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Torte mit der Aufschrift "Heimatministerium"

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Münchner Runde: Politik auf Heimatkurs

Die Volksparteien geraten unter Druck - und entdecken die Heimat. Wie wichtig Heimat ist, darüber haben Dorothee Bär (CSU), Margarete Bause (Die Grünen), Thomas Oppermann (SPD), und Christoph Schwennicke vom "Cicero" diskutiert.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Die Volksparteien versuchen durch einen Heimatkurs, die Wähler zurück zu gewinnen. Aber wie ist der Begriff Heimat definiert? Ist das alles nur Gefühlsduselei oder nur der verzweifelte Versuch die Wähler wieder an sich zu binden?

Heimatpolitik - eine Reaktion auf die Bundestagswahl?

Christoph Schwennicke, Chefredakteur "Cicero":

"Auf den Begriff Heimat hat niemand ein Monopol, jeder kann diesen Begriff für sich in Anspruch nehmen und kann ihn auch mit Inhalt füllen. Das Heimatgefühl ist erst einmal ein emotionales, bekommt mit dem Heimatministerium aber eine knallharte politische Komponente." (BR, Münchner Runde, 21.02.2018)

Wo ist Heimat?

Margarete Bause, Bundestagsabgeordnete der Grünen:

"Heimat ist da, wo es mir nicht egal ist, was um mich herum passiert. Wo ich gestalten kann, wo ich Verantwortung übernehmen kann, wo ich mir Heimat schaffen kann. (…) Und es gibt mehrere Orte, wo ich Heimatgefühle entwickle." (BR, Münchner Runde, 21.02.2018)

Was ist Heimat?

Thomas Oppermann sagt, der Begriff Heimat sollte nicht verteufelt werden, weil jeder eine Heimat hat, oder eine Heimat haben sollte oder eine Heimat haben möchte – ein ganz tief sitzender Wunsch bei den Menschen.

"Dass Heimat dann gleich Leitkultur werden soll, sehe ich nicht. Der Begriff ist ja noch unbestimmter. Ein Wir-Gefühl ja natürlich, wenn die deutsche Nationalmannschaft in Russland um den Weltmeistertitel spielt, dann stehen wir alle hinter dieser Nationalmannschaft. Obwohl ich Fan von Borussia Dortmund bin, sage ich, wenn es FC Bayern in Championsleague Finale schafft. Dann stehen wir alle hinter dem FC Bayern. Da ist ein Wir-Gefühl ganz selbstverständlich. Wir sind ansonsten ein Land, eine Gesellschaft, zu der alle dazugehören." (BR, Münchner Runde, 21.02.2018)

Oppermann stellt dann noch die Begriffe Heimat und Nationalismus gegenüber:

"Ich will mal einen anderen Begriff einführen, in der Abgrenzung zur Heimat. Das ist die Nation oder der Nationalismus. Ich glaube, dass Heimat und Nationalismus nichts miteinander zu tun haben. Das hat Johannes Rau mal sehr schön herausgearbeitet. Er hat mal gesagt, ein Nationalist oder ein Patriot, das ist der, der sein Vaterland liebt und wir würden heute sagen, auch seine Muttersprache liebt. Ein Nationalist, das sind diejenigen, die die Vaterländer der anderen hassen oder verachten. Und das ist großer Unterschied." (BR, Münchner Runde, 21.02.2018)

Und was bewegt die Menschen in ihrer Heimat?

Dorothee Bär, stellv. CSU-Parteivorsitzende:

"In meinem Bundestagswahlkampf war zum Beispiel das Flüchtlingsthema überhaupt nicht das beherrschende Thema. Mich haben wesentlich mehr Menschen an den Infoständen, jeden Tag an dem wir unterwegs waren, auf das Thema Rente angesprochen. (..) Ich habe das Gefühl, dass man sich von der Politik mehr gesunden Menschenverstand erwartet bei den Themen, die jeden einzelnen draußen bewegen." (BR, Münchner Runde, 21.02.2018)

Das Fazit – der Begriff Heimat wird ganz unterschiedlich interpretiert – aber die Frage bleibt: Wird die Schwäche der Volksparteien die politische Landschaft verändern?