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Allgemeinmedizin Erste Hilfe-Tipps für die Feiertage

Wer kennt das nicht? Man wird über die Feiertage krank oder verletzt sich, genau dann, wenn Apotheken und Arztpraxen geschlossen und die Notaufnahmen und Bereitschaftspraxen völlig überfüllt sind. Gut, wenn Sie in solch einem Fall wissen, wie Sie sich selbst helfen und auf eine gut bestückte Hausapotheke zurückgreifen können. Tipps von Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann, wie Sie sich bei kleineren Verletzungen und Krankheiten selbst helfen können.

Stand: 14.12.2023 12:40 Uhr

Eine Frau holt ein Medikament aus der Hausaoptheke | Bild: picture-alliance/dpa/ JOKER/Paul Eckenroth

Wer sich an den Weihnachtsfeiertagen verletzt oder krank wird, muss oft stundenlang in überfüllten Notaufnahmen warten. Das muss aber oft gar nicht sein. Bei vielen Krankheiten und kleinen Notfällen, die klassischerweise über Weihnachten auftreten, können Sie sich den Weg zum Arzt sparen und sich selbst verarzten.

Hausapotheke (nicht nur) für die Feiertage

Eine gut bestückte Hausapotheke sollte beinhalten:

  • Verbandsmaterialien: Pflaster, sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandklammern, nichthaftende Gazeverbände für Brandwunden
  • Splitterpinzette
  • Kühlkompressen gegen Verstauchungen
  • Jodsalbe für infektionsgefährdete Verletzungen
  • Hautdesinfektionsmittel ohne Alkohol
  • Schmerz- und Fiebermittel: Am besten geeignet ist Ibuprofen, das nicht nur gegen Schmerzen jeglicher Art, sondern auch gegen Entzündungen hilft. Achtung: Die maximale Tagesdosis für Erwachsene beträgt 1200 mg Ibuprofen. Mehr hilft nicht besser gegen die Schmerzen, belastet aber den Körper.
  • Säurebindendes Medikament gegen Sodbrennen
  • Medikamente gegen Erkältungsbeschwerden: Schleimlöser, abschwellendes Nasenspray, Halstabletten, Medikament gehen Husten
  • Medikamente gegen Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Blähungen oder Verstopfung
  • Magnesium gegen den "Silvester-Kater"

Wichtig: Medikamente gegen chronische Krankheiten

Lassen Sie sich rechtzeitig vor den Feiertagen die Medikamente verschreiben, die Sie regelmäßig einnehmen müssen. Eventuell schließt Ihr behandelnder Arzt seine Praxis nicht nur für die Feiertage, sondern länger. Das sollten Sie unbedingt frühzeitig in Erfahrung bringen und bei der von Ihnen benötigten Tablettenmenge berücksichtigen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Brandwunden richtig versorgen

Kühlen Sie kleinere Verbrennungen und Verbrühungen zunächst mindestens 15 bis 20 Minuten unter fließendem, kaltem Wasser, um das sogenannte Nachbrennen zu verhindern, bei dem bis dahin noch gesunde Zellen zerstört werden.
Brandblasen
müssen, solange sie zu sind, nicht zwingend vom Arzt versorgt werden. Es reicht aus, sie gut gepolstert zu verbinden. Bei offenen Brandblasen hingegen sollte ein Arzt das tote Gewebe steril abtragen, damit sich keine feuchten Taschen bilden, die zu Infektionen führen können.
Wichtig: Bei großflächigen Verbrennungen bitte sofort den Notarzt rufen.
Übrigens:
Wundsalben bringen bei Verbrennungen nichts - außer Keime in die Wunde.

Schnittwunden

Bei einer kleinen Schnittwunde genügt meist ein Pflaster. Größere, stark blutende Wunden sollten Sie mit einer sterilen Auflage und einer Mullkompresse versorgen. Gegebenenfalls ist auch ein Druckverband sinnvoll: Drücken Sie dafür einen sterilen Verband für fünf bis zehn Minuten leicht auf die Wunde, bis die Blutung nachlässt.

  • Lassen Sie kleine Schnittwunden vor dem Versorgen etwas ausbluten. So werden Schmutzpartikel aus dem Gewebe geschwemmt.
  • Stark verschmutzte Schnittwunden vorsichtig mit kühlem Leitungswasser ausspülen.
  • Verwenden Sie zum Desinfizieren der Schnittwunde ein Hautdesinfektionsmittel.
  • Lagern Sie das verletzte Körperteil hoch, damit weniger Blut einströmt.
  • Schürfwunden und oberflächliche Wunden heilen gut an der frischen Luft.

Wichtig: Wunden mit ausgefransten oder klaffenden Wundrändern sollten von einem Arzt versorgt werden. Muss eine Wunde genäht werden, hat der Chirurg maximal sechs Stunden Zeit, danach geht nichts mehr, weil die Verkeimung zu weit fortgeschritten ist.

Gut zu wissen:

Wunden sollten möglichst steril bleiben. Berühren Sie die Wunde nicht mit dem Mund, saugen Sie nicht daran und pusten Sie nicht darauf, denn Speichel enthält viele Keime.

Sodbrennen

Zu viel, zu fett und zu süß: vor allem an Festtagen essen wir oft zu üppig. Das darauffolgende Sodbrennen ist, genau wie der Kater, eine "Strafe" für die kulinarischen Sünden.

  • Oft hilft es bei akutem Sodbrennen, ein Stück trockenes Brot oder ein paar kleingekaute Mandeln zu essen.
  • Für eine ruhigere Nacht sorgen Sie, wenn Sie kurz vor dem Schlafengehen nichts mehr essen und das Kopfteil des Bettes etwas höher stellen. Das erschwert einen möglichen Rückfluss.
  • Gegen starkes Sodbrennen erhalten Sie in der Apotheke frei verkäufliche säurebindende Medikamente.

Achtung: Ein Verdauungsschnaps bewirkt das Gegenteil!

Bekämpfen Sie Völlegefühl und Unwohlsein nach zu üppigem, fettigem Essen nicht mit einem "Verdauungsschnäpschen". Denn Fett in Kombination mit Alkohol ist der halbe Weg zum Gichtanfall, zur Gallenkolik oder schlimmstenfalls zur Bauchspeicheldrüsenentzündung. Besser ist ein Verdauungsspaziergang, der die Magenentleerung ankurbelt.

Nasenbluten

Die häufigste Ursache für Nasenbluten sind Glutgefäßeinrisse in den vorderen Abschnitten der Nasenscheidewand. Hier trocknen die Gefäße schnell aus und werden porös.

  • In vielen Fällen endet Nasenblutens spontan.
  • Bei stärkerem Nasenbluten können Sie versuchen, durch Zusammendrücken der Nasenflügel die Blutgefäße zu verschließen. Beugen Sie dazu am besten den Kopf nach vorne und drücken Sie etwa zwei Minuten.
  • Auch ein Eis-Beutel im Nacken kann Nasenbluten stoppen, da sich die Blutgefäße etwas zusammenziehen. Ein feuchtes Tuch, wie häufig praktiziert, bringt hingegen nichts. Es muss schon richtig kalt sein, um eine Wirkung zu erzielen.  

Wichtig: Heftiges und/oder wiederholtes Nasenbluten bei Personen mit sehr hohem Blutdruck oder solchen, die Blutverdünner einnehmen, muss ärztlich behandelt werden. Warten Sie hier nicht zu lange!

Fischgräte im Hals

Vor allem Süßwasserfische enthalten oft kleine und spitze Gräten, die im Hals hängen bleiben können. Sie spießen sich mit Vorliebe in das Mandelgewebe ein - sowohl im Gaumenbereich als auch auf dem Zungenrücken. Extrem selten bleiben sie dann auch in der Speiseröhre hängen.

  • Wenn Sie eine Fischgräte im Hals vermuten, essen Sie Kartoffelbreioderweiches Brot. In einigen Fällen wird die Gräte damit abgelöst und geschluckt.
  • Hilft das nicht, bleibt nur der Gang zum HNO-Arzt oder in die HNO-Klinik um die Gräte entfernen zu lassen.

Viel Erfolg mit den Tipps und entspannte Feiertage wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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