BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Pfeilerkommode Visionäres Möbel

Um 1780 wurde in Sachsen mit Möbeln wie dieser Pfeilerkommode das moderne Gestaltungsprinzip des "Form follows Function", "die Form entwickelt sich aus der Funktion" bereits vorweggenommen.

Stand: 01.07.2013 | Archiv

An diesem seltenen und formschönen Möbel lässt sich die Entwicklung vom Barock zum Klassizismus gut ablesen. Die bewegte Formensprache des Barock weicht hier den geraden Flächen. Doch die herausragenden Ecken in Form von Lisenen sind noch Zugeständnisse an den Vorgängerstil.

Ansonsten ist diese zweischübige Pfeilerkommode dem klassizistischen Ideal der Einfachheit verpflichtet: als dekorative Elemente reichen die kunstvoll gegeneinander versetzten Flächen und einfache geometrische Ornamente wie Quadrat, Kreis und Rechteck völlig aus. Sogar das Hauptmaterial selbst, Birkenmaserholz, übernimmt eine schmückende Funktion.

Was klassizistische Möbel normalerweise auszeichnet, ein architektonischer, an Tempel erinnernder Aufbau, fehlt hier. Stattdessen verweist diese Kommode nur auf sich und ihre Funktionalität. Dieser sehr fortschrittliche Stil, der das Biedermeier vorwegnimmt, entwickelte sich damals ausschließlich in Sachsen, vor allem in Weimar und Dessau - vielleicht nicht zufällig die späteren Zentren der Bauhausbewegung. Möbel wie diese Kommode sind daher von wegweisender Bedeutung in der deutschen Kulturgeschichte.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 3.000 bis 3.500 Euro
  • Datierung: um 1780
  • Herkunft: Sachsen
  • Sendung vom 6.7.2013

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