Das Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol (Aufnahme vom 22.4.22)
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Russland kündigt Feuerpause am Stahlwerk in Mariupol an

Moskau hat rund um das ukrainische Stahlwerk Asovstal eine Feuerpause angekündigt. Russische Truppen würden die Evakuierung von Zivilisten ermöglichen. Kiew hingegen sagt, dass es keine Einigung über Fluchtkorridore aus dem belagerten Stahlwerk gebe.

Russland hat wegen der in einem Stahlwerk der Hafenstadt Mariupol eingeschlossenen Zivilisten eine neue Feuerpause und einen Fluchtkorridor angekündigt. Über diesen sollen die Zivilisten die Industriezone verlassen können. Die ukrainische Regierung hatte Russland aufgefordert, die Flucht der Frauen und Kinder aus den Bunkeranlagen des Stahlwerks sicherzustellen.

Kiew: Etwa 1.000 Zivilisten in Stahlwerk Asovstal

Nach Angaben aus Kiew sollen sich rund 1.000 Zivilisten in dem Stahlwerk aufhalten. Dazu wurden in den vergangenen Tagen auch Videos veröffentlicht, auf denen Kinder und Frauen zu sehen sind. Die ukrainischen Kämpfer, die sich in dem Werk verschanzt haben, fordern, alles für die Sicherheit der Menschen zu tun.

Nach russischen Angaben halten sich in dem Stahlwerk Azovstal noch rund 2.500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner auf. Russland hat sie aufgefordert, sich zu ergeben. Das hatten die Verteidiger von Mariupol abgelehnt. Am Sonntag hatte Kiew allerdings Moskau Verhandlungen angeboten – über einen Austausch der Militärs.

Moskau: Flucht der Menschen aus Stahlwerk ermöglichen

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte nun mit, dass die russischen Truppen sich in sichere Entfernung zurückziehen und die Flucht der Menschen aus dem Stahlwerk in eine von ihnen gewählte Richtung ermöglichen werden. Die Zivilisten würden "in jede von ihnen gewählte Richtung" gebracht. Die ukrainische Seite solle ihre "Bereitschaft" zur Feuerpause "durch das Hissen weißer Flaggen" auf dem Gelände des Stahlwerks deutlich machen, fügte das Ministerium hinzu.

Die Regierung in Kiew hatte zuvor beklagt, dass Russland eine Flucht der Menschen auf das von der Ukraine kontrollierte Territorium verhindern würde. Die Menschen sollten demnach nur nach Russland oder in die von prorussischen Separatisten eingenommenen Gebiete fliehen dürfen.

Ukraine warnt vor einseitig angekündigtem Fluchtkorridor

Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk erklärt, dass es keine Vereinbarung über einen Fluchtkorridor aus dem Stahlwerk Asovstal in Mariupol gebe. "Es ist wichtig zu begreifen, dass ein humanitärer Korridor erst nach einem Abkommen beider Seiten geöffnet wird", erklärt sie über den Kurznachrichtendienst Telegram. Ein einseitig angekündigter Fluchtkorridor sei unsicher.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA will Russland mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres Themen rund um die ukrainische Hafenstadt Mariupol und das dort belagerte Stahlwerk Asowstal besprechen. Guterres wird diese Woche zu Gesprächen mit Präsident Wladimir Putin in Russland erwartet. Anschließend soll er nach UN-Angaben in die Ukraine weiter reisen, um deren Präsidenten Wolodomyr Selenskyj zu treffen.

In der vergangenen Woche hatte Russland erklärt, die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer stehe vollständig unter russischer Kontrolle - mit Ausnahme des Stahlwerks. Der russische Präsident Putin hatte am Donnerstag angeordnet, das Werk weiter zu belagern - so engmaschig, dass "keine Fliege mehr herauskann".

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Ukraine: Beschuss von Bahnnetz in Mitte und Westen des Landes

Die russischen Streitkräfte haben am Montag nach ukrainischen Angaben das Eisenbahnnetz des Landes beschossen. Der Gouverneur der Region Lwiw, Maksym Kosyzkyj, teilte mit, eine russische Rakete habe am Morgen eine Bahneinrichtung in Krasne, 40 Kilometer östlich von Lwiw, getroffen und ein Feuer ausgelöst.

Der Chef der staatlichen ukrainischen Bahn, Oleksandr Kamyschin, sagte, fünf Einrichtungen der Bahn seien in der Mitte und dem Westen des Landes von russischen Geschossen getroffen worden. Bei mindestens 16 Zugverbindungen habe es deswegen Verspätungen gegeben. Angaben über Schäden gab es zunächst nicht.

ARD-Korrespondent Oliver Mayer
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ARD-Korrespondent Oliver Mayer

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