Arbeiter bohrt mit Bohrmaschine in der Firma Ortmeier.
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Mitarbeiter der Firma Ortmeier arbeiten jetzt nur noch vier Tage in der Woche.

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Energiesparen mit Vier­ta­ge­wo­che: Firma gibt freitags frei

Die Mitarbeiter der Firma Ortmeier in Langenhaslach müssen nur noch von Montag bis Donnerstag arbeiten. So will die Firma Heizkosten sparen. Die Mitarbeiter sind begeistert.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Funken sprühen in hohem Bogen nach allen Seiten - ein Arbeiter verschweißt Metallteile. Bei dem Unternehmen Ortmeier im Landkreis Günzburg passiert das aber nur noch an vier Tagen in der Woche. Die Beschäftigten dürfen seit kurzem schon am Donnerstagabend ins verlängerte Wochenende. Juniorchef Michael Burghard erklärt, dass sie so teures Gas einsparen wollen.

Viertagewoche verringert Heizkosten

Bisher arbeiteten die Beschäftigten am Freitag nur bis zum Mittag. Bis dahin mussten die Räume allerdings noch einmal voll geheizt werden. Durch die Viertagewoche erhofft man sich bei Ortmeier einen um 15 bis 20 Prozent niedrigeren Verbrauch. Bei dem Maschinen- und Vorrichtungsbauer mit vier Werkhallen bedeutet das am Jahresende eine Ersparnis von mehreren Zehntausend Euro. Dabei nutzt die Firma ohnehin schon die Abwärme ihrer Maschinen.

Die Mitarbeiter arbeiten aber nicht weniger, wie zum Beispiel einst bei der Viertagewoche bei Volkswagen. "Unsere Beschäftigen sind jetzt jeden Tag zehn Stunden im Unternehmen und kommen so auf ihre 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche", sagt Juniorchefin Ramona Burghard. Die Belegschaft durfte selbst darüber abstimmen, ob sie künftig an weniger Tagen pro Woche arbeiten möchte. Die Reaktionen waren überwiegend positiv.

Mitarbeiter sind begeistert

"Ich kann jetzt am Freitag alle Behördengänge erledigen oder hab' kein Terminproblem, wenn ich mal zum Arzt muss", sagt ein Mitarbeiter der Firma. "Man hat lange Arbeitstage, aber drei Tage Wochenende, also frei zu haben, ist schon toll", ergänzt ein anderer. Außerdem sparen sie sich am Freitag den Arbeitsweg und damit auch einen Teil der stark gestiegenen Spritkosten.

Angesichts des Fachkräftemangels bemüht sich auch Ortmeier um attraktive Arbeitsbedingungen. Die Hoffnung: So kann man gutes Personal langfristig ans Unternehmen binden.

Beispiel Großbritannien: Dort testen gerade 70 Firmen im Rahmen einer Universitäts-Studie die Viertagewoche. Ein Zwischenfazit lässt aufhorchen: Obwohl die Arbeitszeit insgesamt verkürzt wurde, blieb die Produktivität der Beschäftigen gleich. Und in Belgien können viele Arbeitnehmer inzwischen frei entscheiden, ob sie ihre Wochenarbeitszeit an vier oder fünf Tagen verrichten wollen.

Arbeitsmodell im Probebetrieb

Ramona und Michael Burghard in Langenhaslach sprechen noch von einer Testphase: "Wir wollen im Frühjahr nochmal mit allen Mitarbeitern sprechen und dann entscheiden, ob wir die Viertagewoche fortsetzen." Völlig verlassen ist die Firma Ortmeier am Freitag übrigens nicht. Die Chefs halten die Stellung, um für ihre Kunden weiterhin erreichbar zu sein.

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