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Allgemeinmedizin Vitamin-D-Mangel im Winter

Die Tage werden kürzer, die Sonne kommt seltener raus – viele Menschen fürchten gerade in der kalten, dunkleren Jahreszeit einen Vitamin-D-Mangel und greifen zu Vitamin-D-Präparaten. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, warum das nicht grundsätzlich für jeden sinnvoll ist und sogar eine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellen kann.

Stand: 02.11.2023 15:31 Uhr

Vitamin-D-Pillen | Bild: picture-alliance/dpa/Zoonar/Cigdem Simsek

Vitamin D reguliert das Gleichgewicht der Mineralstoffe Kalzium und Phosphor (wichtig für Knochen und Zähne) und steigert die Einlagerung der Mineralstoffe in den Knochen. Vitamin D sorgt also für stabile Knochen und Zähne. Zudem beeinflusst es die Muskelkraft und das Immunsystem.

Wie wird der Bedarf an Vitamin D gedeckt?

Bei ausreichender Sonnenbestrahlung kann der Körper den Großteil (80 bis 90 Prozent) des Tagesbedarfs von 20 µg selbst in der Haut produzieren. Der Rest wird über die Ernährung aufgenommen.
Um Vitamin D zu bilden, ist es ausreichend, täglich zwischen fünf und 25 Minuten an der Sonne zu verbringen. Je mehr Hautstellen dabei unbedeckt sind, desto besser.
Aber: Verwenden Sie Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor über 10, kann keine Bildung von Vitamin D durch die Sonneneinstrahlung stattfinden.

Keine Bildung von Vitamin D in den Wintermonaten

In unseren Breiten ist die UV-Strahlung zwischen Oktober und März für die körpereigene Vitamin-D-Produktion nicht ausreichend. Der Körper kann allerdings das durch Sonnenlicht entstandene Vitamin D im Fettgewebe und der Leber für die sonnenarme Jahreszeit speichern, sodass wir im Normallfall auch im Winter ausreichend versorgt sind.

Welche Folgen kann ein Vitamin-D-Mangel haben?

Patienten mit Vitamin-D-Mangel haben zunächst keine spezifischen Beschwerden oder Symptome.
Bei Erwachsenen kann Vitamin-D-Mangel zu Osteoporose (Knochenabbau), Osteomalzie (Entkalkung der Knochen), Muskelschwäche sowie zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern kann Vitamin-D-Mangel zu Rachitis führen. Das bedeutet, dass die Knochen weich und formbar bleiben, weil sie nicht ausreichend mineralisiert werden.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel?

  • Säuglinge, da diese nicht ungeschützt der Sonne ausgesetzt werden sollen. Deshalb bekommen sie in der Regel im ersten Lebensjahr täglich eine Vitamin-D-Tablette.
  • Personen über 65 Jahre, da die Fähigkeit, Vitamin D zu bilden, mit dem Alter abnimmt.
  • Pflegebedürftige (bettlägerige) Patienten, die selten an die Sonne kommen.
  • Patienten mit chronischen Krankheiten, beispielsweise Erkrankungen des Darmes, der Leber oder der Nieren.
  • Personen, die aufgrund ihrer Kultur oder Religion nur vollständig bedeckt nach draußen gehen.
  • Patienten mit sehr pigmentierter Haut, da die Sonneneinstrahlung in Deutschland bei dieser Personengruppe häufig nicht stark genug ist, um ausreichend Vitamin-D zu bilden.

Lässt sich ein Vitamin-D-Mangel über die Ernährung ausgleichen?

Natürliche Quellen für Vitamin-D sind beispielsweise Steinpilze, Morcheln, Pfifferlinge, Lachs, Hering, Rind, Leber und Eier.
Die Ernährung hat mit etwa 10 bis 20 Prozent jedoch nur einen relativ geringen Anteil an der Versorgung mit Vitamin D. Deshalb lässt sich ein Mangel allein durch die Nahrung in der Regel nicht ausgleichen.

Macht Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel Sinn?

Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten (also eine zusätzliche Zufuhr über die Ernährung hinaus) wird empfohlen, wenn eine unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde und eine gezielte Verbesserung der Versorgung weder durch die Ernährung noch durch die körpereigene Vitamin-D-Bildung durch Sonnenbestrahlung zu erreichen ist.

Vorsicht:

Eine unkontrollierte Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sollte unbedingt vermieden werden, denn Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das sich im Körper anreichert und bei Überdosierung zu gravierenden Gesundheitsschäden führen kann.

Welche Folgen kann eine Überdosierung mit Vitamin D haben?

Durch Sonneneinstrahlung und Nahrung besteht keine Gefahr einer Überdosierung, jedoch durch Vitamin-D-Präparate. Eine Überdosierung kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Müdigkeit
  • depressive Verstimmung
  • Kopfschmerzen
  • gesteigertes Durstgefühl und vermehrtes Wasserlassen
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Pseudogicht
  • Juckreiz (Pruritus)
  • Gelenkschmerzen (Arthralgie)
  • Muskelschwäche (Myasthenie)
  • Nierenschäden wie Nierensteine bis hin zu Nierenversagen
  • Bewusstlosigkeit

Fazit

Ein nachgewiesener Vitamin-D-Mangel sollte ausgeglichen werden, da sich dadurch unter anderem das Risiko für Knochenabbau und Entkalkung der Knochen erhöht. Die eigenmächtige Einnahme von hochdosierten Vitamin-D-Präparaten ohne Absprache mit dem Arzt kann hingegen sehr gefährlich sein.

Bleiben Sie gesund! Wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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