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Physiotherapie Fragen und Antworten rund um die Physiotherapie

Was ist der Unterschied zwischen Ergo- und Physiotherapie? Kann man ohne Überweisung durch einen Arzt direkt zum Physiotherapeuten? Bei welchen Beschwerden hilft Kälte, bei welchen Wärme? Die Antworten auf diese und weitere Fragen hat Physiotherapeutin Andy Sixtus.

Stand: 06.03.2023

Andy Sixtus, Physiotherapeutin | Bild: BR

Frage 1: Was ist der Unterschied zwischen Ergo- und Physiotherapie?

Physiotherapie und Ergotherapie sind zwei unterschiedliche Therapieformen, die sich auf verschiedene Aspekte des Körpers konzentrieren.

Die Physiotherapie konzentriert sich auf die körperliche Rehabilitation und Verbesserung der Bewegungsfähigkeit. Durch gezielte Übungen, manuelle Techniken, Dehnungen und Mobilisation sollen Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Flexibilität verbessert werden. Physiotherapie hilft, Schmerzen zu lindern und die allgemeine Fitness zu erhöhen.

Die Ergotherapie konzentriert sich auf die Verbesserung der Fähigkeiten und Fertigkeiten im Alltag und in der Arbeit. Ergotherapeuten verwenden verschiedene Techniken und Methoden, um die Selbstständigkeit der Patienten zu verbessern. Ergotherapie ist handlungsorientiert.

Beide Therapieformen ergänzen sich und können bei Bedarf in Kombination eingesetzt werden.

Frage 2: Kann man direkt zu einem Physiotherapeuten - ohne Überweisung von einem Arzt?

In Deutschland ist sowohl bei gesetzlich Versicherten als auch bei Privatpatienten ein Rezept oder eine ärztliche Verordnung für die Physiotherapie erforderlich. Auf dem Rezept müssen Angaben zur Diagnose, Art und Dauer der Therapie angegeben sein. Ohne Rezept können Sie als Selbstzahler lediglich Wellnessmassagen in Anspruch nehmen, aber keine Behandlung.

Frage 3: Mit welchen Übungen lassen sich die Knie stärken?

Übung 1: Step und Leg Lift

Ziel: Kräftigung des Rumpfes, des vorderen Beines und des Knies

Ausgangsposition: hüftbreiter Stand

Ausführung:

1. Machen Sie einen Ausfallschritt und neigen Sie Ihren Oberkörper nach vorne, sodass sich Ihr hinteres Bein gestreckt vom Boden hebt.
2. Das Standbein ist leicht gebeugt, Kopf, Schulter, Hüfte und hinteres Bein in einer Linie.
3. Halten Sie diese Position 2-3 Sekunden und wechseln Sie anschließend die Seite.

Wiederholungen: 2 mal 10 Wiederholungen pro Seite

Übung 2: Ausfallschritt rückwärts

Ziel: Kräftigung von Gesäß und Oberschenkel, Kontrolle der Lendenwirbelsäule und Beinachse, Dehnung der Hüftbeuger sowie Stabilisierung der Knie

Ausgangsposition: hüftbreiter, aufrechter Stand

Ausführung:

1. Machen Sie mit dem rechten Bein einen Ausfallschritt nach hinten und beugen Sie dabei das vordere Bein.
2. Achten Sie darauf, dass beide Knie einen 90° Winkel haben und Sie nicht ins Hohlkreuz kommen.
3. Gehen Sie in die Ausgangsposition zurück und wechseln Sie die Seite.

Wiederholungen: 2 mal 10 Wiederholungen pro Seite

Wichtig: Knieschmerzen beim Arzt abklären lassen

Lassen Sie Schmerzen im Knie von einem Arzt abklären und machen Sie die Übungen erst, wenn der Schmerz oder die Schwellung abgeklungen ist.

Frage 4: Bei welchen Beschwerden hilft eine Behandlung mit Kälte, bei welchen mit Wärme?

Die Entscheidung, ob Kälte oder Wärme nach einer Verletzung angewendet werden sollte, hängt von der Art der Verletzung und dem Stadium der Heilung ab.

Kälteanwendung:

  • Kälte in Form von kalten Umschlägen, Eispackungen oder kalten Güssen kann Schmerzen lindern, Entzündungen reduzieren und Schwellungen minimieren, indem sie die Blutgefäße kurzfristig zusammenzieht und den Blutfluss verringert.
  • In der akuten Phase nach einer Verletzung wie Stauchung, Prellung, Zerrung oder Schleimbeutelentzündung ist Kälte die empfohlene Methode.
  • Achtung: Eispackungen immer indirekt (Handtuch zwischen Haut und Eispackung) und nicht länger als 10 bis 20 Minuten anwenden.

Wärmeanwendung:

  • Wärme (Wärmekompressen, Wärmflasche, Fango, Moor, Rotlicht, heiße Rolle) fördert die Durchblutung und den Lymphabfluss, steigert den Stoffwechsel und wirkt entspannend und somit schmerzlindernd auf das Gewebe und die Muskulatur.
  • Wärme kann bei Muskelverspannungen, Schmerzen durch Arthrose oder chronischen Schmerzen hilfreich sein.

Frage 5: Ergänzen sich Osteopathie und Physiotherapie? Wann ist Osteopathie besser geeignet, wann Physiotherapie?

Der Grundgedanke der Osteopathie ist, dass sich der menschliche Organismus selbst heilen kann. Dabei wird mehr Wert auf die Beziehung zwischen Knochen, Muskeln, Bindegewebe, Organen, Gehirn und Rückenmarkshäute gelegt, um den Körper als Ganzes zu behandeln. Die Osteopathie nutzt hauptsächlich passive Behandlungstechniken wie Mobilisation und Manipulation, um das Gleichgewicht und die Harmonie im Körper wiederherzustellen.

Die Physiotherapie konzentriert sich auf die Wiederherstellung und Verbesserung der Beweglichkeit, Stärke und Funktionalität des Körpers durch gezielte Übungen und Behandlungen. In der Physiotherapie wird eine Vielzahl von Techniken wie Bewegungsübungen, manuelle Therapie, Elektrotherapie, Lymphdrainage, Krankengymnastik oder Faszientechniken genutzt, um die Beweglichkeit und das Wohlbefinden des Patienten zu verbessern.

Beide Therapieformen lassen sich gut miteinander kombinieren. Sie ergänzen sich oftmals sehr gut.

Bleiben Sie gesund, wünschen Andy Sixtus und "Wir in Bayern"!


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