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Horst Seehofer, CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident

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CSU-Chef Seehofer weist Vorwürfe zurück

Wenn CSU-Politiker in Berlin befragt werden, geht es um Jamaika. Aber die CSU und Horst Seehofer sind auch immer Thema. Nun bestreitet der Parteichef, verantwortlich zu sein für die schlechten Umfragewerte der CSU. Was bezweckt er? Von Achim Wendler

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Gerade hat sich Angelika Niebler für Horst Seehofer ins Zeug geworfen. Die stellvertretende CSU-Vorsitzende sagte in einem Interview mit der "Welt", Seehofer verhandele in Berlin "nicht für sich, sondern für die CSU". Deshalb appelliere sie an alle, den Parteichef zu unterstützen.

Das stimmt natürlich, Seehofer verhandelt in Berlin tatsächlich für die CSU. Aber "nicht für sich"? Wirklich kein bisschen? Das kann man bezweifeln. Die Jamaika-Gespräche sind Seehofers politische Lebensversicherung. Solange sie dauern, wird die CSU ihren Hauptdarsteller kaum von der Bühne nehmen. Und je mehr die CSU erreicht, desto größer Seehofers Erfolg. Mal angenommen, die anderen Parteien akzeptieren einen Obergrenzenrichtwert (oder etwas ähnliches) für Flüchtlinge, außerdem die volle Mütterrente und die PKW-Maut, und sie verzichten zugleich auf den Familiennachzug – Seehofer bliebe wohl CSU-Chef auf Lebenszeit.

CSU-Position wird in Berlin geschwächt

Da sich diese Erfolge aber nicht abzeichnen, muss er sich interner Kritiker erwehren, die eigentlich ja schon lange nicht mehr "intern" sind. Schon mehrfach hat Seehofer beklagt, dass alle, die ihn öffentlich infrage stellen, ihn und die CSU bei den Verhandlungen in Berlin schwächten. Jetzt setzt er eins obendrauf: Zu den schlechten Umfragewerten seiner Partei sagt er, "die habe ich nicht zu verantworten". Bemerkenswert für einen Parteichef, zumal einen, der ansonsten Verantwortung nicht scheut.

Seehofer kämpft weiter um seine Rolle als CSU-Chef

Der Satz legt nahe: Seehofer ist nicht bereit, als Geschlagener abzutreten. Er kämpft um seine Rolle als CSU-Chef. Eine Rolle, die man gut in Berlin spielen kann. Vom Amt des bayerischen Ministerpräsidenten dagegen scheint Horst Seehofer sich langsam zu verabschieden. Das zeigt ein anderer Satz, den er heute in Berlin sagte: Erst kämen die Sondierungen. "Dann kommt Bayern."