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Service Gesundheit Schwindel im Alter vorbeugen

Plötzlich dreht sich alles, der Boden scheint zu schwanken, man hat das Gefühl in einem Karussell zu sitzen oder es wird einem Schwarz vor den Augen. Schwindel kann jeden von uns überkommen. Die Wahrscheinlichkeit einen Dreh- oder Schwankschwindel im Laufe des Lebens zu erleiden, liegt bei ca. 30 Prozent. Mit zunehmendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit sogar noch zu. Gerade ältere Menschen leiden unter Dauerschwindel. HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow kennt die Ursachen und stellt Ihnen ein paar einfache Übungen zur Vorbeugung vor.

Stand: 24.09.2013

HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow | Bild: BR/ Wir in Bayern

Schwindel ist keine eigene Erkrankung, sondern ein Zeichen dafür, dass irgendetwas im Gleichgewichtssystem des Körpers gestört ist. Unsere Organe, die für unser Gleichgewicht zuständig sind, liegen im Innenohr, in den Muskeln, Gelenken und der Halswirbelsäule sowie im Gehirn. Das Auge ist für die Orientierung im Raum wichtig und stabilisiert unseren Blick.

Die oben genannten Sensoren und Organe altern. Damit lassen sie in ihrer Funktion und Schnelligkeit nach. Kommen dann noch Herz-Kreislauf-Probleme hinzu, werden die Organe zusätzlich geschwächt. Somit ist es ganz "natürlich", dass die Schwindelbeschwerden im Alter mehr werden können. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Dreh- oder Schwankschwindel zu erkranken, liegt bei ca. 30 Prozent, mit steigender Tendenz je älter man wird.

Schwindel wird von den Betroffenen ganz unterschiedlich empfunden: Als Drehen, als Schwanken oder als Gang- und Standunsicherheit. Viele fühlen sich aber auch einfach unsicher oder benommen.

Lagerungsschwindel: Er ist ein heftiger Drehschwindel, der bei bestimmten Kopfbewegungen einsetzt. Vor allem beim Hinlegen ins Bett, beim morgendlichen Aufstehen, beim Umdrehen im Bett oder beim Bücken. Der Lagerungsschwindel entsteht im Innenohr. Dort verlagern sich kleine Steinchen im Innenohr, die sogenannten Ohrkristalle. Man kann diesen Schwindel mit einer speziellen Gymnastik wegtrainieren.

Benommenheit: Wer sich gleich nach dem Aufstehen von Bett oder Stuhl benommen fühlt, kann einfach einen zu schwachen Kreislauf haben. Hier helfen Bewegungstraining, mehr trinken oder aber auch Medikamente nach ärztlicher Rücksprache.

Schwanken beim Gehen: Hierfür können die Ursachen vielfältig sein: Gelenkprobleme, eine Schwäche der Muskulatur oder eine Durchblutungsstörung des Gehirns. Die Behandlung hängt dann von der Ursache ab.

Nebenwirkung von Medikamenten: Schwindel wird nicht selten von Medikamenten hervorgerufen, z. B. durch blutsenkende Mittel, Antidepressiva oder Schlafmittel.

Mit gezielter Gymnastik, Training und Bewegung können Körperhaltung und das körperliche Gleichgewicht fit gehalten und verbessert werden. Der Spruch: "Wer rastet, der rostet" gilt für Schwanken und Gangunsicherheit ganz besonders. Selbst geschwächte oder gehbehinderte Menschen können mit einfachen Übungen ihr Gleichgewicht trainieren - fragen Sie Ihren Arzt, Krankengymnasten oder Ergotherapeuten danach. Folgende Übungen können Sie auch zu Hause, ohne ärztliche Aufsicht, machen.

Übungen im Stehen:

  • Einbeinstand: mehrere Durchgänge á 30 Sekunden. Wer es schwieriger mag, stellt sich auf eine Schaumstoffmatte oder dickere Isomatte. Für Fortgeschrittene eignet sich auch das sogenannte "Balancebrett". Das Brett ist im Sportfachhandel oder Internet erhältlich.
  • Gehen über Hindernisse (z. B. Schuhkartons im Abstand von 60 cm)
  • Gehen mit Kopfbewegung nach rechts und links
  • Tipp: Bei starkem Schwindel oder Schwanken können Sie die Übungen auch mit Begleitung oder mit Festhalten machen.

Übungen im Sitzen:

  • Flasche rechts vom Stuhl vom Boden aufheben, nach links stellen und wieder umgekehrt (10 x)
  • Gegenstand auf Tisch visuell fixieren, dabei Kopf nach rechts und links drehen
  • Dem Pendel einer Uhr für 1 Minuten hinterher schauen
  • Ball nehmen, um den Rumpf und Kopf kreisen lassen, dabei dem Ball hinterher schauen

Bei allen Formen von Schwindel, die Sie sich nicht selbst erklären können, sollten Sie zum Arzt gehen. Das ist besonders wichtig, wenn die Gefahr von Stürzen besteht. Zur Einschätzung des Sturzrisikos gibt es beispielsweise den sogenannten Tinetti-Test, bei dem das Gleichgewicht sowie die Fortbewegung geprüft werden. Außerdem kann der HNO-Arzt eine Gleichgewichtsprüfung machen. Oft sind auch Untersuchungen bei diversen Fachärzten wie HNO, Neurologen oder Internisten notwendig.


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