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Bianca und Jürgen Hinterberger haben in Friesenried im Ostallgäu eine Metzgerei mitsamt Wirtschaft übernommen.

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Gegen den Trend: Friesenried hat eine neue Metzgerei

Bäcker und Metzger gehören zum Klischee einer echten Dorfidylle. Doch in vielen Orten haben sie längst dicht gemacht. Auch im 1.500-Einwohner-Ort Friesenried im Ostallgäu machte der letzte Metzger zu – jetzt aber gibt es einen Nachfolger.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben.

Im Mai machte Friesenrieds letzter Metzger zu – 21 Jahre lang war der am Ort gewesen. Die Wirtschaft an der Metzgerei stand schon seit knapp zwei Jahren leer. Bianca und Jürgen Hinterberger haben die Metzgerei und die Wirtschaft jetzt wiederbelebt. Nach Friesenried hat die beiden der Zufall geführt:

"Wir haben gut eineinhalb Jahre gesucht. Ich hab' mich wahnsinnig ins Haus verliebt und mein Mann war glücklich, dass es eine H-Mannschaft gibt, also eine Fußballmannschaft für Altherren, und mittlerweile sind wir wahnsinnig froh, weil es für uns das tollste Dorf der Welt ist. Alle haben mitgeholfen und langen mit hin. Es ist eine wahnsinnige Hilfsbereitschaft, so was hab ich noch nie erlebt." Bianca Hinterberger

Die Friesenrieder sind froh, wieder einen Metzger samt Wirtschaft vor der Haustür zu haben. Und das Geschäft der Familie Hintersberger läuft. Geschenkt wird den beiden aber nichts:

"Ich bin normalerweise in der Küche, als Küchenchefin, und mein Mann ist im Service und dann haben wir noch eine Zuständige für die Metzgerei, aber um 3 Uhr in der Früh muss ich aufstehen und das Fleisch herrichten. Dann in die normale Küche, dann machen wir noch Schulverpflegung und dann noch Catering und dann in der Wirtschaft bis in der Nacht um 11 und dann kurz schlafen und wieder aufstehen. Und das ist glaub ich der Hauptgrund heutzutage, dass keiner mehr Lust hat auf so viel Arbeit, also kein Mensch kauft sich mehr so viel Arbeit." Bianca Hinterberger

Dazu kämen dann auch noch die strengen Auflagen der Behörden, die laufend mit Ausgaben verbunden seien , sagt Bianca Hinterberger. Sie kenne viele, die ihren Laden schließen, weil sie sich die Umbauten nicht mehr leisten könnten. Trotzdem wagten die Hinterbergers den Sprung.

"Die Leute sind sehr dankbar, die freuen sich, dass es wieder was gibt. Es gehört einfach eine Kirche, ein Wirtshaus, eine Metzgerei und ein Bäcker in jedes Dorf. Und es ist schade, dass es nicht mehr so ist." Jürgen Hinterberger

Die Friesenrieder - und nicht nur die - wissen die Metzgerei jedenfalls zu schätzen: Wir sind doch froh, wenn wir so kleine Läden haben, sagt eine ältere Dame. Da wisse man, wo das Fleisch herkomme, sagt eine andere. Eine Frau aus dem gut fünf Kilometer entfernten Ebersbach sagt, bei ihr im Ort gebe es gar nichts mehr, keinen Metzger, keine Wirtschaft, keinen Laden. Deshalb sei sie froh über die Metzgerei in Friesenried.