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Formen und Farben

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Bequem muss es nicht sein: Künstler-Möbel in Nürnberg

Schräge Sitzmöbel aus Pappe, Holz oder Pony-Fell: Im Neuen Museum Nürnberg sind Tische, Stühle, Sessel und Sofas von prominenten Architekten wie Egon Eiermann, Zaha Hadid und Frank O. Gehry zu sehen. Design für die virtuelle Welt. Von Thomas Senne

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Die Baumeister unserer Tage einmal anders. Nicht mit Plänen oder Modellen für große Häuser und urbane Viertel glänzen namhafte Architekten wie Zaha Hadid, Frank O. Gehry oder Egon Eiermann in Nürnberg, hier stehen sie als Trendsetter für das Interieur im Mittelpunkt. Sessel, Stühle oder Sofas sind zu sehen, markant auf Podesten in Szene gesetzt.

Architektenmöbel sind vor allen Dingen – ja, man könnte sagen - destillierte Konzentrate von den Architekturen, die eben auch im kleinen existieren. Wir haben viele Architekten, die sich lange Zeit nicht verwirklichen konnten in der Architektur. Und so sind diese Architektenmöbel eben - man könnte fast sagen – Entwürfe, Gestaltungen kleiner Architekturen, die sich eben als Objekte realisieren und nicht als große Gebäude. - Eva Kraus, Direktorin des Neuen Museums

Oft sind es durchaus schräge Objekte, die als Wohnskulpturen in der interessanten Schau um Aufmerksamkeit buhlen. Etwa wenn der Italiener Alessandro Mendini sein unregelmäßig geformtes Sofa „Kindissi“ zeigt. Werke, wie dieses 1978 gefertigte Produkt aus bunt bemalten Holzteilen und grellblauem Bezug prägen die Ausstellung, die immer wieder auch an die Bauten der Architekten erinnert.

"Little Beaver" - Ein Sessel von Gehry

An den Wänden werden Architektur-Fotos präsentiert. Daher ist es jederzeit möglich, die Möbel und Bauten der Künstler direkt zu vergleichen. Sehr bekannt ist Frank Gehry beispielsweise für seinen dekonstruktivistischen Stil, der mit freien, asymmetrischen und "schrägen" Formen experimentiert. Und sein berühmter Sessel ‚Little Beaver‘ hat eine ganz ähnliche Anmutung. Er besteht allerdings nicht aus Holz, Polsterstoff oder gar Plastik, sondern aus - Pappe. Die zugeschnittenen und zusammengeklebten Kartonteile bilden einen Fauteuil, bei dem Funktionalität nicht das Entscheidende ist, meint Eva Kraus. 

Die Funktionalität ist bei den Dekonstruktivisten ja immer ein bisschen im Hintergrund. Es geht mehr um einen Ausdruck zu finden für eine Geisteshaltung, für eine Art des Aufbruchs. Die Dekonstruktivisten sind bekannt dafür, dass sie ihren Möbeln eben so eine Art von Statement einverleiben, dass sie Manifeste sind, dass sie Bewegung verinnerlichen, dass sie eine Explosion darstellen und dass es viel wichtiger und meistens eben auch sehr viel sichtbarer ist, dass man ein Möbel benutzen und besetzen darf. - Eva Kraus, Direktorin des Neuen Museums

Couch mit rosa Pony-Fell

Die vor zwei Jahren verstorbene Architektin Zaha Hadid, bekannt für ihre Bauten voller Schwung und Eleganz, wie etwa die Bergisel-Schanze von Innsbruck, hat außer ihren spektakulären Gebäuden auch Schuhe entworfen, Schmuck und – ebenfalls Möbel. Im Neuen Museum ist die Pritzker-Preisträgerin mit „Moraine“ vertreten, einem rund vier Meter langen, couchähnlichen Objekt. Überzogen mit einem pinkfarbenen Pony-Fell lädt es zum Ausruhen ein. Was natürlich ebenso untersagt ist, wie die Nutzung des gerasterten „Quaderna“-Schreibtisches. Entworfen hat ihn um 1970 das in Florenz gegründete Kreativteam „Superstudio“, prominenter Vertreter des „Radical Design“. 

Im Nachhinein weiß man natürlich, dass das so ein bisschen die virtuelle Welt auch vorwegnimmt, die Vorstellung, alles ist clean, alles ist geordnet. Alles hat sozusagen seinen Raster. Das war ganz wichtig und spiegelt sich auch wiederum im Schreibtisch, den wir hier sehen wieder: ein sehr kubischer Schreibtisch, der vor allen Dingen weiß gehalten ist in einer Kachelstruktur und dann eben diese schwarzen Linien aufweist, die immer wieder bei Superstudio vorkommen.- Eva Kraus, Direktorin des Neuen Museums

Die Ausstellung umfasst Konzepte der Architektur- und Designgeschichte aus den letzten 50 Jahren: gebaute Möbelmanifeste für eine moderne Wohnkultur.