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Allgemeinmedizin Nabelbruch - Ursachen, Risiken und Behandlung

Ein Nabelbruch verursacht häufig keine Beschwerden. Deshalb gehen viele Betroffene nicht zum Arzt. Er sollte aber nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da er schnell lebensbedrohlich werden kann. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann klärt über die Risikofaktoren, mögliche Komplikationen und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Stand: 07.10.2022 10:28 Uhr

Bis zur Geburt sind Embryos über die Nabelschnur mit der Mutter verbunden und werden so mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Nach der Geburt wird die Nabelschnur ein paar Zentimeter über dem späteren Nabel durchtrennt, der Rest der Nabelschnur fällt nach wenigen Tagen ab und der Nabel entsteht. Der Nabel ist also eine Narbe und somit eine natürliche Schwachstelle in der Bauchwand, an der ein Nabelbruch entstehen kann.

Nabelbruch (Nabelhernie)

Hinter dem Nabel befindet sich eine dünne Bindegewebsschicht, die Bauchwand und Organe voneinander trennt. Wird diese beschädigt, kann eine Lücke entstehen, die sogenannte Bruchpforte. Durch diese kann Gewebe nach außen gelangen, was als Beule (Bruchsack) erkennbar ist.
Bei kleineren Nabelbrüchen drückt sich in der Regel nur etwas Bauchfett in den Bruchsack. Bei größeren Lücken in der Bauchwand können auch Teile der dahinterliegenden Organe wie Dünn- oder Dickdarm in den Bruchsack gelangen, was zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.

Ursachen und Risikofaktoren für einen Nabelbruch

Ein Nabelbruch kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten. Frauen sind jedoch häufiger davon betroffen, als Männer.
Folgende Risikofaktoren können dazu führen, dass der Druck auf das Bindegewebe hinter dem Nabel zu groß wird, so dass eine Lücke entsteht:

  • (starkes) Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • Chronische Verstopfung und damit verbundenes starkes Pressen beim Stuhlgang
  • schweres Heben
  • Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Bauchwassersucht/Aszites)
  • Leberzirrhose
  • genetisch bedingte Bindegewebsschwäche

Symptome bei einem Nabelbruch

Häufig ist ein Nabelbruch, zumindest am Anfang, nur optisch durch eine Vorwölbung (Beule) zu erkennen, er verursacht aber keine Beschwerden. Es kann jedoch jederzeit passieren, dass Teile des Darms in den Bruchsack rutschen und dort eingeklemmt werden. Dann handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der lebensbedrohlich ist und sofort operiert werden muss.

Folgende Symptome deuten auf einen eingeklemmten Darm hin:

  • plötzlich auftretende, starke Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Verstopfung
  • bläuliche Hautverfärbung im Bereich des Bruchs
  • Fieber

Wann zum Arzt?

Bemerken Sie eine Vorwölbung im Bereich des Nabels, sollten Sie immer Ihren Hausarzt aufsuchen. Dieser kann einschätzen, ob der Nabelbruch gefährlich ist und operiert werden muss.
Leiden Sie zudem plötzlich an starken Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und/oder einer Blauverfärbung der Haut im Nabelbereich, handelt es sich um einen medizinischen Notfall und Sie sollten direkt in die Notaufnahme eines Krankenhauses fahren oder einen Rettungswagen (Notruf 112) rufen.

Therapie: Nabelbruch-Operation

In der Regel muss ein Nabelbruch nur dann operiert werden, wenn er größer wird oder Schmerzen verursacht, da dann die Gefahr besteht, dass sich Darmschlingen einklemmen.
Die Operation kann entweder offen oder minimal-invasiv durchgeführt werden:

  • Bei der offenen Nabelbruch-OP wird ein kleiner Schnitt am Bauchnabel gemacht, das darunterliegende Bindegewebe vernäht und wieder verschlossen.
  • Bei der minimal-invasiven Methode wird nur ein kleiner Schnitt gemacht, durch den eine Kamera und die Instrumente eingeführt werden.

Vor allem bei größeren Nabelbrüchen (etwa ab einer Bruchlücke von zwei Zentimetern) wird zudem in der Regel ein Kunststoffnetz zur Stabilisierung eingenäht.
Meist wird die Operation unter Vollnarkose durchgeführt und dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Selten werden kleinere Brüche auch unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) operiert.
Je nach Größe des Bruchs wird die Operation ambulant oder stationär durchgeführt.

Heilungsprozess

In der Regel spüren die Patienten nur wenige Tage einen Wundschmerz. Nach spätestes zwei Wochen ist der operierte Bereich meist wieder schmerzfrei und die Schwellung sind abgeklungen.
In den ersten drei Wochen nach der Operation sollten sich die Patienten körperlich schonen. Danach sollte leichter Sport wie Schwimmen, Joggen oder Radfahren wieder problemlos möglich sein.
Auf größere Belastungen der Bauchdecke, wie etwa Bauchmuskeltraining oder schweres Heben, sollte jedoch drei Monate verzichtet werden, damit die Naht nicht wieder aufgeht.

Bleiben Sie gesund wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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