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Allgemeinmedizin Das hilft gegen "schwere Beine" im Sommer

An heißen Sommertagen klagen viele Menschen über geschwollene, "schwere Beine", insbesondere nach langem Sitzen oder Stehen. Die Beinschwellungen sind unangenehm und meist harmlos, können aber auch erste Anzeichen für eine Venenschwäche oder sogar eine ernstzunehmende Organstörung sein. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann weiß, wie Sie es Ihren "schweren Beinen" leichter machen.

Stand: 11.07.2023 09:52 Uhr

Dame umfasst ihre Unterschenkel | Bild: BR / stock.adobe.com / Allistair F / peopleimages.com

Bei dem, was wir umgangssprachlich "schwere Beine" nennen, handelt es sich meist um Flüssigkeitsansammlungen in den Unterschenkeln. Der Unterschenkelumfang kann hierbei messbar wachsen. Betroffene klagen oft über Missempfinden in den Beinen, diese fühlen sich unangenehm schwer und müde an, vor allem an heißen Tagen.

Die Ursachen für "schwere Beine" im Sommer

Bei Hitze erweitern sich die Blutgefäße, damit der Körper die Wärme besser abgeben kann. Damit haben es die Venen und die Muskelpumpe schwerer, das Blut wieder zum Herzen zurück zu transportieren. Die Blutzirkulation verlangsamt sich, die Venen verlieren an Elastizität und werden durchlässiger. Flüssigkeit kann leichter in das umliegende Gewebe ausfließen und wird nicht mehr so gut über die Venen abtransportiert. Durch die erhöhte Ansammlung von Flüssigkeit entstehen die geschwollenen Beine.

"Schwere Beine" - harmlos oder nicht?

Schwere Beine sind in erster Linie ein Symptom und als solches nicht gefährlich. Sie zeigen aber, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist und können auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen. Meist sind schwache Venen die Ursache. Damit geht das Risiko für Krampfadern und Thrombosen einher. Flüssigkeitsansammlungen können außerdem ein Symptom für schwerwiegende Organstörungen wie Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen sein.

Wichtig:

Lassen Sie eine Beinschwellung ärztlich abklären. Sollte diese wie aus dem Nichts auftreten oder von weiteren Beschwerden wie Schmerzen, Überwärmung, Fieber oder Kurzatmigkeit begleitet werden, suchen Sie bitte unmittelbar einen Arzt auf. Vor allem auch dann, wenn die Schwellung und das Schweregefühl nur ein Bein betrifft, denn das kann auf eine gefährliche tiefe Beinvenenthrombose hinweisen.

So beugen Sie "schwere Beinen" vor

Bewegung, beispielsweise Spazierengehen oder Radfahren, regt den Blutfluss an und beugt so unangenehmen Schwellungen vor. Damit können Sie auch bereits bestehende Probleme lindern. Schwimmen ist an heißen Tagen optimal. Denn neben der Erfrischung wirkt der Wasserdruck wie ein natürlicher Kompressionsstrumpf und lässt das Blut in den Beinen leichter zirkulieren. Nehmen Sie im Alltag die Treppe statt den Aufzug.

Trinken Sie außerdem zwei bis drei Liter Wasser am Tag. Dadurch wird das Blut dünnflüssiger und die Fließgeschwindigkeit beschleunigt sich.

Schützen Sie sich vor direkter Sonneneinstrahlung und großer Hitze. Vermeiden Sie insbesondere die Mittagshitze und halten Sie sich in kühlen Räumen auf.

Auf längeren Reisen ist Beingymnastik sinnvoll. Wiederholtes Anspannen der Wadenmuskeln und kreisende Bewegungen mit den Füßen verbessern den Rückfluss in den Venen. Wenn Sie längere Zeit sitzen oder stehen müssen, probieren Sie es doch mal mit diesen zwei Übungen:

1) Im Sitzen: Bewegen Sie die Fußspitze abwechselnd in Richtung Schienbein und Boden.
2) Im Stehen: Wippen Sie mehrmals von den Fersen auf die Fußspitzen und wieder zurück.

Weitere wirkungsvolle Maßnahmen gegen "schwere Beine":

  • flache Schuhe
  • kalte Güsse
  • entwässernde Tees (zum Beispiel Brennnesseltee)
  • Wechselduschen
  • Massagen, beispielsweise mit einer Faszienrolle (immer Richtung Herz massieren!)
  • abendliches Hochlegen der Beine
  • Stützstrümpfe (im Gegensatz zu Kompressionsstrümpfen frei erhältlich)

Darauf sollten Sie verzichten:

  • Übereinanderschlagen der Beine (erschwert den Blutfluss)
  • Alkohol und Nikotin
  • zu viel Salz

Die LLL-SSS-Formel:

Lieber Laufen und Liegen - Statt Stehen und Sitzen. Beim Stehen und Sitzen verbleibt verbrauchtes Blut im Bein und erhöht dort den Druck auf die Venenwand. Beim Laufen dagegen werden die tiefen Beinvenen durch die Beinmuskeln zusammengedrückt und das Blut wieder in Richtung Herz gepumpt. Auch im Liegen ist der Rücktransport des Blutes zum Herzen leichter, weil der Druck in den Beinvenen abnimmt.

Wenn eine Venenschwäche vorliegt

Etwa 90 Prozent der Erwachsenen haben kleinere oder größere Venenprobleme. Menschen in jedem Alter können betroffen sein, wobei Frauen, Übergewichtige und überdurchschnittlich große Menschen häufiger darunter leiden. Eine Venenschwäche sollte rechtzeitig behandelt werden, damit sie nicht voranschreitet und keine größeren Probleme wie Krampfadern, Hautveränderungen oder sogar ein offenes Bein verursachen kann. Die Therapie besteht in erster Linie darin, den Blutfluss in den Venen zu unterstützen.

  • Hilfreich sind individuell angepasste, medizinische Kompressionsstrümpfe oder -verbände. Sie drücken die Venen zusammen und verhindern so einen Rückstau des Blutes.
  • Bei ausgeprägten Symptomen, etwa starken Ödemen, verschreiben Ärzte häufig entwässernde Medikamente.
  • Bei größeren Krampfadern müssen die betroffenen Venenabschnitte entfernt werden. Dies geschieht im Rahmen einer Operation, dem sognannten Venenstripping, oder indem der Arzt die betroffenen Gefäßabschnitte durch Radiowellen oder mit Laser verschließt.

Venencremes oder kühlende Gele, zum Beispiel mit Rosskastanienextrakt, können Venenprobleme zwar nicht heilen, aber Linderung bringen.

Bleiben Sie gesund! Wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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