Der neue Wasserstoffzug von Siemens soll in den kommenden zweieinhalb Jahren bei der Bayerischen Regiobahn (BRB) von Augsburg aus seine Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Die zweiteilige Zug-Garnitur wird mit dem Fahrplanwechsel am 16. Dezember in den Regelbetrieb gehen. Dann können Fahrgäste auf den Strecken nach Peißenberg und Füssen den neuen Zug nutzen.
Akkubetriebener Elektro-Zug
Der Einsatz des Wasserstoff-Zugs ist ein Pilotprojekt: Technisch gesehen ist der Triebwagen ein akkubetriebener Elektro-Zug, erklärt BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann. Der Akku wird im laufenden Betrieb ständig von einer Wasserstoff-Brennstoffzelle nachgeladen.
Einmal täglich soll der Zug mit 170 Kilo Wasserstoff betankt werden und so auf eine Reichweite von 1.000 Kilometern kommen. Der Betrieb mit dem hochexplosiven Gas sei sicher, die Technik ausgereift, versichern Hersteller Siemens und die Deutsche-Bahn-Tochter DB Energie. Die Fahrgäste würden keinen Unterschied zu Fahrten mit Oberleitungs-Elektrozügen feststellen.
Wasserstoff aus Sonnen- und Windstrom
Bei einer Feier im Augsburger BRB-Betriebswerk wurde der Zug von Verkehrsminister Christian Bernreiter auf den Namen "Freistaat Bayern" getauft. Die bayerische Regierung schießt 4,3 Millionen Euro für das Projekt zu. Bernreiter sagte, es gehe in der Testphase bis Mitte 2027 nicht nur um Zuverlässigkeit und Betriebskosten, sondern auch um den Tankvorgang und die Versorgung mit Wasserstoff. Der Wasserstoff werde mit Strom aus Wind- und Solaranlagen hergestellt, versicherte DB-Energie-Chef Florian Reuter. Die DB-Firma stellt am BRB-Betriebswerk im Augsburger Süden die Wasserstoff-Tankstelle.
Bahnmitarbeiter müssen auf neue Technik geschult werden
Der Einsatz der Wasserstoff-Technik im Bahnbetrieb ist ambitioniert: Das Bahnpersonal muss für den Tankvorgang wie auch im Führerstand eigens geschult werden. Das Eisenbahnbundesamt hat dem Augsburger BRB-Zug gerade erst die Zulassung erteilt, nur drei Wochen vor dem geplanten Einsatz im Fahrplanbetrieb.
Wasserstoffzüge sind eine Art "Lückentechnologie": Denn auf der einen Seite gelte das Ziel, den "Diesel-Ausstieg" im Personenverkehr auf der Schiene zu schaffen, so Bernreiter. Auf der anderen Seite sei eine Elektrifizierung mit Oberleitungen nicht auf allen Nebenstrecken sinnvoll.
Hinweis auf Wasserstoffzug im Fahrplan
In ihren Fahrplan will die Bayerische Regiobahn übrigens einen Hinweis einbauen, wann und auf welcher Strecke der Wasserstoffzug zum Einsatz kommt. So können sich Eisenbahn-Fans selbst ein Bild machen, auch wenn die Unterschiede nicht groß sein werden. BRB-Chef Schuchmann sagte, über dem Zug werde gerade an kalten Tagen eine weiße Wasserdampf-Wolke zu sehen sein. Mit einer Dampflok werde Bayerns erster Wasserstoffzug aber wohl kaum verwechselt.
Disclaimer: In einer früheren Version des Artikels schrieben wir zitierend von 2030 als Ziel für den Dieselausstieg. Wir haben die Jahreszahl aus diesem Satz gestrichen. Erklärtes Ziel der Staatsregierung für das Ende des Dieselbetriebs in Bayern ist das Jahr 2040. Die Jahreszahl im ersten Satz des Artikels haben wir entsprechend angepasst. Wir bedanken uns für den Hinweis eines BR24-Users.
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