Notfalllisten, was man an Lebensmitteln zu Hause haben soll, gibt es. Die wenigsten aber haben zig Liter Mineralwasser, kiloweise Nudeln, Reis oder Brot oder Gemüse in Dosen auf Vorrat zu Hause. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat im vergangenen Jahr eine Liste erstellt für die Bevorratung. Die ist Privatsache. Aber was ist dann mit Straßenlaternen, Einkaufen oder Tanken? Die ganze Daseinsvorsorge liegt bei einem flächendeckenden Blackout brach. Sind die Kommunen gewappnet? Kaum sagen einige Führungskräfte der Oberpfälzer Feuerwehren.
"Das geht bei der Notstromversorgung los, es geht bei der Daseinsvorsorge weiter, also mit der Wasserversorgung und der Abwasserversorgung, Kommunikation, Information, diese ganzen großen Themen werden eine Rolle spielen müssen in der Zukunft . Auch in der Beschaffung von bestimmten Gerätschaften in der Notstandsversorgung, um da besser gewappnet zu sein." Fredi Weiß, Bezirkschef der Oberpfälzer Feuerwehren
Wie lange hält der Notstrom?
Beispiel: Eine 5.000 Einwohner-Kleinstadt – der Strom ist weg. Eine Notstromversorgung muss her, um die nötigsten Dinge wie medizinische Einrichtungen, ein Gefängnis vielleicht oder auch die Lebensmittelversorgung, Abwasser und vieles mehr aufrecht zu erhalten. – da wird erstmal die Feuerwehr alarmiert. Aber Sirenen sind nun mal auf Strom angewiesen und das Telefonieren genauso. Die Integrierten Leitstellen kommen aber nur bis zu zwei Tage mit ihrer eigenen Notstromversorgung aus, dann könnte der Kontakt nach außen zur Koordination schnell abbrechen, sagt ein Insider.
Was ist zu tun?
In der Kommune selbst muss ein Krisenstab tagen, aber wo und wer sitzt da drin. Auch für den Krisenstab muss ein Notstromaggregat her. Das muss aber auch angeschlossen werden können. Die neuen Feuerwehrhäuser haben bereits alle eine entsprechende Einspeisevorrichtung. Aber die älteren müssen umgerüstet werden. Wichtiger Punkt: Wie informieren die Einsatzkräfte die Bürger, wenn kein Radio mehr geht? Und dann das nächste Problem: Notstromaggregate laufen mit fossilen Brennstoffen. Und wo bekommen die Feuerwehren dann Diesel oder Benzin her?
"Ich bin überzeugt, dass die wenigsten Tankstellen notstromversorgt sind." Fredi Weiß, Bezirkschef der Oberpfälzer Feuerwehren
Politik muss tätig werden
Fredi Weiß will kein Horrorszenario erzeugen, ganz im Gegenteil: Er will langsam sensibilisieren, was zu neuen Herausforderungen für die Feuerwehren werden könnte. Die Einsatzkräfte wie BRK oder THW sind gut gerüstet, sie müssen immer und jederzeit von größeren Schadensereignissen ausgehen. Die Feuerwehren und damit auch die Kommunen müssen langsam nachziehen.
"Da muss sowohl vonseiten der verantwortlichen politischen Behörden was passieren, vielleicht gibt’s da neue Förderprogramme, die Kommunen vor Ort müssen darüber nachdenken, die Rettungsdiensteinheiten sind schon gut aufgestellt, weil sie immer an ein gewissen Szenario denken, aber selbst da kann man im Bereich Stromausfall mehr machen." Fredi Weiß, Bezirkschef der Oberpfälzer Feuerwehren
Alle Details durchplanen
Deshalb will die Führungsebene der Feuerwehren jetzt erstmal Erhebungen machen und den jeweiligen Ist-Stand heraus finden: Welche Probleme treten in den jeweiligen Gemeinden auf? Was ist da an Notstromaggregaten in jeder Gemeinde? Wie sind die Feuerwehren ausgerüstet? Wie viele Aggregate bräuchte man für die jeweilige Einwohnerstruktur?
"In der Landwirtschaft braucht ein Milchviehbetrieb abends unbedingt Strom zum Melken und dem ist natürlich schon mit einer kleineren Einheit geholfen. Aber insgesamt braucht man natürlich viele Einheiten und das muss man strukturell angehen, damit man die Einheiten auch dorthin verschieben kann, wo sie gebraucht werden." Fredi Weiß, Bezirkschef der Oberpfälzer Feuerwehren
Aus den Erhebungen soll eine Art Leitfaden oder eine Handreichung entstehen für die Kommunen, die sich dann an die Arbeit machen sollten. Das muss nicht sofort sein in den nächsten Wochen sagt Fredi Weiß. Dennoch:
"Es kann halt einfach sein, dass doch mehr passiert, als wir es in der Vergangenheit erlebt haben. Die Frage ist nur: Wann kommt der Tag, oder die Woche oder der Monat, wo das über einen längeren Zeitraum passiert und auf einer größeren Fläche." Fredi Weiß, Bezirkschef der Oberpfälzer Feuerwehren