Superbeklemmend und völlig abgedreht geht es los. Die Installation gleich im Eingang heißt: "Reichspark". Und stellt Deutschlands ersten historischen Themenpark vor. Und da geht es um nichts anderes als um Deutschland zwischen 1933-45.
"Zweimal am Tag startet und endet in Alt-Berlin die beeindruckende Fackelparade des Reichstags. Über 500 Darsteller in historischen Paradeuniformen – Wehrmacht, Sturmabteilung und Schutzstaffel – vermitteln den Besuchern einen Eindruck von der Wirkungsmacht nationalsozialistischer Massenveranstaltungen". Reichspark-Installation
Der NS-Themenpark als Geisterbahn
"Wäre ein Nazi Disney Land in Ostdeutschland möglich?" fragt der künstlerische Direktor des NRW-Forums Düsseldorf, Alain Bieber. "Und diese gesamte Frage ist eben komplett durchgespielt, dass die einen Messestand hatten auf einer Tourismusmesse, dass es einen Vertreter gab, der das thematisiert hat, in verschiedensten Ideen, wie zum Beispiel auch Feuer-Bunker-Ride, mit kleinen Themenrestaurants und Wolfschanze – alles kommt vor."
Der NS-Themenpark als Geisterbahn: Man setzt sich in einen Wagen wie bei der Achterbahn, stülpt die 3-D-Brille übers Gesicht und schon geht’s los: Fackel-Paraden am Reichstag, Hitler und Blondie auf der Wolfsschanze, Russlandfeldzug, Folterszenen, Zerbombung Deutschlands, Führerbunker. Und man selber mitten drin, zwischen heulenden Stukkas und fanatisierten Massen. Das ist völlig durchgeknallt, aber das Lachen bleibt einem im Hals stecken.
"Und es geht bei ihm, generell in dieser Ausstellung, um das Aufkommen dieses neuen hässlichen Deutschlands. Deshalb auch der Titel 'Deutschland' mit Rechtschreibfehler, deshalb die verschiedenen Zitate, ob’s jetzt AfD, Wutbürger oder irgend was anderes ist". Alain Bieber
Böhmermann zielt auf Partizipation ab
Gegen diese Reichspark-Geisterbahn fallen die anderen Installationen zurück. Da gibt es einen Hasskeksautomaten – Persiflage der chinesischen Glückskekse. Das ist zwar witzig, aber dann doch ein bisschen zu harmlos. Der sogenannte "Rechtsfreie Raum" stellt die Auseinandersetzungen um Böhmermanns Schmähgedicht auf Erdogan dar. Ein Museumsraum, umbenannt in "Rechtsfreier Raum", das ist zunächst ein schöner Kalauer, aber alles gerät dann schnell zur Selbstglorifizierung.
Erlebnispark Böhmermann - verpufft ein bisschen zu schnell, um als nachhaltige politische Kunst durchzugehen. Einen Versuch war’s wert. Erfrischend ist es auf jeden Fall. Mir ist das Neo Magazin Royal lieber. Denn es geht schnell vorbei. Und das macht die gezeigten Gags einfach viel kostbarer.