Franken - Buchtipps


9

Kinderbuchklassiker Alles Gute zum Räubiläum, Hotzenplotz!

Vor 50 Jahren ist Otfried Preußlers erstes Buch vom Räuber Hotzenplotz erschienen. Generationen von Kindern kennen und lieben die Geschichten um den "Mann mit den sieben Messern" – der übrigens auch in Franken sein Unwesen trieb.

Stand: 01.04.2019 | Archiv

Der Räuber Hotzenplotz ist eigentlich gar kein Räuber. Der Hotzenplotz ist vielmehr eine Fingerübung: Otfried Preußler erschuf ihn, um sich von der Arbeit an seinem düsteren Buch "Krabat" abzulenken. "Jetzt schreibst du mal Lustiges, etwas zum bloßen Spaß", erinnert sich der heute 88-Jährige. "Eine Kasperlgeschichte, in der alle Personen vorkommen, die zu einem richtigen Kasperlstück gehören, einschließlich Räuber und Polizist."

Am Anfang war die Kaffeemühle

Den markanten Namen des Räubers lieh sich der aus Nordböhmen stammenden Schriftsteller bei der Stadt Osoblaha in Mährisch-Schlesien, die den deutschen Namen Hotzenplotz trägt. Passend zur Kasperlgeschichte dichtete Preußler noch den Seppel und natürlich auch die Großmutter dazu. Mit ihr fängt die Geschichte an: In Räuber Hotzenplotz' erstem Auftritt klaut er ihre neue Kaffeemühle. Daraus entspinnt sich eine wilde Geschichte, die für den Räuber dank Kasperl im Gefängnis endet.

Der multimediale Räuber ... in Franken

Gert Fröbe als Räuber Hotzenplotz 1974

Der Räuber Hotzenplotz raubte nicht nur in Büchern: 1967 brachte die Augsburger Puppenkiste die Geschichte auf ihre Marionettenbühne und damit ins Fernsehen. 1974 kam der Räuber zum ersten Mal ins Kino, mit Gert Fröbe als Hotzenplotz. Die mittelfränksichen Ortschaften Wolframs-Eschenbach, Merkendorf und Muhr am See sorgten damals für das richtige Ambiente. Im Remake von 2006 übernahm Armin Rohde die Titelrolle. Wieder wurde in Franken gedreht - unter anderem in Seßlach in Oberfranken.

7,5 Millionen Exemplare in 30 Sprachen

"Als ich mir die erste Geschichte vom Räuber Hotzenplotz ausdachte, habe ich natürlich nicht ahnen können, welchen ungewöhnlichen Anklang der Mann mit den sieben Messern beim verehrlichen Publikum finden würde", so Preußler. Der Erfolg war in der Tat gewaltig: Die insgesamt drei Bände verkauften sich seit 1962 weltweit mehr als 7,5 Millionen Mal, allein in Deutschland stehen fünf Millionen Hotzenplotz-Bücher in den Regalen. Das erste Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt, darunter Koreanisch, Litauisch, und Afrikaans. Zurzeit erscheint es in der 64. Auflage.

Runkeldunk bis Hocenplocas: Hotzenplotz in anderen Sprachen

Hotzenplotz auf Ausländisch

In mehr als 30 Ländern kennen Kinder die Abenteuer von Otfried Preußlers Räuber Hotzenplotz. Allerdings heißt der polternde Bösewicht nicht überall gleich.

Chinesisch

Dadao Huochenbuluci

Dänisch

Roveren Runkeldunk

Finnisch

Ryöväri Hurjahanka

Französisch

Le brigand Briquambroque

Italienisch

Il brigante Pennastorta

Japan

Odorobo Hottsenpurottsu

Katalanisch

El bandoler Setcoltells

Lettisch

Plėšikas Hocenplocas

Niederländisch

Rover Hosseklos

Portugiesisch

O Ladrão Catrabum

Rätoromanisch

Il lader Barnabun

Rumänisch

Talkarul Hot-Plot

Russisch

Razbojnik Chotzenplotc

Serbokroatisch

Velika Potera

Spanisch

El Bandido Saltodemata

Türkisch

Haydut Haytazots

Nach diesem Erfolg wurde Preußler von seinen tausenden Kindern mit Anfragen, Bitten und detaillierten Vorschlägen für weitere Hotzenplotz-Bücher bestürmt, und so quasi zu einer Fortsetzung gezwungen. "Ich habe keineswegs die Absicht gehabt, diesem Kasperlbuch ein weiteres folgen zu lassen", betont der Autor. Sonst hätte er den bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann, der Hotzenplotz in einen Gimpel verwandelt, keinesfalls schon im ersten Band umkommen lassen, beteuert der 88-Jährige.

"Wie unendlich froh und dankbar bin ich, ob Sie es glauben oder nicht: Kinder sind das beste und klügste Publikum, das man sich wünschen kann. Kinder sind strenge, unbestechliche Kritiker."

Otfried Preußler

Otfried Preußler

Als er sich sieben Jahre nach dem ersten Buch an die Fortsetzung machte, "hat es mir dann um den leichtfertig aus dem Spiel gebrachten Herrn Zwackelmann ganz schön leidgetan". Und auch beim zweiten Band unterlief Preußler nach eigenen Worten ein folgenschwerer Fehler: Er versäumte es, das Schicksal des in ein Krokodil verzauberten Dackels Wasti zu klären. Prompt setzte eine neuerliche Flut von Briefen und Postkarten ein. "Diesmal hat es bloß noch vier Jahre gedauert, bis ich mürbe gewesen bin. Da habe ich dann 'Hotzenplotz 3' geschrieben und bin peinlichst darauf bedacht gewesen, am Ende des Buches nur ja keinen offen gebliebenen Handlungsfaden zu übersehen."

"Die Kids von heute tragen vielleicht andere Kleidung, sie sind ständig von vielen, damals noch unbekannten Dingen gefordert. Und trotzdem: Sie brauchen gute Geschichten. Und gute Geschichten erkennen und verstehen sie, immer und überall und zu jeder Zeit!"

Otfried Preußler

Um absolut sicher zu gehen, erklärte Herr Preußler am Ende des Buches, dass es sich dabei um die definitiv letzte Kasperlgeschichte aus seiner Feder handle. Trotzdem: Spätestens die Räubertrilogie machte Otfried Preußler zu einem der wichtigsten Kinder- und Jugendbuchautoren im deutschsprachigen Raum. Auch der "Kleine Wassermann", die "Kleine Hexe" und das "Kleine Gespenst" schrieb sich der seit 1949 in Bayern wohnende Preußler in die Herzen seiner Fans. Seine insgesamt 32 Bücher wurden weltweit 50 Millionen Mal verkauft.

Otfried Preußler ist tot

Otfried Preußler starb am 18. Februar 2013 in Prien am Chiemsee nur wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag. Das teilte der Thienemann-Verlag mit. Preußler erhielt unter anderem das Bundesverdienstkreuz und zwei Mal den Deutschen Jugendbuchpreis. Der Schriftsteller war seit 1949 mit seiner Frau Annelies verheiratet. Er hinterlässt drei Töchter: Renate, Regine und Susanne.


9

Kommentieren

dergesalbte, Donnerstag, 02.August 2012, 09:00 Uhr

1. Räuber Hotzenplotz

Ich finde es unerhört, dass in all den Jahrén die Polizei nicht in der Lage war, diesen Ganoven dingfest zu machen.

Antworten