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Abt Odilo Lechner

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Alt-Abt Odilo Lechner gestorben: Mit weitem Herzen durchs Leben

Dilatato corde – mit weitem Herzen: Seinen Wahlspruch aus der Regel des Heiligen Benedikts trug Abt Odilo Lechner nicht nur auf dem Abtsring. Das Motto hat sein Leben geprägt. Nun ist Altabt Odilo in der Nacht auf heute verstorben.

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1931 im Münchner Stadtviertel Bogenhausen als Hans Helmuth Maria Lechner geboren, wächst Odilo – wie er selber einmal sagte – als "verwöhntes Einzelkind eines Bankbeamten" auf. Bombenalarm und Luftangriffe prägen seine Schulzeit.

"Ich habe 1945 erlebt, wie ein Reich zusammenbricht und wie man sieht, dass Religion etwas Bleibendes ist, dass es auch für den Wiederaufbau einer Gesellschaft viel bedeutet, dass die Menschen eine Orientierung haben." Abt Odilo

Mit 21 Jahren tritt er ins Kloster ein

Nach seinem Abitur im niederbayerischen Kloster Metten studiert Lechner zunächst Philosophie und Theologie. Mit nur 21 Jahren entscheidet er über sein weiteres Leben. Odilo verzichtet auf Ehe und Besitz und tritt in den Benediktinerorden St. Bonifaz in München ein. Kurz darauf der nächste Schritt: Völlig überraschend wird der 33-Jährige zum Abt von St. Bonifaz in München geweiht: Vom Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils umweht, hatten vor allem die jüngeren Benediktiner für ihn gestimmt. Odilo gilt als Reformer, in einer Aufbruchszeit der katholischen Kirche.

Fast 40 Jahre leitet er als Abt St. Bonifaz  und Andechs am Ammersee – zwei sehr unterschiedliche Klöster. Andechs ist mit den großen Besitztümern und der Brauerei sehr weltlich orientiert. Das eher sozial ausgerichtete St. Bonifaz kümmert sich verstärkt um die Obdachlosen im reichen München – mit Ambulanz, Kleider- und Essensausgabe und Aufenthaltsräumen.

"Wirtschaften können um Gebäude zu erhalten, aber auch um kulturell und sozial wirken zu können. Darin habe ich keinen Widerspruch gesehen. Es kommt auf das rechte Maß an." Abt Odilo

Abt Odilo stellte sich den unbequemen Fragen der Zeit

Humorvoll und bescheiden, ein aufgeschlossener Kirchenmann - so wird Odilo von Mitbrüdern beschrieben. Immer dialogbereit stellt sich der Benediktiner auch unbequemen Fragen der Zeit - wieSterbehilfe, Zölibat oder Wiederverheiratung von Geschiedenen. Mit 72 Jahren übergibt Odilo Lechner als dienstältester Benediktinerabt weltweit sein Amt an Nachfolger Johannes Eckert. Seine Klosterzelle in St. Bonifaz tauscht er gegen eine kleinere ein. "Der Altabt soll sich zurückhalten" - setzt er sich selbst zur Regel.

In der Öffentlichkeit steht Odilo bis zuletzt - mit seinen Vorträgen und Büchern über das Pilgern oder die Lehren Benedikts erreicht er viele Menschen - auch außerhalb der Gotteshäuser. Den Münchnern wird er als radelnder Abt im schwarzen Ordensgewand und mit Baskenmütze in Erinnerung bleiben.