Franken - Heimat


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Grund für das Seenland Wasser fürs trockene Franken

Das Fränkische Seenland existiert aus drei Gründen: Die sogenannte Niedrigwasseraufhöhung ist für die Wirtschaft Nordbayerns wichtig. Außerdem dienen die Seen dem Hochwasserschutz und bringen Fremdenverkehr in eine strukturschwache Region.

Stand: 28.04.2016

Thomas Liepold erklärt die Pumpanlage | Bild: BR Studio-Franken/Sabine Göb

In Franken regnet es im Jahresmittel deutlich weniger als in Südbayern. Zudem werden die nordbayerischen Flüsse nicht durch Schmelzwasser aus den Alpen gespeist. Das gesamte Ballungsgebiet Nürnberg-Fürth-Erlangen mit rund einer Million Einwohnern etwa wird nur durch die vergleichsweise kleinen Flüsse Rednitz und Pegnitz mit Wasser versorgt. Ähnlich dramatisch sieht die Lage in Schweinfurt und Würzburg aus, die am träge dahinfließenden und oftmals wenig Wasser führenden Main liegen.

Wasserleitungen und Speicherseen in Franken (schematische Darstellung)

Europäische Hauptwasserscheide

Getrennt werden die beiden Regionen durch die Europäische Hauptwasserscheide. Sie verläuft quer durch Franken: Nördlich von ihr fließt alles Wasser in die Nordsee, südlich davon ins Schwarze Meer.

Überleitung als Ausweg

In den 1960er- und 70er-Jahren sinkt die Wasserqualität in Nordbayern geradezu dramatisch. Immer mehr Wasser wird für die Kühlkreisläufe von Kraftwerken und Fabriken benötigt. Immer mehr Abwasser wird in die kleinen Flüsse geleitet, die Klärtechnik ist bei weitem nicht so ausgereift wie heutzutage. Der Landtagsabgeordnete Ernst Lechner (CSU) aus Gunzenhausen nimmt sich schließlich des Problems an. Er schlägt vor, aus dem wasserreichen Süden Bayerns Wasser abzuzweigen und in den trockeneren Norden zu leiten. So würde das stark belastete Wasser in Franken verdünnt werden und die Wasserqualität im Durchschnitt ansteigen. Heute gilt Lechner als "Vater" des Seenlandes.

Pumpwerk Rothsee

Ein wichtiger Baustein der Wasserüberleitung befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Bau: Der Main-Donau-Kanal wird später einmal den Löwenanteil des Wassers überleiten. Der direkt am Kanal entstehende Rothsee dient als Zwischenspeicher für das Wasser, das aus dem Unterlauf der Altmühl - und zu einem wesentlich geringeren Teil aus der Donau - über die künstliche Wasserstraße nach Franken gepumpt wird. Die Wasserüberleitung ist allerdings nicht permanent nötig. In den Wintermonaten führen Regnitz und Main in der Regel genügend Wasser. Erst in Trockenperioden wird es nötig, die Überleitung zu starten.

Kurz notiert

Der Energiekonzern Eon hat sich vertraglich verpflichtet, den Strom für die Pumpsysteme an den Schleusen des Kanals kostenlos bereitzustellen - nicht ganz uneigennützig: Dafür, dass der Konzern das Wasser knapp 70 Höhenmeter bis in den Rothsee pumpt, fließt das Wasser auf der Nordseite der Wasserscheide durch Rednitz, Regnitz und Main beinahe 250 Höhenmeter nach unten - durch zahllose Wasserkraftwerke, die fast ausschließlich Eon gehören.

Das Pumpwerk in der Nähe von Heuberg (Lkr. Roth)

Bei langen Trockenperioden wird das Wasser allerdings auch in Südbayern knapp, weswegen die Überleitung über den Kanal dann gestoppt wird. Dann wird Wasser aus dem größten Speicher des Fränkischen Seenlands nach Nordbayern geleitet: dem Brombachsee. Dieser erfüllt darüber hinaus aber noch einen Zweck: Er mildert die Folgen von sommerlichen Hochwassern in der Altmühl ab. Da das Altmühltal im Flussabschnitt zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen sehr flach ist, stand Hochwasser oftmals tage- und wochenlang auf den Feldern. Verfaultes Heu musste anschließend verbrannt werden, zurückfließendes Wasser führte zu Fischsterben. Heutzutage wird das Hochwasser der Altmühl zunächst in den Altmühlsee und von dort in den großen Brombachsee geleitet. Von dort fießt es nach und nach - je nach Bedarf - über Rednitz und Regnitz in den Main.

Donauwasser für Franken (geografische Darstellung)

Strukturwandel mitgedacht

Im Juli 1970 beschließt der Bayerische Landtag die Errichtung des Fränkischen Seenlandes. Die Seen werden allerdings bereits von Anfang an nicht nur als wasserwirtschaftliche Maßnahme gesehen, sondern auch als attraktives Naherholungsgebiet. Bereits im Beschluss des Landtags ist festgehalten, dass sämtliche Ufergrundstücke an den Seen ins Eigentum der öffentlichen Hand überführt werden sollen, um der Bevölkerung ungehinderten Zugang zu den Wasserflächen zu ermöglichen. Fremdenverkehr soll der ansonsten strukturschwachen Gegend südlich von Nürnberg auf die Beine helfen.


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