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Sicherheit So verhalten Sie sich richtig bei einem Wildunfall

Jetzt im Herbst gibt es wieder, vor allem in den Morgenstunden und in der Dämmerung, eine erhöhte Gefahr von Wildunfällen. Doch wie reagiert man am besten, wenn plötzlich ein Reh, ein Hase, ein Fuchs oder ein Wildschwein auf die Fahrbahn läuft? Was ist zu tun, wenn man ein Tier angefahren hat? Tipps von Sicherheitsexperte Klaus Heimlich.

Stand: 22.09.2022

Straße mit Wildwechsel-Schild | Bild: BR/Hagen Lehmann

In Deutschland sterben pro Jahr mehr als eine Million Wildtiere (Haarwild) im Straßenverkehr. Wildunfälle machen damit etwa fünf Prozent aller Verkehrsunfälle aus. Am häufigsten sind Unfälle mit Rehen, aber auch Kollisionen mit Wildschweinen werden jedes Jahr mehr.  
Vor allem in den frühen Morgenstunden und in der Dämmerung besteht eine erhöhte Gefahr, dass Wildtiere plötzlich auf die Fahrbahn laufen, vor allem beim Übergang von Wald und Feldern.

Wildunfälle vermeiden

  • Fahren Sie, vor allem am Morgen und in der Dämmerung, auf Landstraßen besonders vorsichtig, so dass Sie jederzeit bremsbereit sind. Das gilt vor allem auf Strecken, die mit Wildwechsel-Warnschildern gekennzeichnet sind.
  • Behalten Sie den Fahrbahnrand im Auge, um Tiere möglichst früh zu sehen.
  • Halten Sie immer genügend Abstand zum voranfahrenden Auto, denn es könnte sein, dass der Fahrer plötzlich bremsen muss.
  • Läuft ein Tier auf die Straße, sollten Sie sofort vom Gas gehen, das Licht abblenden und hupen, um das Tier zu verscheuchen.
  • Blenden Sie auf keinen Fall mit Fernlicht auf, denn dadurch werden die Tiere verwirrt und bleiben regungslos stehen oder laufen sogar auf das Licht zu.
  • Tipp: kostenlose Wildtierwarnapp "wuidi"

Achtung:

Läuft ein Tier über die Straße, folgen häufig noch weitere.

Wenn sich eine Kollision nicht vermeiden lässt

Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, halten Sie das Lenkrad fest und machen eine Vollbremsung.
Weichen Sie nicht aus, da die Gefahr eines Schadens meist größer ist, wenn Sie in ein entgegenkommendes Auto oder gegen einen Baum fahren. Zudem bezahlen Teilkaskoversicherungen in der Regel zwar bei Kollisionen mit Wildtieren, nicht aber, wenn Sie dem Tier ausgewichen sind.

Keine Vollbremsung für Kleintiere

Läuft Ihnen ein Kleintier (beispielsweise ein Hase) vor das Auto, dürfen Sie keine Vollbremsung machen. Fährt Ihnen dabei jemand auf, können Sie die Schuld an dem Unfall bekommen.

Verhalten nach einem Wildunfall

  • Halten Sie an und sichern Sie die Unfallstelle mit Warndreieck und Warnblinker.
  • Ziehen Sie eine Warnweste an.
  • Schaffen Sie tote Tiere, sofern es Ihnen möglich ist, von der Straße weg. Ziehen Sie dafür Erste-Hilfe-Handschuhe an, um Infektionen (beispielsweise mit Tollwut) zu vermeiden.
  • Achtung: Fassen Sie verletzte Tiere nicht an, denn diese könnten Sie verletzen (beißen).
  • Benachrichtigen Sie die Polizei (110). Diese informiert wiederum den zuständigen Jagdpächter oder die Forstdienststelle.
  • Wichtig: Melden Sie einen Wildunfall auch dann, wenn kein Schaden an Ihrem Auto entstanden ist und das Tier Ihrer Meinung nach nicht oder nur leicht verletzt geflüchtet ist, denn Sie können den Grad der Verletzung nicht beurteilen.

Gut zu wissen: Jagdwilderei ist eine Straftat

Nehmen Sie das angefahrene Wild mit, begehen Sie eine Straftat: Jagdwilderei. Sie dürfen ein verletztes Tier auch nicht mitnehmen, um es zum Tierarzt oder zur Polizei zu bringen. Für die Beseitigung des Kadavers oder die Versorgung von verletzten Tieren ist die Forstdienststelle oder der Jagdpächter zuständig.


  • Lassen Sie sich von der Polizei oder dem Jagdpächter eine Wildunfall-Bescheinigung ausstellen. Diese benötigen Sie für Ihre Versicherung.
  • Fotografieren Sie Spuren des Wildunfalls als Beweismittel für die Versicherung.

Wer zahlt für Schäden am Auto?

Haftpflichtversicherung: Haben Sie nur eine Haftpflichtversicherung für Ihr Auto abgeschlossen, müssen Sie für den Wildunfall-Schaden selbst aufkommen.

Teilkaskoversicherung: Von der Teilkaskoversicherung sind Schäden durch Wildunfälle in der Regel abgedeckt, wenn diese von sogenanntem Haarwild, beispielsweise Rehen, Hirschen, Wildschweinen, Dachsen, Mardern, Füchsen oder Feldhasen verursacht wurden. Nicht abgedeckt sind häufig Unfälle mit Federwild, Hunden, Katzen, Schafen, Kühen und Pferden. Es gibt aber auch Versicherungen, die sämtliche Tierunfälle beinhalten.

Vollkaskoversicherung: Bei der Vollkaskoversicherung sind alle Schäden abgedeckt, auch solche, die durch Ausweichmanöver entstanden sind. Sie werden allerdings im Fall einer Beanspruchung in eine ungünstigere Schadensfreiheitsklasse zurückgestuft.

Gute und sichere Fahrt wünschen Klaus Heimlich und "Wir in Bayern"!


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