vierten Mal stattfindet, treffen sich die Fans des Instruments zum Fachsimpeln, zu Workshops und informieren sich in einer Ausstellung über Neuheiten oder lassen ihr Instrument neu justieren. Der Andrang war erstaunlich, und der 43-jährige spanische Virtuose Vicente La Camera Mariño beeindruckte das Publikum mit traditioneller bretonischer Tanzmusik, was zur mittelalterlichen Kulisse von Burghausen, wo die längste Burg der Welt steht, hervorragend passte. Mariño ist ein ausgewiesener Kenner der der gälisch inspirierten Musik, von Irland über Schottland bis zum Baskenland.

Melancholische Atmosphäre

Die zwei Solistinnen Floraleda Sacchi (Harfe) und Linda Hedlund (Violine) präsentierten in der Aula des traditionsreichen Kurfürst-Maximilian-Gymnasiums ein Tango-Konzert mit Werken der argentinischen Klassiker Astor Piazolla und Carlos Gardel. Übrigens sind in Burghausen an diesem Wochenende auch jede Menge anderer historischer Folklore-Instrumente zu sehen, etwa Dudelsäcke und Drehleiern, die ähnlich melancholische Atmosphäre verbreiten wie Harfen. Der irische Hochkönig hätte sich somit zweifellos sehr wohl gefühlt an der Salzach.