Der 24. Dezember fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Deswegen dürfen Blumenläden, Christbaumverkäufer und Supermärkte ausnahmsweise öffnen – für maximal drei Stunden, und spätestens um 14 Uhr muss Schluss sein. Eine Sonderregelung, die auf Widerspruch stößt:
"Wenn irgendwo ein Schaden entstehen würde oder eine Not wäre, dann stimmen wir Sonntags- und Feiertagsarbeit zu. Aber wo ist hier die Not bitte, wenn am Heiligabend auch noch eingekauft werden soll, wenn‘s ein Sonntag ist?" Erwin Helmer, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Augsburg
Aldi und Rewe machen nicht mit
Mehrere Geschäfte haben schon angekündigt, dass sie am 24. Dezember nicht öffnen wollen – zum Beispiel die Einzelhändler im oberpfälzischen Cham. Und auch große Supermarktketten wie Rewe und Aldi werden am Heiligen Abend geschlossen bleiben.
Initiative mit sperrigem Namen
So oder so: Der 24. Dezember ist eine Ausnahme. Michael Piazolo, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, will grundsätzlich ran an das Thema Ladenöffnungszeiten. Und zwar mit der Initiative "Verein zur maßvollen Ausweitung der Ladenöffnungszeiten in Bayern". Der sperrige Name ist Programm.
"Das worum es wesentlich geht, ist die Ausweitung um zwei Stunden in den Abendstunden werktags bis 22 Uhr, eine freiwillige Ladenöffnung. Es geht uns natürlich auch darum, dass die Verbraucher die Möglichkeit haben, länger einzukaufen. Und nicht zuletzt geht’s uns auch um die Belebung der Innenstädte, die häufig auch nach 20 Uhr in Bayern etwas ausgestorben wirken." Michael Piazolo, MdL Freie Wähler
Bisher nur wenige Unterstützer
Piazolos Initiative ist noch jung und auch überschaubar: Etwa ein Dutzend Aktive sind dabei, Verbraucher und Inhaber von kleinen Ladengeschäften zum Beispiel. Die Initiative versucht jetzt, parteiübergreifend breitere Unterstützung zu bekommen. Ein Gesetzentwurf ist auch schon in Arbeit.
Die Möglichkeit, auch mal bis 22 Uhr zu öffnen, würde Frank Troch auch gefallen. Der Geschäftsführer des Münchner Modehauses Hirmer wünscht sich die Freiheit, bei Veranstaltungen für Stammkunden auch mal bis 22 Uhr verkaufen zu dürfen. Und er wünscht sich etwas, was Piazolos Initiative ablehnt: Verkaufsoffene Sonntage.
"Wenn ich sonntags durch München lauf' und ich sehe die Mengen an Menschen, die durch die Fußgängerzone gehen, aber es findet kein Leben statt im Sinne der Öffnung, dann ist das sehr betrüblich. Ich glaube schon, dass es an der Zeit ist, darüber zu diskutieren. Vier bis sechs Sonntage im Jahr sollte man eine Stadt öffnen." Frank Troch, Geschäftsführer Modehaus Hirmer
Schon jetzt zuviel?
Klarer Widerspruch von der KAB: Erwin Helmer beklagt, dass es sowieso schon so viele verkaufsoffene Sonntage in den einzelnen Kommunen gibt. In Bayern sind zusammengenommen pro Jahr mehr als 2.000. Die KAB kämpft darum, sie zu reduzieren:
"Wir argumentieren nicht nur vom Religiösen her, es geht auch darum: Der Sonntag ist eigentlich der gesündeste Tag der Woche. Wenn Sie am Mittwoch frei haben, haben sie nicht die Qualität eines freien Tages. Sie haben viel Lärm und die Kinder sind in der Schule und viel Hektik. Der Sonntag als gemeinsamer freier Tag ist ein sehr gesunder Tag, ein sehr sozialer Tag und ein Kulturtag." Erwin Helmer, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Augsburg
Was sagen die Konsumenten?
Am Sonntag arbeiten wollen vermutlich tatsächlich die wenigsten – aber ein bisschen bummeln durch die Innenstadt?
"Ich sage immer, ich mag keine Sonntage, weil nix offen ist. Aber das ist doof für die Leute, die arbeiten müssen, also vielleicht einmal im Monat. - Ich finde gut, wenn mal einen Tag nix los ist, wenn man in die Stadt gehen kann und es ist nicht so ein Trubel, es ist eh viel zu voll. - Ich brauche Sonntag auch nicht, ich kann auch am Montag einkaufen gehen." Stimmen einer Straßenumfrage
Oder online shoppen: Der Sonntag ist schließlich der umsatzstärkste Tag im Internet-Handel.