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Allgemeinmedizin Thrombosegefahr durch Blutgerinnungsstörung

Wenn wir uns verletzen, verklumpt das Blut und bildet einen Schorf, damit die Wunde zu bluten aufhört. Bei Patienten mit einer zu starken Blutgerinnung verklumpt das Blut aber auch ohne Gewebeverletzung. Das kann fatale Folgen haben. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann klärt über die Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Stand: 11.09.2018 | Archiv

Operationen bei älteren Menschen müssen sorgfältig vorbereitet und geplant werden. Im Bild: Arzt im Gespräch mit einer älteren Patientin. | Bild: mauritius-images

Blutgerinnungsstörungen

Im Normalfall bildet sich bei Verletzungen relativ schnell ein Schorf. Dafür sind die Blutplättchen und 12 verschiedene Gerinnungsfaktoren (Bluteiweiße) verantwortlich, die in der Leber gebildet werden. Bei einer Gewebeverletzung von außen (z. B. Schnitt oder Abschürfung) werden diese Gerinnungsfaktoren in einer Art Kettenreaktion schrittweise aktiviert und gehen vom flüssigen in einen festen Zustand über. Das Blut stockt und es bildet sich ein Blutgerinnsel (Schorf), das die Wunde verschließt.

Sind entweder zu wenig Blutplättchen vorhanden bzw. sind diese in ihrer Funktion gestört oder fehlen ein oder mehrere Gerinnungsfaktoren bzw. sind diese nicht voll funktionsfähig, liegt eine Blutgerinnungsstörung vor - entweder eine zu starke Gerinnung oder eine zu schwache.

Folgen einer zu starken Blutgerinnung (Thromboseneigung)

Bei einer zu starken Blutgerinnung besteht für die Patienten das Risiko, dass sich in den Blutgefäßen Gerinnsel bilden und diese verstopfen (Thrombosegefahr). Wenn sich diese Blutgerinnsel lösen, kann das zu einem akuten Gefäßverschluss, einer sogenannten Embolie führen. Je nachdem, wo dieser Verschluss stattfindet, erleiden die Patienten eine(n):

  • Schlaganfall
  • Herzinfarkt
  • Lungenembolie (jede vierte ist sofort tödlich)
  • Darminfarkt (fast immer tödlich)

Bei Schwangeren kann eine zu starke Blutgerinnung außerdem zu Fehlgeburten und Abgängen führen.

Symptome einer Thrombose

  • Erste Anzeichen können schwere, angeschwollene Beine (Spannungsgefühl) sein, kombiniert mit einem leichten Ziehen in den Waden (ähnlich wie Muskelkater).
  • Die Beinvenen treten verstärkt an der Hautoberfläche auf.
  • Setzen dann Schmerzen im Brustbereich ein und kommt Atemnot dazu, muss sofort ein Arzt hinzugezogen werden.

Ursachen für eine zu starke Blutgerinnung

Häufig wird eine Blutgerinnungsstörung vererbt. Deshalb sollten Sie Ihren Hausarzt darüber informieren, wenn nahe Angehörige bereits eine Thrombose hatten. Die Thromboseneigung kann aber auch im Laufe des Lebens erworben werden, z. B. durch:

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • Medikamente (z. B. Kortison)
  • Hormonpräparate (z. B. Pille oder Hormonersatztherapie in den Wechseljahren)
  • Zu lange Ruhigstellung (z. B. langes Sitzen bei Flugreisen oder Autofahrten, Gipsbein, Bettlägerigkeit)
  • Entzündungen (z. B. Rheuma)
  • Verletzungen im Beinbereich (schon Prellungen können genügen)
  • Diabetes
  • Tumore

Behandlung

Risikofaktoren minimieren, d. h.:

  • nicht rauchen
  • ausreichend trinken
  • Übergewicht reduzieren
  • auf hormonelle Verhütung verzichten
  • in Absprache mit dem Arzt blutverdünnende Medikamenten (z. B. Marcumar) einnehmen
  • vor Operationen, längeren Autofahrten oder Flugreisen blutverdünnende Medikamente zuführen, z. B. Heparin spritzen oder NOAKs (Blutgerinnungstabletten) einnehmen
  • bei längeren Autofahrten Pausen machen, sich bewegen sowie Stützstrümpfe tragen

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