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Chefankläger des Jugoslawien-Tribunals zieht Bilanz

Auch rund 25 Jahre nach dem Krieg in Jugoslawien sind die Wunden nach Ansicht des scheidenden Chefanklägers noch nicht verheilt. "Mit der Schließung des Tribunals geht nur ein Kapitel zu Ende", sagte Serge Brammertz in der radioWelt auf Bayern 2.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt.

Am morgigen Mittwoch fällt das UN-Tribunal mit dem Berufungsverfahren gegen Jadranko Prlic und fünf weitere ehemalige hohe Offiziere der bosnisch-kroatischen Armee sein letztes Urteil. Trotzdem müsse die Arbeit weitergehen, so Brammertz. Alleine in Bosnien gebe es noch 3000 Verfahren, die geführt werden müssten. "Ein Kapitel geht zu Ende, aber die Strafverfolgung wird noch viele Jahre weitergehen."

Auch rund ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Krieges in Jugoslawien sind die Wunden nach Ansicht des scheidenden Chefanklägers noch nicht verheilt. "Ich würde das gerne mit Ja beantworten, aber bedauerlicherweise ist das nicht der Fall." Serge Brammertz

Nach Ansicht Brammers ist die Situation in den letzten Jahren wieder schlimmer geworden. So sei ein verurteilter serbischer General, der für ethnische Säuberungen im Kosovo verurteilt wurde, nach Verbüßung seiner Haftstrafe mit allen Ehren in einer serbischen Militärakademie empfangen worden.

"Die Art und Weise, wie verurteilte Kriegsverbrecher als Helden betrachtet werden, ist eine sehr, sehr bedauerliche Entwicklung, die wir in Serbien sehen, aber auch in den anderen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens." Serge Brammertz

Brammertz bleibt auch nach dem Ende des UN-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien als Chefankläger in Den Haag. Und zwar bei dem sogenannten Mechanismus für internationale Straftribunale (MICT), das noch die laufenden Berufungsverfahren abschließen soll.