Kocherlball am Chinesischen Turm 2018.
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Kocherlball am Chinesischen Turm 2018.

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Tanz der 11.000 beim Kocherlball am Münchner Chinaturm

Mit Dirndl und Zwiefachem ins Morgenrot: Beim Chinesischen Turm in München haben sich heute wieder rund 11.000 Frühaufsteher getroffen. Sie haben beim traditionellen Kocherlball in den Sonntagmorgen getanzt. Von Angela Braun und Anton Rauch

Etwa 11 000 Frühaufsteher sind im Englischen Garten in München unter freiem Himmel in den Tag getanzt. Die Besucher, fast durchweg in Tracht, wirbelten beim traditionellen Kocherlball bei Landler, Zwiefachem, Polka und Walzer auf der Tanzfläche rund um den Chinesischen Turm. Vor allem junge Teilnehmer begeistern sich für den Kocherlball. Auch Prominente lassen sich blicken.

Am Chinesischen Turm mit Brotzeit und frühem Bier zum Kocherlball

Nach einem teils verregneten Ball im vergangenen Jahr herrschte schon frühmorgens reger Andrang. Bereits um 2.00 Uhr waren laut Organisatoren an die tausend Gäste da. Bei Kerzenlicht, mitgebrachter Brotzeit, Kaffee und teils auch schon bei Bier warteten sie auf den Beginn des Tanzes um 6.00 Uhr.

"Äff-Tam-Tam" - und der Tanzmeister zeigt, wie's geht

Damit auch Ungeübte und Zugereiste mitmachen konnten, zeigten die Tanzmeister Katharina Mayer und Magnus Kaindl auf der Bühne die Schritte der für manchen eher fremden bayerischen Volkstänze. Der "Niederbayerische Musikantenstammtisch" und die Formation “Äff-Tamm-Tam“ aus dem Bayerischen Wald spielten Polka, Zwiefache, Landler und Walzer.

Dieses Jahr waren nicht nur Dirndl und Lederhose waren am Sonntag zu sehen, sondern auch alte städtische Gewänder, etwa die Altberliner Tracht: Die Dame mit weißem Sonnenschirm, der Herr mit Zylinder und Gamaschen. Manche kamen auch im Gewand der früheren Kocherl, mit Schürzen und Hauben.

Kocherlball: Tradition aus dem 19. Jahrhundert, von der Stadt wiederbelebt

Ende des 19. Jahrhundert traf sich das Hauspersonal am Chinesischen Turm zum Tanz: Köchinnen – daher der Name Kocherl - Gärtner, Kindermädchen und Laufburschen tanzten jeden Sonntagmorgen bis 10 Uhr. Dann mussten sie zurück zum Dienst, weil die "Herrschaft" dann aus der Kirche kam. 

Um einem Sittenverfall zu begegnen, verbot die Obrigkeit die Bälle Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum 200. Geburtstag des Englischen Gartens 1989 belebte die Stadt München den Brauch wieder. Der Ball findet seitdem meist am dritten Sonntag im Juli statt.