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HNO-Medizin Was tun bei Mandelentzündung?

Wenn das Schlucken plötzlich höllisch schmerzt, haben sich meist die Gaumenmandeln entzündet. Die gute Nachricht: Auch bei starken Beschwerden kann eine Mandelentzündung schnell und einfach behandelt werden. Wie es geht, weiß HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow.

Stand: 08.11.2021

Kranke Frau mit dickem Schal und Teetasse | Bild: MEV / Karl Holzhauser

Wenn wir von den Mandeln oder "Tonsillen" sprechen, meinen wir meist die Gaumenmandeln. Der Mensch hat zwei Stück davon. Außerdem haben wir noch Mandeln bzw. lymphatisches Gewebe im Nasenrachen, Zungengrund und an der Seitenwand des Rachens (Seitenstränge). Die Gaumenmandeln sind zusammen mit den anderen Mandeln ein wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems. Sie sind die erste Abwehrbarriere gegen krankmachende Keime, die in die oberen Atemwege einzudringen versuchen. In der zerklüfteten Oberfläche der Mandeln fangen sich Bakterien, Viren, Allergene und Pilze, mit denen sich die Abwehrzellen des Immunsystems auseinandersetzen.

Virale und bakterielle Mandelentzündung

Meist sind es Viren, die eine Mandelentzündung (Tonsillitis) verursachen. Oft leiden Betroffene dann zusätzlich an einer Erkältung und haben deshalb auch Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen. Neben Viren können seltener Bakterien, insbesondere Streptokokken, eine Mandelentzündung verursachen. In manchen Fällen sind sowohl Viren als auch Bakterien im Spiel: Bei einer sogenannten Superinfektion geht dem Bakterien-Befall eine virale Infektion voraus.

Mandelentzündung: Symptome

Virale Mandelentzündung: Eine rein virale Mandelentzündung verläuft üblicherweise harmlos und klingt meist nach wenigen Tagen von alleine wieder ab.

Bakterielle Mandelentzündung:Typische Symptome einer akuten, bakteriellen Mandelentzündung dagegen sind:

  • Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
  • geschwollene und stark gerötete Mandeln, oft mit gelblichem Belag
  • schmerzende Halslymphknoten und
  • Fieber über 38° C.
  • Das Fehlen von Husten und Schnupfen.

Gut zu wissen:

Von den „üblichen“ viralen und bakteriellen Tonsillitiden sind die Sonderformen Scharlach, Pfeiffersches Drüsenfieber und Mandelabszesse zu unterscheiden, die anders behandelt werden müssen.

Ansteckungsgefahr

Ob viral oder bakteriell verursacht: Eine Mandelentzündung ist ansteckend und kann durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, beispielsweise beim Husten, Niesen, Küssen oder Sprechen. Stress und ein schwaches Immunsystem begünstigen eine Ansteckung.

So werden Sie schnell wieder fit

Sollte der Arzt feststellen, dass es sich um eine bakterielle Mandelentzündung handelt, ist die Therapie mit einem Antibiotikum hilfreich (welches gegen Viren übrigens nichts ausrichten kann!!!). Nehmen Sie das Antibiotikum unbedingt so lange ein wie verordnet - auch, wenn die Symptome schon vorher abklingen. So beugen Sie einem Rückfall vor. Bei richtiger Behandlung heilt die Tonsillitis in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen folgenlos aus.

Behandlungstipps                                                                           

  • Viel Schlaf und Bettruhe ermöglichen dem Körper, sich auf die Heilung zu konzentrieren.
  • Salbeitee zur Spülung oder als Getränk
  • Bewährt haben sich antiseptische und lokal betäubende Spülungen, beispielsweise Tormentill- oder Myrrhentinktur.
  • Nach Absprache mit Ihrem Arzt können schmerz- und fiebersenkende Mittel (Ibuprofen, Paracetamol) die Beschwerden lindern.
  • Feuchte Halswickel fördern den Heilungsprozess.
  • Vermeiden Sie Reizstoffe wie Tabak (rauchen).

Warum manche Menschen häufiger an Mandelentzündung erkranken

Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung, auf Infektionen mit Viren und Bakterien im Halsraum besonders schnell und heftig zu reagieren. Umweltfaktoren wie trockene Luft und Rauchen belasten die Schleimhaut des Halses und reduzieren die Immunantwort.

Zudem gibt es etwa 80 verschiedene Typen von Streptokokken der Gruppe A. Nach einer Infektion merkt sich das Immunsystem lediglich den einen, aktuell krankmachenden Typ und entwickelt nur gegen diesen eine Immunität. An anderen Streptokokken-Typen können wir danach wieder genauso heftig erkranken.

Hilfe durch eine Mandeloperation

Durch wiederkehrende Entzündungen können sich die Mandeln verändern. Sie vernarben und es entstehen Narbenfelder mit schlechter Durchblutung, die lokale Immunabwehr ist dann herabsetzt.

Kehren die Mandelentzündungen häufig wieder, sind die Mandeln extrem vergrößert oder treten Komplikationen auf, rät der HNO-Arzt möglicherweise zu einer Operation. Bei der sogenannten Tonsillektomie werden die Mandeln vollständig entfernt, bei der Tonsillotomie nur teilweise.

Die Kriterien für eine operative Therapie der Tonsillen haben sich in den letzten zehn Jahren durch die verbesserte medikamentöse Behandlung deutlich verschärft. Die Häufigkeit von Mandelentfernungen ist damit erkennbar zurückgegangen. 

Mandelsteine

Gelblich-weiße, teigige Einlagerungen in den Gaumenmandeln, die sich ab und zu lösen (und dabei unangenehm riechen), werden als Mandelsteine bezeichnet. Diese Absonderungen sind kein Zeichen einer Infektion, sondern stellen einen natürlichen Reinigungsvorgang in den Höhlungen des Tonsillengewebes dar.

Gute Gesundheit wünschen Ihnen Dr. Thomas Meier-Lenschow und "Wir in Bayern"!


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